Literatur mit Funkloch

Hoffnungsvolle Autoren, wenig Publikum und eine Akustik, die zu wünschen übrig ließ, gab es bei der vom Trierischen Volksfreund präsentierten Lesung mit Stipendiaten des Künstlerdorfs Schöppingen im Rahmen der Wittlicher Kulturtage 2007

Wittlich. "Wir bieten nur Premium Veranstaltungen für ein Premium Publikum", scherzte Kulturamtsleiter Justinus Maria Calleen angesichts der zwei Dutzend Besucher beim Literaturabend der diesjährigen Wittlicher Kulturtage. Beteiligung an den "Einblicken von Künstlern, die uns inspirieren", stellte er den Zuhörern in Aussicht, die sich mit den beiden Schriftstellern Tobias Hülswitt und Markus R. Weber und ihrer Kollegin Nina Jäckle in der Wittlicher Synagoge eingefunden hatten.Die drei Autoren sind allesamt ehemalige Stipendiaten des Künstlerdorfes Schöppingen, wohin das Preisgeld des ersten Georg-Meistermann-Preises gegangen war. Etwa 1000 Bewerbungen aus 80 Ländern erhält die Fördereinrichtung nahe der niederländischen Grenze pro Jahr, berichtet Geschäftsführer Josef Spiegel. Auch aus Wittlich liegen inzwischen drei Bewerbungen vor. Um Sinn, Sinngebung und Befindlichkeit ging es an diesem Abend. Als erster nahm der 1973 geborene Tobias Hülswitt, der mittlerweile nach Berlin umgezogen ist (wovon ihm seinerzeit die Literaturkritik ausdrücklich abgeraten hatte) das Publikum in seinen neuen Roman "Der kleine Herr Mister" mit. Ein junger Maler wird unglücklich

Das Buch handelt von einem jungen Maler, der - anders als Goethes Faust, der im Hintergrund grüßen lässt - auf einen Teufelspakt verzichtet und prompt unglücklich wird. Bei der Leseprobe ging es um die Frage: Was bewirkt Kunst? Die tief schürfenden Überlegungen eines Herrn Verhagen neutralisierten die leicht ironischen Anmerkungen des Ich-Erzählers zum Essen. Markus R. Webers Vortrag glich dem Abspulen eines Films - allerdings mit allerhand Tonstörungen. Das Abspulen passte freilich genau zum Text. Webers (Jahrgang 1963) "Lamento eines Freefighters" ist die leidenschaftslose, lakonische und ein wenig exhibitionistische Selbstbetrachtung eines Boxers. Nina Jäckle, die 1966 geborene Wahl Berlinerin, las ein paar Miniaturen, die sie seinerzeit in Schöppingen geschrieben hatte. Einmal mehr bewies sie, dass sie ihre Texte unerbittlich durchforstet, kürzt und strafft. Ihre Sprache ist knapp, auf dem Punkt, mit exaktem Rhythmus. Im anschließenden akustisch schwierigen Gespräch mit den Künstlern, das der Romanist Heinz Kock (Schöppingen) moderierte, ging es um Textideen und Schreibmotivation. Hülswitt offenbarte regionalen Bezug. Seine Hetzerather Verwandten hatten das Nachwuchstalent dereinst zum Schreiben inspiriert. Leider - so der Autor - hatten sie anschließend den Kontakt zu ihm abgebrochen. Der Karriere hat`s offensichtlich nicht geschadet.

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