Kirchendach zu verkaufen! - Wie die Wengerohrer die Renovierung ihres Gotteshauses finanzieren

Wittlich-Wengerohr · Die Wengerohrer finanzieren mit ungewöhnlichen Aktionen und großem Engagement die Renovierung ihres Gotteshauses. Die ist nötig, nicht nur weil die Elektrik ein Eigenleben führt.

 Der Bauausschuss der Kirche Wittlich-Wengerohr packt gemeinsam an, damit das Gotteshaus renoviert werden kann und anschließend mit Leben gefüllt wird. Im Bild von links: Stefan Kiewel, Wolfgang Kessler, Manfred Thommes, Christiane Kiewel, Kerstin Trojan und Philipp Kampfmann. TV-Foto: Christina Bents

Der Bauausschuss der Kirche Wittlich-Wengerohr packt gemeinsam an, damit das Gotteshaus renoviert werden kann und anschließend mit Leben gefüllt wird. Im Bild von links: Stefan Kiewel, Wolfgang Kessler, Manfred Thommes, Christiane Kiewel, Kerstin Trojan und Philipp Kampfmann. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Jetzt geht's los: Die Renovierung der Kirche in Wengerohr soll diese Woche beginnen. Möglich ist das, weil sich vielen Menschen und der Kirchenbauverein dafür einsetzen. Sonst wären die Kosten nicht zu stemmen gewesen. Ein Teil des benötigten Geldes ist bereits gesammelt, aber es bleibt noch einiges zu tun.
Die Ideen sind da. Der Ortsvorsteher selbst hat ein Modell der Wengerohrer Kirche gebaut. Es steht im hinteren Teil des Gotteshauses und dient als Spendenbox. Einige Schritte dahinter, ist die Kirche ein weiteres Mal aufgezeichnet, mit Namen auf dem Dach.

Das hat seinen Grund, denn der Bauausschuss der Kirche Wittlich-Wengerohr hat Teile des Dachs "verkauft": Für 95 Euro konnte man einen Quadratmeter erwerben. 200 sind davon schon verkauft. Das ist nur eine von vielen Aktionen. Der Chor Tonart hat beispielsweise ein Konzert gegeben und Adventsbasare mit Gestecken, Holzwaren und Handarbeiten veranstaltet. Christiane Kiewel sagt: "Rund 100 Gestecke haben wir dafür gebunden." Nach den Gottesdiensten wird Kaffee und Kuchen angeboten, es gab auch schon Bausuppe, deren Erlös für die Renovierung war. Durch die verschiedenen Aktivitäten und Spenden sind bis jetzt 20 000 Euro zusammengekommen. Manfred Thommes, erster Vorsitzender des Kirchenbauvereins, sagt: "Die rund 30 000 Euro, die zum Eigenanteil der Pfarrgemeinde an den Gesamtkosten noch fehlen, hat uns eine Pfarrei innerhalb der Pfarreiengemeinschaft geliehen. Die werden wir natürlich zurückzahlen. Dafür ist noch einiges an Arbeit nötig."

Insgesamt kostet die Renovierung 165 000 Euro. Das Bistum übernimmt 77 000 Euro, die Pfarrgemeinde muss 88 000 Euro zahlen, die Pfarrgemeinde Wittlich-Wengerohr hat dabei Rücklagen in Höhe von rund 38 000 Euro.
Von dem Geld werden das Dach repariert, Schimmelschäden beseitigt, die Elektrik und die Aufhängung im Glockenstuhl erneuert und die Sicherheitsstandards auf den aktuellen Stand gebracht. "Die Elektrik führt hier schon ein gewisses Eigenleben. Einmal haben die Glocken angefangen zu läuten, und erst nach einer halben Stunde wieder aufgehört. Zudem muss man die Beleuchtung für das Kreuz manuell anschalten", sagt Wolfgang Kessler.

Neben der Renovierung der Kirche haben sich der Bauausschuss und der Kirchenbauverein zum Ziel gesetzt, auf Menschen zuzugehen, die nicht regelmäßig den Gottesdienst besuchen, denen die Kirche aber am Herzen liegt. "Insgesamt haben 50 bis 60 Personen aktiv mitgeholfen, dass wir die Spendensumme zusammenbekommen haben, davon ist nur ein Teil in den Gremien aktiv", so Stefan Kiewel vom Bauausschuss. Kerstin Trojan ergänzt: "Ich bin von einigen Leuten angesprochen worden, die eigentlich gar nichts mit der Kirche zu tun haben. Sie wollten wissen, wie der Stand der Dinge ist, haben Geld gegeben oder mitangepackt."
Und nun geht es mit dem Aufbau des Gerüsts los, und je nach Witterung beginnen dann die Arbeiten am Dach. Bis Ende Mai sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Damit Interessierte schon vorher einen Blick in die Kirche werfen können, ist am 14. Mai ein Baustellenkonzert mit dem Chor Tonart und dem Musikverein Wengerohr geplant.

Dass den Gremien dann die Arbeit ausgeht, glaubt keiner. Christiane Kiewel sagt: "Durch die Veränderungen, die sich nach der Synode ergeben, bleiben viele Aufgaben, und wir haben schon einige inhaltliche Ideen, beispielsweise das Seitenschiff für Andachten oder moderne Gottesdienstformen zu nutzen." Bauausschussmitglied Philipp Kampmann fasst es so zusammen: "Nach dem Bau ist vor dem Projekt".
DIE KIRCHE UND DER KIRCHENBAUVEREIN

Extra

Die Kirche Wittlich-Wengerohr St. Peter ist 1952/1953 von den Wengerohrern selbst gebaut worden. Wengerohr ist seit 1951 eine eigenständige Pfarrei, vorher hat sie zur Pfarrei Bombogen gehört. Mit dem Bau hat sich damals ein Kirchenbauverein gegründet, der bis zu 120 Mitglieder hatte. 2015 stand der Verein, der damals nur noch 30 Mitglieder hatte, vor dem Aus, weil sich kein Vorsitzender mehr fand. Das konnte abgewendet werden. Inzwischen sind es einige Mitglieder mehr, "aber von den 99 Mitgliedern, die es brauchen würde, damit Pfarrer Bruno Comes zum 100. wird, ist der Verein noch weit entfernt", erklärt der erste Vorsitzende Manfred Thommes.

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