Mann mit eisernen Nerven

Dampfwalzenheizer hat er gelernt, danach war er 40 Jahre lang bei der Deutschen Bundespost tätig. Dann wurden etwa 200 Ruheständler sein Hobby. Jetzt hat der 83-jährige Klemens Steffgen aus Dreis das Ruhestandshobby weitergegeben. Steffgen hat zudem die Entwicklung der Motorisierung in der Region miterlebt.

 Klemens Steffgen fühlt sich rundum wohl in seinem Heimatort Dreis. TV-Foto: Erich Gerten

Klemens Steffgen fühlt sich rundum wohl in seinem Heimatort Dreis. TV-Foto: Erich Gerten

Dreis. Klemens Steffgen gehört zu Menschen, die nicht viel Wind um ihre Person machen. Vielleicht liegt es auch daran, dass er etliche Schicksalsschläge verkraften musste, vom Verlust eines Auges als Soldat im Zweiten Weltkrieg über den frühen Tod seines Sohnes bis zur tödlichen Krebserkrankung seiner Frau. Trotzdem hat er sich eine optimistische Grundeinstellung bewahrt. Steffgen gehört auch zu denjenigen, die sich die Landespolitiker wünschen: Er war 20 Jahre lang ehrenamtlich tätig als Betreuer der Ruheständler von Post, Postbank und Telekom in der Region Wittlich.

Das Seniorenbetreuungswerk der Post hat sein Wirken gewürdigt und ihm hochoffiziell für "langjähriges hervorragendes Engagement in der Seniorenbetreuung" gedankt. Die Post war von 1948 bis 1988 seine berufliche Heimat. Mit dem Fahrrad ging es täglich ins benachbarte Salmrohr, als er 1948 dort bei der Post begann. Mit dem Handwägelchen musste er jeden Morgen die Postsendungen am Bahnhof Salmrohr abholen und mit dem Fahrrad nach Dreis, Bruch und Gladbach weitertransportieren. Als er 1952 heiratete und vorübergehend nach Erlenbach zog, war der tägliche Arbeitsweg per Motorrad zu bewältigen. Das "Dienstfahrzeug" bei der Post als Briefträger in Salmrohr aber blieb noch lange das Fahrrad, auch als er 1957 als Landbriefträger die Post zu den Höfen rund um Wittlich brachte. Die Fahrt von Dreis nach Wittlich erfolgte mit dem privaten Motorrad, bis schließlich 1962 ein Auto ins Haus Steffgen kam. 1961 wechselte er in den Kassen- und Verwaltungsdienst und wurde später Sozialbetreuer bei der Post.

Erste Kontakte zu motorisierten Fahrzeugen lagen damals schon 20 Jahre zurück. Denn gelernt hat er eine Tätigkeit, die es heute nicht mehr gibt. Klemens Steffgen wurde 1941 Dampfwalzen-Heizer bei der Firma Zettelmeyer in Konz. Seine Heimat blieb Dreis: "Ich bin in Dreis geboren, habe in Dreis gebaut und fühle mich rundum wohl in Dreis. Ich bin ein echter Dreiser". Auf die Frage, was einen echten Dreiser ausmache, antwortet er schmunzelnd: "Ein echter Dreiser hat damit zu tun, dass wir viel Drees, das Mineralwasser aus unserem Dorfbrunnen, getrunken haben. Denn der Drees ist eisenhaltig, dadurch haben wir eiserne Nerven".

Das Fahrradfahren liegt ihm auch im Alter von 83 Jahren am Herzen: "Im Sommer radele ich schon mal an der Salm entlang bis nach Esch." Auch Wandern hält jung. "Zwei- bis dreimal wöchentlich gehe ich mit mehreren Rentnern aus Dreis in unserem schönen Wald spazieren oder sogar bis hoch nach Bergweiler." Bei den Wanderungen kommt er gelegentlich an seinem ehemaligen Weinberg vorbei: "Früher hatten wir Landwirtschaft und Weinbau, insgesamt 2.000 Weinstöcke in der Lage Dreiser Johannisberg." Aber das ist lange her. Weinbau gibt es in Dreis nicht mehr.Extra Dampfwalzenheizer: Dieser Beruf ist vergleichbar mit einem Heizer auf einer Dampflok. Briketts wurde in die Feuerung geschaufelt, um für die Walze den benötigten Antrieb zu erzeugen. Steffgen musste frühmorgens um 5 Uhr, zwei Stunden vor Arbeitsbeginn, mit dem Heizen beginnen. Mit dem Dampfwalzen-Maschinisten und der Straßenbaukolonne war Steffgen 1941 in der Region Trier bei Straßenbauarbeiten tätig. Die Dampfwalze diente dem Festwalzen des Straßenschotters, dann der darüber angebrachten Teerdecke. Der Heizer war gleichzeitig Koch für die Straßenbaukolonne. Die Walze hatte einen Anhänger mit Herd sowie zwei Betten zum Übernachten auf der Baustelle. (ger)

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