Kleinod mit reicher Geschichte

Kröv · Der Heiligen Dreifaltigkeit ist die Grabkapelle Kesselstadt in den Weinbergen oberhalb von Kröv gewidmet. Die wurde 1663 als Anbau an die Remigiuskirche erbaut. Heute finden dort Spaziergänger Ruhe und Besinnung.

Kleinod mit reicher Geschichte
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Kröv. Der Mandelbaum vor der Grabkapelle Kesselstadt erinnert jetzt im Winter mit seinen blattlosen Ästen an einen Vogel, der seine Flügel ausbreitet, um über die Mosel davon zu fliegen. Dabei passt er sehr gut zu dem gepflegten Platz vor der Kapelle mit Buchs und Bank. Wanderer, die den Weinlehrpfad erkunden, kommen dort vorbei und Touristen, die die Landschaft genießen.

Das Gotteshäuschen ist neben der Bergkapelle, die weiter oben in den Weinbergen liegt, die zweite außerhalb des Orts. Sie ist 1663 als Anbau an die St. Remigiuskirche errichtet worden. Die Herren von Kesselstadt, die als Vertreter des Kurfürsten und Erzbischofs von Trier in Kröv in der alten Burg der Herren von Daun wohnten, haben sie als Grablege bauen lassen.
Eine Steinplatte im hinteren Teil der Kapelle weist darauf hin, dass hier ein Kind der Familie von Kesselstadt beigesetzt wurde.TV-Serie Landmarke


Als 1725 die heutige Pfarrkirche fertiggestellt war, riss man die alte Kirche ab. Dabei war die Remigiuskirche nicht die ursprüngliche Pfarrkirche, sondern die Eigenkirche des darunter liegenden karolingischen Hofs. Durch den Abriss musste die Kapelle ebenfalls erneuert werden. Sie wurde mit den alten Bauteilen im gotischen Stil wieder hergestellt. Sogar die Rechnungen über die "Zweitauflage" gibt es noch. Sie sind in der Stadtbibliothek Trier gelagert.

Geweiht ist die Grabkapelle der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, nicht wie man aufgrund der Pieta in der Muschelnische, annehmen könnte, der Gottesmutter Maria. Gudrun Hüls-Beth, ehemalige Lehrerin und Heimatforscherin, die die Geschichte der Pfarrgemeinde und der Kapelle sehr gut kennt, erklärt: "Eine naive Schnitzerei im Giebelfeld des Altars weist darauf hin. Die Muschelnische darunter war passend für die Pieta aus dem Wolfer Kloster (siehe Extra), die inzwischen im Dommuseum Trier steht. Sie ist ersetzt durch eine schmerzhafte Muttergottes vom Klausener-Typus."
In der Kapelle sind zudem die Gedenktafeln der Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs untergebracht.

Die Kapelle, in der ungefähr zwanzig Personen Platz haben, ist gut besucht, was das Kerzengeld, das zum Erhalt der Kapelle beiträgt, zeigt. Im Mai jeden Jahres gestalten die Frauen des Ortes eine Marienandacht dort. Und bei der Eröffnung des Weinlehrpfads wurde die Kapelle miteingebunden. Gudrun Hüls-Beth berichtet: "Die Kapelle wird jeden Tag aufgeschlossen, und manchmal finden hier spontan Andachten statt." Bis vor drei Jahren war die Grabkapelle Eigentum der Familie von Kesselstadt. Dann hat sie es der Gemeinde geschenkt, die zunächst einmal das Dach saniert hat. Die Pfarrgemeinde Kröv gehört zu den ältesten des Bistums. chb

Unter Landmarken versteht man außergewöhnliche Formationen im Gelände, die zum Beispiel Wanderern zur Orientierung dienen. Dabei kann es sich um natürliche, aber auch um vom Menschen geschaffene Wahrzeichen handeln.
Extra

Kleinod mit reicher Geschichte
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
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Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Die Pieta des Wolfer Klosters wurde bei der Reformation aus den Kirchen entfernt. Die Statue, die von Nikolaus von Maastricht gefertigt worden ist, wurde einen Felsen herabgeworfen. Sie blieb lange verschwunden. Einer Erzählung nach jagten eines Tages die Herren von Kesselstadt unterhalb des Klosters. Am Ende der Jagd vermisste man die Hunde. Als man sie fand, knieten sie vor dem Vesperbild, dem die Tränen über die Wangen liefen. Die Herren von Kesselstatt brachten es nach Kröv, wo es bis Anfang der 80er Jahre in der Grabkapelle stand. Jetzt ist es im Trierer Dommuseum zu sehen. chb

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