Madame hat sie alle im Blick

Kostüm und Hut schmücken die Dame, aber auch eine Kamera. Und Josefine Jirka, 86 Jahre, hat in ihren Bonner Zeiten damit zum Beispiel die Queen auf ihren Fotos unsterblich gemacht. Die Fotografin blickt zurück.

 Josefine Jirkas Lieblingsfoto ist das der Queen, das über ihrem Bett hängt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Josefine Jirkas Lieblingsfoto ist das der Queen, das über ihrem Bett hängt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Mit feinem Porzellan ist der Tisch gedeckt, und Ihre Majestät, die Queen, lächelt still vom großen Foto. Darunter sitzt die Frau, die die Königin Elisabeth verewigt hat. "Madame Josefine" taufte sie sich einst selbst auf einer eleganten Visitenkarte und wird auch heute noch so genannt. Sie war wohl so eine Art Unikum in Bonn, wo sie im Auswärtigen Amt aus und ein ging. Ihre hellen Augen blicken immer noch wie ein wacher Fokus, kritisch fällt ihr Blick auf die neumodische Digitalkamera. "Ich hatte immer eine starke Beobachtungsgabe", sagt sie, und: "Wer hinter der Kamera steht, der macht das Bild." Und dasselbe möglichst vorteilhaft auf Film zu bannen, war ihre Spezialität. Bonn in Glanz und Gloria

Botschafter, Bundespräsidenten, Prominente fotografierte sie, kurz "Bonn in Glanz und Gloria", so wie ihre Ausstellung 1990 im Bonner Frauenmuseum hieß. "In der Villa Hammerschnitt ging ich ein und aus bis 1994. Das war zwölf Jahre meine Welt", sagt sie heute, blättert in ihren dicken Alben und fügt an, "Gekrönte und ungekrönte Häupter, dabei habe ich mal Landwirtschaft studiert!" Modeschule und Fotolehre führten sie dann geradewegs in das Leben auf dem politischen Parkett der damaligen Bundeshauptstadt und das komplizierte Protokoll machte ihr keine Schwierigkeiten, auch was die Garderobe angeht. "Ich war immer sehr chic, immer mit Hut. Aber man musste dezent sein unter all den Verrückten. Und meine Kleidung habe ich stets selbst genäht." Und ihre Kamera? "Ach, die billigste Minolta", sagt sie. "Weizsäcker war mein Schwarm"

Ob Ronald Reagan, Michail Gorbatschow, Helmut Kohl, Königin Silvia oder Richard von Weizsäcker und Annemarie Renger hat sie im richtigen Moment ins rechte Licht gerückt. "Weizsäcker war mein Schwarm", erinnert sie sich und streicht über eines der vielen Bilder, die ihn zeigen. "Der war immer korrekt. Doch ich durfte zu ihm sagen: , Jetzt machen wir mal ein Späßchen'. Mir nahm er das nicht übel. Und besonders sympathisch war Graf Finkenstein. Er sagte mal zu mir ,tolles Stück', da meinte ich, Sagen Sie lieber tolles Luder.' Ich konnte mir das erlauben." Josefine Jirka wird ein wenig nachdenklich: "Ich war dort Zuhause. Das war alles so verrückt, das gibt es überhaupt nicht mehr." Seit 2003 lebt sie in St. Wendelinus in Wittlich. Die Vergangenheit, auf die sie besonders stolz ist, hat sie mitgebracht. Sie lebt in ihren Fotos weiter. Und wie war das mit der Queen? Madame Josefine blickt auf ihr Bild an der Wand: "Auf dieses Foto bin ich besonders stolz. Das war ein Renner damals. Und sie war prima: Sie hat mir extra nochmal zugewunken." Und was war vor diesem ihr heute noch schöne Erinnerungen schenkenden Termin ihr Gedanke? Als wäre sie wieder die Bonner Bildjournalistin, die jedes Detail beachten muss, sagt sie sofort: "Was zieht die Queen denn heute an? Das muss ich ja wissen. Wenn sie in Gelb kommt, kann ich nicht in Gelb gehen." Sie reckt sich: "Ich guckte so oder so immer, was zusammenpasste. Ansonsten war ich immer unmöglich."

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