Lotsen für Jugendliche mit Startproblemen

WITTLICH. In einem neuen Projekt mit dem Namen Kompetenzagentur hilft die Caritas benachteiligten Jugendlichen dabei, eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Sie verhilft so jungen Menschen in schwierigen Situationen zu einer Perspektive.

Den Hauptschulabschluss hat Tim vor vier Jahren mit Ach und Krach geschafft. Seitdem geht es nicht mehr vorwärts. 200 Bewerbungen hat er geschrieben. Erfolglos. Dabei war er nicht untätig. Weil er bis 25 Jahre immer "aktiviert" sein muss, wie es im Amtsdeutsch heißt, hat er bereits einige Maßnahmen durchlaufen: Bewerbungstraining, 1-Euro-Job, Qualifizierungsmaßnahme, Praktikum. Doch noch immer lebt er von Hartz IV.Bestehende Hilfsangebote oft unbekannt

Was tun mit solchen Jugendlichen? Ohne Ausbildung bleiben sie perspektivlos. Genau hier setzt die neu gegründete Kompetenzagentur der Caritas an. Sie will benachteiligte Jugendliche in Arbeit bringen. Das Zwei-Leute-Team geht dafür auf die Jugendlichen schon in der Schule zu und ergründet in Gesprächen mit ihnen zunächst die drängendsten Probleme, die oft nichts mit Arbeit zu tun haben. Familiäre Schwierigkeiten, Vorstrafen, Sucht, psychische Krankheiten. Die beiden Diplom-Pädagogen vermitteln bei Bedarf weiter an Fachdienste wie Sucht- und Schuldnerberatung, helfen mit Tests, Interessen und Eignungen herauszufinden, stellen Kontakte zu Betrieben her, beraten bei Bewerbungsschreiben und unterstützen die Jugendlichen punktuell auch während der Ausbildung. Daniela Jakobs, eine der beiden pädagogischen Kräfte des Kompetenzteams, erklärt: "Oft gibt es für diese Jugendlichen schon viele Angebote, doch kennen sie diese nicht oder die Schwelle, dorthin zu gehen, liegt zu hoch." Bestehen beispielsweise Sprachprobleme begleitet Jakobs den Jugendlichen am Anfang zum Sprachkurs. "Wir bilden Brücken und übernehmen eine Lotsenfunktion für die Jugendlichen." Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite arbeiten die beiden Diplom-Pädagogen Daniela Jakobs und Christoph Jarosch mit denen zusammen, die sich ebenfalls um die Jugendlichen kümmern, aber für eine intensive Betreuung keine Zeit haben. Dies sind unter anderem Lehrer, Schulsozialarbeiter, kommunale Jugendpfleger, Jugendscouts, das Jugendamt und die Arbeitsgemeinschaft der Agentur für Arbeit Trier und des Landkreises (Arge). Bei ihnen leisten sie Netzwerkarbeit und helfen, die bestehenden Lücken mit neuen Angeboten zu füllen. Die Erfahrungen, die Jakobs und Jarosch bislang mit den oftmals als beratungsresistent abgestempelten Jugendlichen gesammelt haben, machen Mut. Erste Ausbildungsplätze für eine Verkäuferin, eine Köchin und eine Bürokauffrau sowie erste Jobs wurden bereits vermittelt, obwohl das Projekt erst seit Februar läuft. Jakobs erklärt: "Die Jugendlichen sind häufig sehr offen. Da ist es leicht, Vertrauen zu gewinnen." Die Strategie, auf das Positive zu schauen und zu überlegen, wo man etwas in Bewegung setzen kann, anstatt schon wieder zu fragen, was nicht geklappt hat, scheint bei den jungen Leuten mit viel Frustrationserfahrung anzukommen. Andererseits ist die Arbeit nicht einfach. Arge-Klienten fehlt beispielsweise häufig die Struktur. Da würden Termine erst mal nicht eingehalten. Jakobs: "Da sind Geduld und Hartnäckigkeit gefragt."

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