Lüxem für Anfänger

WITTLICH. Seit kurzem ist Wittlichs Osten um zwei Kreisel reicher. Für Menschen, die dort regelmäßig verkehren müssen, sind die beiden runden Kreuzungsbereiche mit ihren vielen Bypässen mit Sicherheit hilfreich – wie gesagt: für Menschen, die dort regelmäßig verkehren.

Wittlich ist für mich ein rotes Tuch. Also nicht die Stadt an sich und auch nicht die Wittlicher als solche, sondern nur die Art und Weise, wie er (der Wittlicher) und alle Übrigen durch diese konfuse Ansammlung an Einbahnstraßen und Sackgassen geschleust werden. Lange habe ich gebraucht, um das System "Innenstadt" zu verstehen. Wobei, verstehen tue ich es bis heute noch nicht, aber mittlerweile habe ich ein Gespür dafür bekommen, Ziele so lange zu umfahren, bis ich sie erreicht habe. Auch wenn ich die letzten 200 Meter im Rückwärtsgang zurücklege. Dass ich im Industriegebiet (I, II oder III - was weiß ich) auf der Suche nach einem Autohändler einmal fast verwest wäre, sei hier nur am Rande erwähnt. Zwei Kreisel, ein Bypass und null Ahnung

Wie auch immer: Über die beiden neuen Kreisel habe ich mich dann doch gefreut. So was haben wir bei uns im Kreis Bitburg-Prüm auch. Die Bierstadt ist voll davon, und sogar bei mir zuhause in Wiersdorf haben wir einen. Mit Kreisverkehren kenne ich mich deshalb aus. Dachte ich - bis ich dann vor wenigen Tagen in Wittlich die B 49 aus Richtung Cochem kommend über die Friedrichstraße ins Zentrum wollte. Zwei Kreisel, ein Bypass und null Ahnung, warum ich kurze Zeit später in Lüxem lande. Da war ich zwar noch nie, aber da wollte ich eigentlich auch gar nicht hin. Hab ich wohl was falsch gemacht, denke ich mir, wende das Auto, fahre zurück und versuch es noch einmal. Weil ich es wissen will. Bewege mich durch den ersten Kreisel, biege ab, fahre durch den zweiten, biege dann wieder Richtung Cochem ab, drehe und starte einen neuen Anlauf. Da ich nach rechts möchte, fahre ich vor dem ersten Kreisverkehr über den Bypass. Am zweiten Kreisel (beim Bungert) würde ich dann gerne Richtung Innenstadt abbiegen, doch leider führt mich der Bypass nicht nur am ersten, sondern auch zweiten "vorby", sodass die Innenstadt vorerst links von mir zur Nebensache wird. Weil ich an diesem Tag schon in Lüxem war, wende ich jetzt auf dem Bungert-Parkplatz, fahre zurück, diesmal in Richtung Innenstadt und parke hinter dem Bungert-Kreisel. Noch ein Mal langsam und zum Mitschreiben, denke ich. Und zum Fotografieren. Aber diesmal zu Fuß."So etwas gibt es nur in Wittlich"

Als ich zwischen den Kreiseln auf dem Bordstein schwankend fotografiere, kommt ein Bauarbeiter auf mich zu und grinst mich an. "Tja, so etwas gibt es nur in Wittlich", sagt er und zeigt auf die gelbe Abgrenzung, hinter der der Bye-bye-Innenstadt-Pass verläuft. "Dann bin ich ja beruhigt", antworte ich. Wer als Ortsfremder die Schilder übersehe, habe hier schnell verloren, erklärt der Mann mit der orange-farbigen Weste. Dann klingelt sein Handy. Ich verabschiede mich, blicke ein letztes Mal gen Lüxem und gehe zum Auto. "Welche Schilder?", frage ich mich. "Keine Ahnung", antworte ich mir. Wäre ja noch schöner: Wenn ich jetzt noch in Wittlich damit anfangen müsste, während des Fahrens auf Schilder zu achten, würde ich ja gar nichts mehr finden.

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