Mit Elan zum Tennisgold - Susanne Steffen gewinnt bei Special Olympics World Games

Manderscheid · Eine Goldmedaille im Tennis-Einzel bei den Special Olympics World Games in Los Angeles: Auf diesen Erfolg ist Susanne Steffen aus Manderscheid sehr stolz. Zu Recht, denn hier treten nur die weltbesten Sportler mit geistiger Behinderung an.

Mit Elan zum Tennisgold - Susanne Steffen gewinnt bei Special Olympics World Games
Foto: (m_wil )

Manderscheid. "Da musste ich kämpfen", sagt Susanne Steffen über ihr Endspiel bei den Special Olympics World Games in Los Angeles. Bei großer Hitze und auf dem ungewohnten Hartplatz konnte sie sich dennoch gegen ihre Gegnerinnen aus Venezuela, den Niederlanden und Ägypten durchsetzen, wie sie stolz berichtet. Für die ehrgeizige 38-Jährige mit dem Down-Syndrom hat aber nicht nur der Erfolg die Reise in die USA zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. "Das Schönste waren die Eröffnungsfeier und die vielen Menschen", berichtet Susanne Steffen. Sogar Prominente, wie Präsidentengattin Michelle Obama, die Sängerin Avril Lavigne und Sänger Steve Wonder haben die Feier zu einem besonderen Erlebnis gemacht.
Für Vater Dietmar Steffen hat die Beteiligung solcher Berühmtheiten eine wichtige Bedeutung: "Das gibt dem Ganzen eine besondere Wertigkeit", sagt er. Und er ist überzeugt, dass die Sportler diese Wertschätzung auch verdient haben. "Die spielen dort Tennis auf sehr hohem Niveau", sagt er. Aber auch die Möglichkeit für die Sportler, Land und Leute kennenzulernen, findet er gut. So stand zum Beispiel für seine Tochter ein Besuch des Hard Rock Cafés in Hollywood, ein Empfang beim Generalkonsul und ein Sonnenuntergang in Santa Monica auf dem Programm.
Dietmar Steffen und seine Frau Hedi waren abseits der Mannschaftsquartiere untergebracht und erlebten freundliche Gastgeber, aber auch jede Menge Staus auf dem Weg zu den Sportstätten.
Steffen selbst kommt aus einer Familie, in der viel Tennis gespielt wurde. Und so hat er seine Tochter immer mit auf den Platz genommen und auch mit ihr trainiert.Ziel ist Platz eins


Die Initialzündung für die Teilnahme an Wettkämpfen kam von den Werkstätten beim DRK Sozialwerk in Bernkastel-Kues. Dort arbeitet Susanne Steffen seit 1993. Im Jahr 2002 erhielt sie im Rahmen der arbeitsbegleitenden Maßnahmen die Gelegenheit, am Tennistraining teilzunehmen. Schon ein Jahr später folgte die Einladung von Special Olympics zu den BMW-Open nach München.
Seitdem nimmt die Tennisspielerin immer wieder an Wettkämpfen teil. Und damit stiegen auch der Trainingseifer und der Ehrgeiz. "Dabei sein ist alles", sagt die Sportlerin zwar. Aber dann gibt sie auch zu: "Mein Ziel ist immer der erste Platz."
"Die sind so ehrgeizig wie alle anderen auch", sagt Mutter Hedi Steffen. Sie hätten als Eltern auch daran arbeiten müssen, dass Susanne auch Niederlagen einsteckt und der Gegnerin gratuliert.
Mit mehr Erfolgen als Niederlagen nahm aber die Tenniskarriere der Manderscheiderin Fahrt auf. Vor vier Jahren fuhr Susanne erstmals zu den Special Olympics World Games nach Athen, wo sie im Einzel und im Doppel die Goldmedaille gewann.
Und das öffnete ihr noch eine weitere Tür. Denn die 38-Jährige wurde in die Damenmannschaft in Manderscheid aufgenommen. Und darauf ist sie sehr stolz. Für ihren Vater ist die Mitgliedschaft in der Damenmannschaft ein wichtiger Schritt zur Inklusion. Denn seine Tochter trainiert nicht nur dort, sie ist auch bei Arbeitseinsätzen, Platzpflege und Ähnlichem dabei. Die Damen haben sie auch verabschiedet, als es mit den Eltern nach Los Angeles ging. Sie haben per Whatsapp die Spiele in den USA verfolgt und mitgefiebert und für ihre Siegerin bei der Heimkehr einen herzlichen Empfang vorbereitet.
Susanne Steffen hat derweil schon das nächste Ziel im Visier: "Ich trainiere weiter für Hannover 2016."Extra

Special Olympics ist die größte Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung auf der Welt. Gegründet wurde es 1968 in den USA von einer Schwester des früheren amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Deshalb ist auch der Name der Organisation englisch. Es werden Wettkämpfe in ganz vielen Sportarten ausgerichtet. Tennis, Tischtennis, Schwimmen und viele mehr. Alle vier Jahre finden die Weltspiele oder englisch World Games veranstaltet. Das ist so ähnlich wie die Olympischen Spiele oder die Paralympics für Menschen mit körperlichen Behinderungen. In diesem Jahr waren die Weltspiele in Los Angeles USA mit rund 7000 Athleten aus 170 Ländern. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es eine Landesorganisation von Special Olympics. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann www.specialolympics.de im Internet nachschauen. noj

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