"Kreiau" so lange die Stimme hält

WITTLICH. Wittlich steigt mit "Bussi Air" hoch hinaus: Jede Menge Lokalkolorit zeichnet den Rosensonntags-Umzug in der Kreisstadt aus. Auch das Lufthansa-Flugzeug, das den Namen der Säubrennerstadt in aller Welt bekannt macht. Doch wie ein anderer Wagen glaubhaft macht: "Moulin Rouge, Paris, das ist doch mau. Die heißesten Weiber schreien Kreiau!"

Den Schlachtruf kennt in Wittlich jeder: "Kreiau", rufen schon die Kleinsten, damit sich der Bonbonregen über sie ergießt. Pünktlich um 14.11 Uhr zieht die 36 Gruppen starke Karawane von der "Schääl Said" durch die Innenstadtgassen. Bei dem "Weddlia Weder" säumen mehr als 10 000 Gecken den Straßenrand. Eine kleine Prinzessin freundet sich mit einem Cowboy an, schwarz-rot-gold ist nach dem Handball-Erfolg auch 2007 eine beliebte Farbkombination und mit Stimmbänder ölenden Getränken haben sich die Gecken bestens versorgt.Die Weddlia Möhnen sind vollauf zufrieden: Ihre Revolution ist ein Erfolg. Der entmachtete Bürgermeister hat es sich ebenfalls am Straßenrand gemütlich gemacht und verfolgt mit weiß-roter Narrenkappe, Hund und Begleitung das Spektakel, das sich dieses Jahr durch besonders viel Lokalkolorit auszeichnet: Die "Tratschweiber" gehen auf Schatzsuche bei der römischen Villa, eine Sträflingsgruppe wirbt mit "JVA - Zimmer frei" und spielt auf die Erweiterung des Gefängnisses zum größten in Rheinland-Pfalz an.

Affenzirkus, Seepferdchen und Amtsschimmel

"Die Wittlich", also das Lufthansa-Flugzeug, beschäftigte gleich mehrere Gruppen, eine hatte sogar aus Zeitungsartikel ein Flügelwerk gebastelt, umgeben von fülligen Stewardessen, die die Wartenden mit reichlich Schnaps versorgten. Für Stimmung sorgte der Moulin-Rouge-Wagen, der bewies: Die heißesten Weiber schreien tatsächlich "Kreiau", dagegen ist sogar Paris eher mau.

"Wittlich hat's" war gleich drauf zu lesen: Stadthalle, Stadttore, Verkehrsleitsystem, Bypass-Kreisel und noch viel mehr zog die lustige Würfelgruppe durch die Straßen und riet: "Mensch ärgere Dich nicht!". "Seepferdchen statt Amtsschimmel" forderten die Gecken nach den jüngsten Ereignissen in Wittlichs Vitelliusbad, wo nicht jeder Kindern beim Schwimmenlernen helfen darf. Der "Wittlicher Affenzirkus" unter Anführung von Stecha-Mattes, alias Adi Kaspari, kannte ebenfalls keine Gnade: Vitelliuspark, die Wildbrücke, Schloss Philippsfreude, Kulturamtsleiter Calleen und die Phantom-Plakette - nichts, was der Affenzirkus ausließ. Außer vielleicht Spongebob, aber der Schwammkopf kommt ja auch nicht aus Wittlich. Der Comicfigur war aber zur großen Freude aller Kinder ein eigener Motivwagen gewidmet, der mit allerlautesten "Kreiau"-Rufen bedacht wurde. Keine Frage, die Stadt hat Potenzial.

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