Kultur geht durch die Beine - Eine Fußballmannschaft für Flüchtlinge in Wittlich

Wittlich/Kaisersesch · Massud Anwari gründet mithilfe einer Wittlicher Firma eine Fußballmannschaft für Flüchtlinge - und bringt den Spielern nebenbei die deutsche Kultur näher.

Wittlich/Kaisersesch Als der zehnjährige Massud 1997 aus Afghanistan nach Deutschland kommt, versteht er weder die Sprache seiner neuen Heimat, noch die Mentalität der Deutschen. "Als Migrant braucht man eine Weile, um zu verstehen, wie die Menschen in Deutschland ticken", sagt der Monteur heute.
Dieses Verständnis für die deutsche Kultur will er nun anderen Flüchtlingen erleichtern - mit Fußball. Sicher: Um Spaß am Kicken und Gewinnen geht es natürlich auch. Seit einem guten Monat trainiert er deshalb eine Flüchtlingsmannschaft in seinem Wohnort Kaisersesch (Landkreis Cochem-Zell).
Zwölf Mann, einige auch aus dem Wittlicher Raum, sind schon dabei und beim Freizeitmannschafts-Turnier in Bergweiler haben sie den ersten Platz gemacht. Beim Gehörlosen-Sportfest in Trier den dritten. Die Mannschaft ist eng mit dem Wittlicher Unternehmen Procontur verbunden - schon ihr Name Proclub spielt auf den Firmennamen an. "Ohne die Firma gäbe es uns nicht", sagt Anwari, der dort selbst als Monteur angestellt ist. Alle Ausgaben bei den Turnieren und die Trikots bezahlt der Wittlicher Blechhersteller.
Neben Anwari spielen auch andere aus der Firma, die einmal geflüchtet sind, mit. Der 27-jährige Abdul al Sultan aus Syrien zum Beispiel. "Während der Turniere kommt man mit anderen Mannschaften zusammen und lernt sich kennen - im Sport ist es so viel leichter, neue Menschen kennenzulernen", sagt er.
Und Trainer Anwari sieht nicht nur sportliche Fortschritte: "Viele Spieler mussten erst einmal Disziplin lernen und merken, dass man über die Entscheidungen des Schiedsrichters nicht diskutiert." Und beim Bierchen nach dem Spiel lernen sie ein Stück deutscher Kultur kennen.
Eigentlich wäre es nicht der Erwähnung Wert, dass Procontur-Geschäftsführer Jens Pohlmann sein Unternehmen als weltoffen und "multikulti" präsentiert. Dafür wird er immerhin bezahlt. Aber auch Anwari und al Sultan schwärmen von ihrem Betrieb - nicht nur, wenn der Chef gerade dabeisteht. Procontur bezahlt wöchentlich drei Stunden Deutschkurs für al Sultan, sagt er.
Und die Personalreferentin der Firma unterrichtet andere Unternehmen bei der IHK über die Vorteile kultureller Vielfalt im Betrieb: zufriedene Mitarbeiter etwa, die stolz sind auf ihren Betrieb.
Wer mehr über die Flüchtlingsmannschaft erfahren will, wird auf www.facebook.com/proclubfzm fündig.

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