Kleine Könige in guter Gesellschaft

Wie entwickelt sich die Bevölkerung im Landkreis, und welche Schlüsse aus der Altersstruktur kann man auf die Zahl künftiger Kinder ziehen? Wie viele Kinder können in den Städten und Verbandsgemeinden künftig betreut werden, und was ist überhaupt der aktuelle Stand der Plätze? Damit beschäftigte sich unter anderem der Jugendhilfe-Ausschuss.

 Mehr Platz für kleine Könige soll es geben. Derzeit fehlen Betreuungsmöglichkeiten für Vorschulkinder. TV-Foto: Sonja Sünnen

Mehr Platz für kleine Könige soll es geben. Derzeit fehlen Betreuungsmöglichkeiten für Vorschulkinder. TV-Foto: Sonja Sünnen

Bernkastel-Wittlich. Die Stadt Wittlich, die Einheitsgemeinde Morbach oder die Verbandsgemeinden im Landkreis erlebte der Jugendhilfe-Ausschuss jetzt als Zickzacklinien, Prozente-Kästchen und Zahlentabellen. Und all die Statistiken und Hochrechnungen, Ist- und Sollzahlen sollen eine Art Kursbarometer bis 2026 sein für das, was künftig den Landkreis Bernkastel-Wittlich lebendig erhält: die Kinder. Wo können sie betreut werden, zumal ab dem Jahr 2010 für alle ab zwei Jahre ein Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz gilt?

Die Tabellen zeigen: Bleibt alles, wie es ist, steht etwa bei der Altersgruppe der bis Dreijährigen überall ein Minus in der Bilanz zwischen vorhandenen und vorzuhaltenden Krippenplätzen, mal größer, mal kleiner (der TV berichtete ausführlich). Bei den Prognosen für die Schulkinder bis zehn Jahre sind die Prognosen der "Perspektivplanung Kindertagesstätten" jedoch mit Vorsicht zu genießen. "Die Hortplätze sind zu sehen im Kontext mit dem Thema Ganztagsschulangebote. Da wird sich die ein oder andere Zahl relativieren", erklärte Landrätin Beate Läsch-Weber, bevor der Autor der Studie, Wolf Krämer-Mandeau von der Bonner Projektgruppe Bildung und Region seine Grafiken kommentierte. Er wies dabei auf die Wichtigkeit hin, das Thema ernst zu nehmen: "Sie haben unglaublich viele Einrichtungen. Wenn Sie wollen, können Sie Eltern anbieten, was sie brauchen und sind konkurrenzfähig zu Trier, denn wo Sie deutlich punkten können sind: Bildung, Betreuung, Vielfalt."

Dabei müsse man wegen der schrumpfenden Gesamtbevölkerungszahl darüber nachdenken, ob frei werdender Platz in Grundschulen - auch um Leerstände zu vermeiden - genutzt werden könne, um auf die wachsende Nachfrage nach Krippenplätzen zu reagieren: "Alles, was Sie nicht für mehr Beton ausgeben, können Sie dann für Bildung ausgeben."

Die Landrätin erinnerte, dass solche "Häuser für Bildung" grundsätzlich gut seien. Tatsache sei jedoch, dass die Einrichtungen mancherorts jedoch nicht beieinander lägen: "Wir haben bestehende Strukturen vor Augen und arbeiten nicht auf dem Reißbrett."

Ob Krippe, Kita, Hort oder Schule: Erst mit Eltern gibt es Kinder. Dazu hieß es: "Wir sind bei den Eltern jetzt im tiefsten Tal, aber die Talsohle ist erreicht und da wird es einen Anstieg geben. Und es gibt in den Verbandsgemeinden große Unterschiede in der Alterspyramide. Aber ein Problem ist: Sie haben zu viele Männer und zu wenig Frauen im Kreis", so der Statistiker, der auch noch einen für manchen nachdenkenswerten Spruch parat hatte: "Viele Kinder bekommen Sie nur, wenn Frauen arbeiten können."

Meinung

Nachholbedarf bei Versorgung

Breite Straßen oder ein schneller Internet-Anschluss sind wichtige Standortfaktoren. Sowohl für Betriebe als auch für Menschen. Damit allein ist es jedoch nicht getan. Die Versorgung mit Schulangeboten so wie Krippen, Kindergärten und Horten wird beim Kampf um Einwohner eine immer größere Rolle spielen. In diesem Bereich ist noch viel zu tun. Vor allem in der Stadt Wittlich, die auch in Zukunft aufgrund der harten Standortfaktoren weiterhin eine große Anziehungskraft ausüben wird. Bisher geschehen ist dort wie in vielen anderen Orten im Landkreis nahezu nichts. Die Demographie wird den Verantwortlichen in den Kommunen jedoch zum Handeln zwingen. Denn wenn die vorhandenen Kindergärten ihr Angebot nicht erweitern, werden viele auf Dauer nicht mehr bestehen können. Dass jedoch rasches Handeln Not tut, zeigt die Fortschreibung des Kindertagesstättenplans. Auch deshalb, da Eltern bisher oft Pech haben, wenn sie nach einem Betreuungsangebot fragen. Ab 2013 haben sie einen Rechtsanspruch darauf. Das sollte den Verantwortlichen nicht erst 2012 bewusst werden. h.jansen@volksfreund.deextra Sprüche: "Manchmal ist es gut, wenn das Aufwachsen als Prinzessin oder Prinz in den Familien aufhört. Es ist passé, Kinder nicht in den Kindergarten zu schicken, weil man denkt, zuhause käme man besser zurecht", Wolf Krämer-Mandeau, Autor der Perspektivplanung. "Ich habe bisher noch nie gehört, dass die Zahl der Kinder zunimmt. Wo sollen die herkommen, wenn die Frauen abhauen?", fragt ein Ausschussmitglied, das aufgeklärt wurde, die Zahlen seien solide ("Eine Frau, die nicht da ist, lassen wir nicht schwanger werden"), worauf ein weiterer Herr nachlegte: "Ich habe drei Töchter, die sind noch hier gemeldet. Die wohnen nicht mehr hier, und nach ihrer Statistik kriegen die Kinder, aber nicht hier." "Sie erlauben mir das als ehemalige Frauenbeauftragte der Kleinstadt Frankfurt am Main", Landrätin Beate Läsch-Weber, die keinen Schwerpunkt "Frauensache" stehen lassen wollte, sondern auf die Vorteile frühkindlicher Bildung hinwies.

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