"Lechaim" – auf das Leben!

WITTLICH. Rund 60 Menschen feierten in der Synagoge das Lichterfest Chanukha mit jüdischen Speisen, Liedern und Anekdoten:

Ein "Lechaim" - "Auf das Leben!" - aus etwa 60 Kehlen läutete am Freitagabend das Chanukha-Fest in der Synagoge ein. Nachdem sich dieses Gotteshaus in den vergangenen Jahrzehnten zur Kultur- und Tagungsstätte gewandelt hat, durfte es nun wieder einmal ein echtes jüdisches Fest erleben, obwohl kaum einer der Gäste der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörte. Das Fest erinnert an den Triumph jüdischer Truppen unter der Führung der Makkabäer über die griechischen Herrscher im Jahre 164 vor Christus. Damals fanden die Juden im Tempel nur noch ein einziges, nicht geschändetes Gefäß mit Öl vor.LieDer aus Israel von Zwika Strykowski

Das genügte, um acht Tage lang, bis man Nachschub gebracht hatte, Kerzen im wieder eingeweihten Tempel leuchten zu lassen. Folglich dauert Chanukha, das Lichterfest, acht Tage lang: Jeden Tag wird eine weitere Kerze angezündet. Klüger wurden die Gäste an diesem Abend, von denen viele von außerhalb der Kreisstadt angereist waren, auch. Lieder aus Israel präsentierte der Musiker Zwika Strykowsli. Der aus Persien stammende Yaghoub Khoschlessan erklärte in seiner unverwechselbar humorvollen, kurzweiligen und dennoch höchst lehrreichen Art von jüdischen Festen, Bräuchen, Speisen und von der oft verblüffend pragmatischen Denkweise seiner Glaubensbrüder, die so etwas wie Weltmeister beim Lösen schier unlösbar scheinender Probleme sind. Ein Beispiel lebten die beiden Kooperationspartner des Festes, das Kulturamt Wittlich und das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage, gleich vor: Zum Anzünden des Chanukha-Leuchters, das Khoschlessan selbst als gläubiger Jude nach Anbruch des Schabbes nicht mehr vornehmen durfte, bat er kurzerhand Justinus Calleen nach vorne. Danach genoss man die vom Vorsitzenden und seiner Frau hergestellten koscheren Speisen: Schabbesbrot und Kekse, getaucht in Sesampaste und Hummous, dazu Kichererbsenbällchen, saure Gurke, Tomate und zum Abschluss einen jüdischen Krapfen. Wer danach noch nicht genug hatte, konnte sich eine Flasche schweren israelischen Rotwein mit nach Hause nehmen. Der Reinerlös des Festes stellten die Organisatoren dem Bündnis für seine weitere multikulturelle, aufklärerische Arbeit zur Verfügung.

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