Kunst-Post beseelt Geisterhaus

Ein Impuls für eine sich selbstständig mit Exponaten bestückende Ausstellung wurde im Frühling aus Lötzbeuren ausgesandt. "Briefe an ein unbewohntes Haus" heißt das Kulturprojekt von Jörg Stein. Die Idee zündete. Über 50 Kreative schickten "Kunst-Post". Am Samstag ist Vernissage.

Lötzbeuren. (sos) Wer Post bekommt, dem hat jemand etwas zu sagen. Und die Nachricht selbst hat auch ohne Erwartung einer Antwort ein Eigenleben. Dann "steht sie quasi im Raum". Warum nicht so ein leer stehendes Haus ins Gespräch bringen? Wie man mit einer unbewohnten Immobilie viele kreative Geister wecken kann, beweist Jörg Stein aus Lötzbeuren. Sein Projekt "Briefe an ein unbewohntes Haus" hat viele Absender gefunden und will auf unkonventionelle Art zur Belebung eines Leerstandes im 500-Seelen-Dorf beigetragen. Dort wird nun eine Ausstellung gezeigt, die von einem kreativen Kollektiv vonein ander unabhängig Schaffender und deren Werken bestückt sein wird. Durch die gewollte Magie des Zufalls und die individuellen "Nachrichten" oder Projektionen der Entsender auf den Ort, ist die Aktion in Lötzbeuren per se ein Experiment mit Überraschungseffekt. Auch für den Initiator, der die kreativen Kräfte in seiner Wahlheimat bündeln will. "Während es Künstler in die Metropolen zieht, wird hier ein gegenläufiger Weg beschritten. In dem malerischen Hunsrückdorf Lötzbeuren stehen elf Häuser leer. Ein guter Platz für Kunstproduktion

Das Land ist aber ein guter, kontemplativer Platz für die Kunstproduktion", erklärt Stein den "postalischen Sternmarsch", den sein Aufruf in Bewegung setzte. Und wie bei jedem Sternmarsch gibt es ein Zusammenkommen: Am Samstag, 15. September, 16 Uhr, wird zur Ausstellungseröffnung der Kunstaktion eben in das unbewohnte Haus in der Neugasse 12 eingeladen. Der Titel des Projektabschlusses: "Gefäß/e". Denn dem bundesweiten Aufruf, der über 50 Künstler aktivierte, ihre gestalterische Energie dem derzeit menschenleeren Raum zu widmen, brachte Brief wie Paket auf den Weg. Im Haus Neugasse gibt es auf zwei Stockwerken eine Ausstellung mit Gefäßen plus "Audio-Art" von Christoph Martin. Und in der Unterstraße 8, dem Atelier von Jörg Stein, werden die Beiträge aus den Gattungen Malerei, Grafik, Literatur, Fotografie gezeigt. Dazu gibt es zur Vernissage um 18 Uhr einen Film von Christoph Schuch. Er ergänzt das bunte poetische Spiel um die künstlerische Interpretation des "Mit-Mach-Projekts". Um 21 Uhr folgt eine Lesung von Irmgard Maria Ostermann, Paul Pfeffer, Helmut Schleder, Horst Samson und Paul Cowlan. Weiterhin kann die Kunst-Post zeitgleich zu den Tagen der Offenen Ateliers (dann 16., 22., und 23. September) jeweils 14 bis 19 Uhr im Hunsrückdorf besichtigt werden. Kontakt: Jörg Stein, Unterstraße 8, 56843 Lötzbeuren, Telefon 06543/818967 und unter www.steinpoet-art.de

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