Linksabbiegen für 8000 Euro

Ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist die Kreuzung von Gerberstraße, Trierer Straße und Feldstraße in Wittlich. Dort wird in Zukunft während einer Probephase erst einmal mit einer veränderten Ampelschaltung der Verkehr geregelt. Das hat der Stadtrat Wittlich mehrheitlich beschlossen.

 Um von der Trierer Straße in die Feldstraße zu gelangen, nutzen bisher viele PKW-Fahrer den Parkplatz zwischen Trierer Straße und Feldstraße. Mit der neuen Ampelschaltung ist das nicht mehr nötig. TV-Foto: Harald Jansen

Um von der Trierer Straße in die Feldstraße zu gelangen, nutzen bisher viele PKW-Fahrer den Parkplatz zwischen Trierer Straße und Feldstraße. Mit der neuen Ampelschaltung ist das nicht mehr nötig. TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. Erst einmal eine neue Ampelschaltung. Eine breite Mehrheit des Stadtrats will so an der Kreuzung Trierer Straße/Feldstraße den Verkehr schneller fließen lassen. Noch nicht vom Tisch ist der von allen Fraktionen im Wittlicher Stadtrat geforderte Kreisverkehr an der Schneck-Kreuzung. Der wird aber wegen der nicht ausreichenden Fläche und der Fußgängerströme, so heißt es, in naher Zukunft nicht realisiert werden können.Zur gewünschten provisorischen Kreisellösung erklärte Karl Daus von der Stadtverwaltung in der Stadtratssitzung, dass ein Kreisel auch als Probelauf nicht möglich sei. Schon für das Provisorium müssten wegen der Platzverhältnisse Ampeln abgebaut und Grünanlagen rückgebaut werden.

CDU-Vorschlag wird realisiert

Die CDU-Fraktion hatte angesichts des Kreisel-Dilemmas bereits Ende Januar eine Umgestaltung der Verkehrsflüsse gefordert. Unter anderem wollte sie den Verkehr über einen Parkplatz an der Feldstraße in die Innenstadt leiten und dafür die Geradeausspur in Richtung Karrstraße schließen. Das wurde abgelehnt (der TV berichtete).

Ein Detail der Wunschliste wurde jedoch in der jüngsten Ratssitzung per Mehrheitsbeschluss mit Stimmen von CDU, FDP und FWG möglich gemacht: Das Linksabbiegen von der Trierer Straße in die Feldstraße. Bisher ist das verboten: Nur geradeaus oder rechts geht es von der Trierer Landstraße aus weiter. Einige Autofahrer übersehen diese Regelung standhaft und biegen verbotswidrig links ab. Damit soll es laut Ratsbeschluss nun vorbei sein. In naher Zukunft soll für ein Jahr probeweise das Linksabbiegen erlaubt werden. Dazu wird die Ampelschaltung umgestellt. Wer dann links abbiegt, wird von der Feldstraße beispielsweise zu den Parkplätzen an der Rommelsbach geleitet oder auf den sogenannten Innenstadtring.

Die Gegner der Lösung befürchten, dass das zu Rückstaus in der Trierer Straße führen wird, da die Aufstellfläche vor der Ampel kurz ist. Der Planer der Verkehrssignalanlage, Horst Goltz, stellte dem Stadtrat die Lösung vor. Er nahm dabei auf neue Verkehrszahlen Bezug, die eine Abnahme des Verkehrs von drei Prozent dokumentierten. Durch die Umstellung der Ampeln von derzeit drei auf vier Phasen soll das Linksabbiegen in die Feldstraße möglich werden.

Dagegen hielt die SPD die Erkenntnisse der im Auftrag der Stadt zuvor erstellten Verkehrsmessungen, die von einer Zunahme des Verkehrs an dieser Stelle von bis zu 30 Prozent ausgehen, wenn beispielsweise das Konversionsgebiet einmal fertig gestellt sein werde. "Lasst es sein", sagte SPD-Fraktionschef Joachim Gerke. Seiner Meinung nach bestehe kein Grund, etwas an dem derzeit laufenden Verkehrsfluss zu ändern.

SPD und Grüne glauben, dass mit der Linksabbiegespur auch das Kreiselthema endgültig vom Tisch sei und stimmten deshalb dagegen.

Elfriede Meurer (CDU) nahm die Ausführungen der SPD zum Anlass, daran zu zweifeln, dass diese überhaupt einen Kreisel an der Schneck-Kreuzung wolle. Für sie und ihre Fraktion war die neue Regelung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur besseren und schnelleren Verkehrsführung in der Stadt.

8000 Euro wird die Stadt für die neue Regelung der Ampelphasen zahlen müssen. Sollte sich das System in der einjährigen Probezeit bewähren, will der Landesbetrieb Mobilität Trier die Hälfte der Kosten erstatten.

Meinung

Der Kollaps droht anderswo

Die Legalisierung des Linksabbiegens von der Trierer Straße in die Feldstraße ist ein 8000 Euro teures Vorhaben, das wohl in die Kategorie Symbolpolitik einzuordnen ist. Es wird den Verkehrsfluss an der Schneck-Kreuzung wahrscheinlich nicht merklich beschleunigen. Dafür sind auch mit vier Ampelphasen die Räume zu eng. Und dafür sind 8000 Euro zu viel Geld. Anstatt sich über die Kreuzung an der Feldstraße die Köpfe heiß zu reden und stundenlang sowie mehrfach zu debattieren, sollte möglichst rasch darüber gesprochen werden, wo in der Stadt wirklich ein Verkehrskollaps droht. Schon heute ist die Verkehrssituation Zob und Viehmarktplatz besonders zur Mittagszeit chaotisch. Wie soll das erst werden, wenn das Einkaufszentrum Innenstadt fertig gestellt ist und sich die erhofften Käufermassen einstellen? Ein entsprechendes Verkehrsgutachten gibt es noch nicht, obwohl der Grundsatzbeschluss für den Einkaufstempel schon lange gefallen ist. Dabei sollten sich die Räte normalerweise über die Folgen eines solchen Projekts wie dem Einkaufszentrum im Klaren sein, ehe sie einem solchen Vorhaben zustimmen. Da dies offensichtlich nicht geschehen ist, wird der Stadtpolitik am Ende nichts anderes übrig bleiben, als sich verspätet mit dem Thema auseinanderzusetzen. Besonders deshalb, weil aufgrund der bemerkenswerten Geschäftsordnung die Dinge in Wittlich besonders lange zwischen Stadtrat und Ausschüssen hin- und herwabern. h.jansen@volksfreund.de

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