Masterplan der Marke Eigenbau

Macht eine zweijährige Vollzeitstelle zur Bewältigung möglicher Aufgaben für ein Stadtentwicklungskonzept für Wittlichs Kernstadt Sinn? Das ist eine der Fragen, über die der Stadtrat in seiner heutigen Sitzung entscheiden soll.

 Die Wittlicher Kernstadt rund um die St. Markus-Kirche soll attraktiver werden. Foto: Stadtverwaltung/Thomas Steinmetz

Die Wittlicher Kernstadt rund um die St. Markus-Kirche soll attraktiver werden. Foto: Stadtverwaltung/Thomas Steinmetz

Wittlich. "Masterplan Innenstadt": Ihn gibt es bis heute nicht. Dass er jedoch als "Prozess" ein Thema in Wittlich ist, geht auf einen Wunsch der Grünen im Stadtrat vom November vor genau zwei Jahren zurück. Ein Stadtentwicklungskonzept für die Kernstadt wurde damals vermisst, eine Arbeitsgruppe sei zu gründen, um sich dieses Mankos anzunehmen, beantragte die Fraktion.

Neuer Slogan: Ich gehe gerne in die Innenstadt

Daraus wurde ein Beschlussvorschlag für April 2007: "Der Stadtrat beschließt die Erarbeitung eines Masterplans Innenstadt." Im Dezember 2007 folgte der Auftrag für "eine Klärungsphase mit Bürgerbeteiligung zur Erarbeitung eines Masterplans Innenstadt" an das Frankfurter Büro Stein und Schulz und HTWW, Wiesbaden.

Im April 2008 gab es einen gut besuchten Bürgerworkshop, im August wurden zum Abschluss der Klärungsphase die Ergebnisse der beiden Büros im Bau- und Verkehr- sowie Wirtschafts- und Marketingausschuss vorgestellt. Ein Slogan war gefunden: "Wittlich 2030 - Ich gehe gerne in die Innenstadt".

Damit ist sozusagen die "Vorstudien-Phase" vorbei. Doch was ist mit dem Masterplan Innenstadt? "Wir sind der Meinung, dass die Aufgaben durchaus auch durch innerstädtische Ressourcen bewältigt werden können", formulierten im September die Grünen in einem erneuten Antrag für ein "nachhaltiges Bebauungs- und Nutzungskonzept Wittlich Kernstadt". Für mindestens zwei Jahre solle die Stadtverwaltung eine "100-prozentige Personalressource freistellen" und "im alten Rathaus oder in zentraler Altstadtlage ein Infobüro schaffen, das mindestens einmal wöchentlich Anlaufstelle ist für Fragen bezüglich Stadtentwicklung", hieß es im Antrag, der nun die "Ausschuss-Phase" durchlaufen hat (der TV berichtete). In seiner heutigen Sitzung beschäftigt sich der Stadtrat nun mit einem Beschlussvorschlag der Verwaltung, der - sollte er mehrheitsfähig sein - damit den "alten" Beschluss zur Erarbeitung eines Masterplans Innenstadt ersetzen würde. Die Verwaltung empfiehlt dem Stadtrat: Erstens: "Die Vorarbeiten zur Entwicklung eines nachhaltigen Bebauungs- und Nutzungskonzeptes für die Kernstadt wird von der Stadtverwaltung durchgeführt." Zweitens: "Für die Erledigung der im Antrag von Bündnis 90/Die Grünen aufgelisteten Aufgaben wird bei der Stadtverwaltung befristet für zwei Jahre eine Vollzeitstelle eingerichtet." Und weiter: Eine Präsenz im Alten Rathaus sei sicherzustellen, ein "Runder Tisch" zu bilden, der sich mindestens vier Mal im Jahr trifft und zudem seien unter anderem Personalkosten von 30 000 Euro im Jahr bei den Haushaltsplanberatungen 2009 bereit zu stellen.

Die heutige Stadtratssitzung beginnt um 18 Uhr in der ehemaligen Synagoge.

Meinung

Von Sonja Sünnen

Neustart nach zwei Jahren

Folgende Großprojekte für die "Kernstadt" sind mehr als angedacht: Einkaufszentrum, Fürstenhof, Ringverkehr am Zob, Rathaus-Neubau in der Karrstraße, Passagenbau zur Altneugasse, Öffnung der Neustraße für den Verkehr. Daneben gibt es noch "offene Baustellen", wie den CDU-Wunsch nach einer Art Stadthalle auf dem Kaienburg-Areal. Das alles sind Ideen, die Fakten schaffen ohne ein Stadtentwicklungskonzept alias Masterplan, für den bei den Entscheidungsträgern wohl bislang das Motto herrschte: Kommst du heut' nicht, kommst du morgen. Politischer Wille vorausgesetzt, ist ein Ziel durchaus schneller zu erreichen. Als erstes Ergebnis scheint nach zwei Jahren Herumdoktern nun festzustehen: "Das können wir doch auch selber machen." s.suennen@volksfreund.de

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