Mein Partner mit der kalten Schnauze

Rund 15 000 Euro ist ein ausgebildeter Polizeihund wert. Je nach Spezailausbildung finden die Tiere Drogen, Sprengstoff, Leichen oder Brandmittel. Der TV blickte auf dem Trainingsgelände der Bereitschaftspolizei Wittlich hinter die Kulissen.

Wittlich. Er heißt "Ouff", ist ein belgischer Schäferhund, sein Spezialgebiet: Rauschgift aufspüren. Dafür hat der Ermittler mit der kalten Schnauze nach seiner dreimonatigen Grundausbildung in der Landes-Ausbildungs-Stelle für Polizeihunde noch eine zehnwöchige Spezialausbildung absolviert. Damit wird er für sein "Herrchen", Kommissar Berthold Billen, zu einem wichtigen Begleiter. Drei Mal im Monat trainieren die Hundeführer von der Polizeidirektion (PD) Wittlich auf dem Trainingsgelände bei der Wittlicher Bereitschaftspolizei. Von nichts kommt nichts. Wie gut die Tiere ausgebildet sind, zeigt sich bei einem nachgestellten Szenario: In einer Garage versteckt Kommissar Billen eine kleine Menge Haschisch. Dann wird "Ouff" in die Garage geführt. Blitzschnell rennt der Hund hin und her, schnüffelt alles ab und bleibt schließlich bei den Autoreifen hängen, umkreist sie und weist nach kaum fünf Minuten Suche, mit der Pfote genau auf die Stelle zwischen zwei Reifen, wo das Haschisch steckt. "Gut gemacht", freut sich Billen und belohnt seinen "Ermittlungs-Partner" mit einem Plastik-Spielzeug. "Wir machen uns den Spieltrieb des Hundes zu Nutze", erklärt Richard Simon, Polizeihauptkommissar und Gruppenleiter der Staffel, das Prinzip. Geeignet sind nur "besonders gebrauchsfähige" Hunde mit starken Nerven, einem ausgeglichenem Wesen und ausgeprägtem Spieltrieb. Deutsche und belgische Schäferhunde haben dabei den früher eingesetzten Rottweilern und Riesenschnautzern den Rang inzwischen abgelaufen. Bei der Ausbildung zum Drogensuchhund wird anfangs das Plastikspielzeug mit Rauschgift-Gerüchen präpariert. "Der sucht dann danach und macht die Erfahrung, das er belohnt wird, wenn er durch Kratzen anzeigt, wo es liegt", erklärt Simon. Später reicht dann der Rauschgift-Geruch, damit der "Schnüffler" anfängt, wie wild zu suchen. Wird er fündig, bekommt er sein Plastik-Spielzeug. Auch als Sprengstoff-, Vermissten- und Leichensuchhunde oder als Brandmittelspürhunde leisten die Polizeihunde wertvolle Arbeit. "Die Sprengstoffhunde dürfen natürlich nicht durch Kratzen anzeigen, wo sie was gefunden haben. Das könnte gefährlich werden", sagt Simon. Diese Spezialhunde legen sich an der Fundstelle ab. Brandmittelspürhunde etwa können selbst in einem Schutthaufen noch Brandbeschleuniger ausmachen. "Wir sind überall da, wo es rumpelt"

Jenseits solcher Spezialeinsätze sind die Diensthunde-Führer überall dort, wo es "rumpelt", wie Kommissar Billen erklärt. Bei Demos oder sonstigen Großveranstaltungen, Straßenkontrollen, aber auch Schlägereien. Schließlich haben die Vierbeiner auch gelernt, selbstständig Angriffe auf ihr "Herrchen" zu verhindern. Wie das aussehen kann, demonstriert Schäferhund "Torro": Sein "Herrchen", Polizeioberkommissar Werner Stolz, stellt mit einem Kollegen eine Festnahme nach, bei der der "Täter" versucht zu flüchten. Ohne dass Stolz auch nur ein Kommando gibt, rast "Torro" dem "Täter" hinterher, stellt ihn und beißt sich am (mit einerPlastikschiene geschützten) Arm fest. Wichtig dabei ist, dass der Hund loslässt, so bald sein Chef "Aus" ruft. 15 000 Euro ist ein ausgebildeter Polizeihund wert. Selbst wenn die Hunde "in Rente" gehen, behalten sie weiter ihr Zuhause bei ihren "Herrchen", mit denen sie schon so viel erlebt haben.

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