Wittlich. Ob Russisch, Türkisch, Polnisch, Rumänisch oder - ganz traditionell - Englisch und Französisch: "Wir haben Medien in 49 Sprachen", sagt Elke Scheid, Leiterin der Stadtbücherei Wittlich, die für den gesamten Kreis Bernkastel-Wittlich zuständig ist. Nachfrage gibt es genug: Anfang 2014 lebten dort 7806 Menschen aus 124 Staaten, rund acht Prozent der 110 643 Einwohner. Neben Wörterbüchern und Sprachkursen stehen auch Belletristik und Kinderbücher aus mehreren Ländern in den Regalen im Gebäude in der Schloßstraße 10.
Viele ausländische Kunden könnten zwar Deutsch, möchten aber in ihrer Muttersprache lesen, sagt Scheid. Die Bücherei wolle ihren Bestand an Sprachkursen für Deutsch als Fremdsprache weiter verstärken. Gerade habe sie Werke in Arabisch und Farsi, also Persisch, bestellt, sagt Scheid. Denn sie rechne in den kommenden Monaten mit weiteren Flüchtlingen, denen sie Medien in der Muttersprache anbieten möchte. 2014 nahm der Kreis 458 Flüchtlinge auf, die Stadt mehr als 60 - überwiegend aus den Balkanstaaten, aus Afrika, Syrien und Afghanistan. "Wir wollen eine Begrüßungskultur bieten", sagt Scheid. Wie dies aussehe, habe sie im Einwanderungsland Kanada erleben dürfen. "Dort gibt es viele Chinesen, und an der Universität stand eine Frau, die die Besucher in Mandarin und Kantonesisch begrüßte." Für Kinder bieten kanadische Bibliotheken den Service "Dial-a-Story", zu Deutsch "Wähl\' eine Geschichte". "Dort können Kinder anrufen und sich in ihrer Muttersprache und in Englisch vorlesen lassen." Ganz so weit ist die Wittlicher Bücherei nicht. Doch auch hier wird Leseförderung ganz groß geschrieben - vom Säugling bis zum Jugendlichen. Angefangen mit den Bücherminis. "Jedes in Wittlich geborene Kind erhält von uns ein erstes Bilderbuch", berichtet Scheid. Nicht nur in Deutsch, sondern in mehreren Sprachen. "Unser erster Büchermini ist jetzt neun Jahre alt." Das Konzept habe sich zu einer landesweiten Aktion entwickelt - made in Wittlich. Hier lernen schon die Kindergartenkinder, wie eine Bibliothek funktioniert. Für Vorschulkinder und Erstklässler sind die Vorleseaktionen "Dezembergeschichten" gedacht, für Zweit- bis Viertklässler die "Adventskalender". 360 Klassen und Kitagruppen mit bis zu 700 Kindern haben 2014 daran teilgenommen. Für Erstklässler gibt es eine "Schultüte", für die zweiten Klassen die "Büchermaxis". Und erstmals war 2014 die Kinderuni zu Gast in Wittlich mit Vorlesungen und Workshops (der TV berichtete). "Wir sind der einzige Kooperationspartner der Universität Trier", sagt Scheids Vertreterin Annette Münzel. In diesem Jahr soll es drei Veranstaltungen geben.
Ein Hit in der Bücherei ist der Lesesommer. "Dann sind hier bis zu 1100 Kinder und 37 Ehrenamtliche", sagt Scheid. Da die Aktion in den Schulen beworben werde, seien oft auch Kinder aus bildungsfernen Familien oder mit Migrationshintergrund dabei. Scheid: "Darüber freue ich mir ein Loch in den Bauch."
Etwa gleich geblieben ist die Zahl der Nutzer und Ausleihen im Jahr 2014. Rund 6800 Leseausweise waren im Umlauf, 60 Prozent aus dem Kreis. Allerdings sei die Zahl laut Scheid wenig aussagekräftig, da auch Familien und Schulklassen sich Ausweise teilen. Sie leihen sich rund 424 000 Mal die insgesamt etwa 80 000 Bücher, DVD, CD oder Zeitschriften aus.
Weiter zugenommen hat die Zahl der Online-Ausleihen. 18 932 Mal wurden E-Books nachgefragt, 7100 mehr als 2013 (siehe Extra). Ein Trend, in den Scheid weiter investieren möchte. Für viele Kunden seien diese digitalen Bücher für Smartphone, Tablett und PC interessant. "Man muss nicht vom Hunsrück aus hierher fahren, sondern kann sie von zuhause herunterladen. Es gibt Kunden, die sich extra deswegen bei uns anmelden." Attraktiv sei das Angebot auch für ältere Menschen, ergänzt Münzel, "weil man die Schriftgröße verstellen kann. Viele empfinden das als angenehm."Extra

Das Buch lebt: Unter den zehn beliebtesten Titeln in der Wittlicher Stadtbibliothek sind acht Publikationen auf Papier zu finden. Und das, obwohl Filme und Hörbücher kürzere Ausleihfristen haben und daher öfter konsumiert werden können. Auf den Plätzen eins bis sechs: "Gregs Tagebuch", eine Reihe von Jeff Kinney. Band 5 "Geht\\'s noch?", das die Bücherei in neun Exemplaren besitzt, wurde genau 111 Mal ausgeliehen. Die Comic-Romane, ein Text, der mit Cartoons gemischt ist, sei ständig unterwegs, sagt Annette Münzel. Erstaunlicherweise handele es sich dabei um ein Buch für Jungen, den aber auch junge Erwachsene und Mädchen lesen. "Er liest sich gut und flott und ist witzig", sagt Münzel. "Man kann viel Spaß daran haben." Abgeschlagen: der erste Film auf Platz 7, die französische Komödie "Ziemlich beste Freunde", die 66 Mal entliehen wurde. Platz 8 geht mit 58 Ausleihen an den ersten Teil der Film-Triologie "Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele" nach dem Roman der amerikanischen Schriftstellerin Suzanne Collins. Platz 9: "Der Vorleser", ein Roman des deutschen Schriftstellers Bernhard Schlink. Platz 10: wieder ein Film: "Skyfall", der James Bond 007 aus dem Jahr 2012. mehi