Kleine Schulbus-Debatte

Nach durchweg einstimmigen Beschlüssen im VG-Rat Wittlich-Land erregte ein Vorschlag von Angelika Brost (SPD) die Gemüter. Sie forderte, die Verbandsgemeine habe sich in Sachen Schülertransport zu engagieren.

Wittlich. "Ich finde es dringend geboten, dass wir hier als Verbandsgemeinde eine akzeptable Lösung finden", sagt Monika Brost im VG-Rat. Sie habe von einem Schulgesetz-Paragrafen gelesen, der auch VG auffordere, Regelungen für den Schülertransport zu finden. Sie sprach von "katastrophalen Zuständen" und dass Bildung schon im Schulbus anfange. "Oh, jetzt übertreib' nicht", schallte es aus der Ecke der Ortsbürgermeister. "Alles eine Frage des Geldes"

Bürgermeister Christoph Holkenbrink fragte nach: "Was möchten Sie, was konkret getan wird?" Dazu gab er den Hinweis, dass der Kreis für den Schülertransport zuständig und alles eine Frage des Geldes sei: " Man kann fordern, es soll niemand im Bus stehen. Das kostet viel Geld." - und habe womöglich eine Kreisumlagen-Erhöhung zur Folge. Marianne Kranz (CDU) forderte den genauen Gesetzestext bevor man spekuliere. Außerdem sei klar: "Das sind Themen, die unsere VG nicht direkt betreffen." Gemeinsamer Antrag von CDU und FDP

Rita Wagner (FDP) sagte, im Kreistag gebe es einen gemeinsamen Antrag von CDU und FDP zum Thema: "Es wird jetzt geguckt, gerechnet, geprüft." Angelika Brost blieb dabei, man müsse sich "einen Überblick darüber verschaffen, wie die Situation in der VG" sei. Derweil kommentierte ein zuhörender Ortsbügermeister: "Wir drehen uns hier im Kreis" und verließ den Saal. Kreistagsbeigeordneter Siegfried Schneider merkte an: "Es wundert mich, dass Sie über Ihre Fraktion nicht über die Entwicklungen im Kreis informiert sind." 6,9 Millionen Euro koste die Schülerbeförderung, der Kreis lege 1,9 Millionen dazu und: "Das ist Sache des Kreises. Er bezahlt und muss letzendlich darüber befinden." Franz Krumeich (CDU) erntete Gelächter, als er anmerkte seine zwei Kinder seien neun Jahre nach Wittlich unterwegs gewesen: "Ich habe sie immer gefragt, ob sie nicht mit mir fahren wollten, aber beide nahmen viel lieber den Bus." Das bestätigte einer seiner Fraktionskollegen für seine Kinder, dem zudem aufgefallen war, dass bei der Berichterstattung zum Thema "in der Zeitung auf allen Fotos nur fröhliche und lachende Kinder" zu sehen gewesen seien. "Dann müssen Sie mal selbst mitfahren", rief man ihm zu. Auch das Alter macht einen Unterschied

Auf das Angebot hieß es: "Das ist schon ein Unterschied, ob ich als 60-Jähriger oder Junge mitfahre." Angelika Brost fand die Debatte "zynisch" und hörte von Erwin Weber (CDU) : "Dann müssen wir sagen, alle Kinder müssen sitzen und angeschnallt sein. Bringen Sie das mal erst Ihrer Regierung bei." Mit dem Hinweis, man sei weder in Kreistag noch Landtag, holte Christoph Holkenbrink alle wieder auf den Boden der Tatsachen und bot an, man werde den Kreis bitten, "dass er uns über den heutigen Stand informiert." "Genau", kommentierte Angelika Brost. Meinung Mal drüber geredet Sehr emotional ist das Thema Schülertransport. Und sehr emotional waren die Dialoge dazu im VG-Rat. Das "Ruhe-Glöckchen" bimmelte mehrmals. Die Zuständigkeit liegt eindeutig beim Kreis. Natürlich kann auch ein VG-Rat seinen Kommentar, seine Besorgnis über die Zustände äußern und Informationen darüber wünschen, was im Bereich der VG dazu Stand der Dinge ist. Keiner hat als Optimum etwas dagegen, wenn jeder Schüler einen Sitzplatz bekommt, womöglich sogar einen mit Sicherheitsgurt. Wie Bürgermeister Holkenbrink bemerkte, ist es ja auch nicht verboten, sich um Aufgaben zu kümmern, die eigentlich andere Behörden betreffen. Sein Hinweis, man sei im VG-Rat und weder im Kreistag noch im Landtag rückte jedoch die Realitäten zurecht. Alle reinen VG-Ratsangelegenheiten verliefen übrigens ohne Debatte. Und wer sich für eine Veränderung beim Schülertransport einsetzen will, sollte das direkt bei den zuständigen übergeordneten Gremien tun und nicht versuchen, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Das ist nicht effektiv und bringt nicht voran. s.suennen@vollksfreund.de

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