Mit Erinnerung lässt sich auf die Zukunft bauen

Von der Mahnwache mit Kranzniederlegung über Führungen, Lesungen, Gottesdienste und einem thematischen Kinoprogramm bis zur Schüleraktion: Vielfältig sind die Angebote für den, der sich mit einem Thema auseinandersetzen will, das engagiertes Erinnern braucht: die Wiederkehr des 9. November 1938.

 Ein Detail des Stacheldraht-Rundfensters in Wittlichs ehemaliger Synagoge ist das Titelbild des Flyers. Foto: Justinus Maria Calleen

Ein Detail des Stacheldraht-Rundfensters in Wittlichs ehemaliger Synagoge ist das Titelbild des Flyers. Foto: Justinus Maria Calleen

Bernkastel-Wittlich. (sos) "Erinnern - für die Zukunft", so titelt der neue Flyer zu einer breit angelegten Reihe, die zum 70. Jahrestag des 9. November 1938 konzipiert wurde. Die menschenverachtende Verfolgung der Juden unter den Nationalsozialisten, hat mit dem Tag, an dem die Synagogen brannten, einen zynischen öffentlichen Auftakt erlebt. An die Wiederkehr der Pogromnacht erinnern die kreisweiten Veranstaltungen und Projekte, die von September 2008 bis Ende Januar 2009 in Kooperation vieler sich für das Thema Engagierender erarbeitet wurden.

Sie vereint ein neuer Flyer, der in einer Auflage von 6000 Stück im Georg-Meistermann-Museum, in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge, im Foyer der Kreisverwaltung, im Emil-Frank-Institut, in der Stadtbücherei und im Stadthaus ausliegt. Er wurde gemeinsam vom Kulturamt und von der Kreisjugendpflege des Kreises Bernkastel-Wittlich finanziert.

Darin sind sämtliche Angebote für die Öffentlichkeit aufgeführt. Dass man besonderen Wert auf die Mitarbeit Jugendlicher legte, dokumentiert die Übersicht ebenfalls. So ist für Oktober der Start einer Plakataktion von Jugendlichen geplant: Schüler der Dualen Oberschule werden mit Tafeln in der Stadt unter anderem daran erinnern, welchen Repressionen Juden im "Alltag" ausgesetzt waren.

Im Flyer wird einleitend auch konkret an Geschehnisse in Wittlich erinnert:

"Am darauffolgenden Nachmittag, dem 10. November 1938, sah der zehnjährige Wittlicher Hitlerjunge Alfons Heck Armeelastwagen auf den Marktplatz von Wittlich zurasen. SA- und SS-Männer sprangen von den Lastwagen, liefen mit lautem Geschrei und Gummiknüppel bewaffnet durch die Straßen, prügelten auf jüdische Mitbürger ein und zerstörten deren Geschäfte. Umherstehende Passanten nutzten die ‚Chance', um sich an den hinausgeworfenen Geschäftsauslagen zu bereichern. Später wurde ebenfalls die Wittlicher Synagoge gestürmt und schwer geschändet." Die Ausführungen stammen vom Wittlicher Alfons Heck, der die Wittlicher Ereignisse in seinem autobiografisch angelegten Werk "A child of Hitler" in den USA veröffentlicht hat, wo sein Buch viel beachtet wurde. Eine Übersetzung ins Deutsche nebst wissenschaftlicher Bearbeitung wäre ein Wunsch einiger Veranstalter der aktuellen Reihe von Gedenkveranstaltungen. Kontakt: Kulturamt der Stadt Wittlich, Telefon 06571/14660.

Im Oktober wird unter anderem am Samstag, 11. Oktober, eine Tagesfahrt nach Speyer und Worms geboten, und am Sonntag, 19. Oktober, findet in der Synagoge die Veranstaltung "Ich bin von Sehnsucht eingehüllt" statt: Anne Kaftan (Musik) und Manuel Klein (Rezitation) interpretieren Gedichte von Selma Meerbaum-Eisinger. Die Dichterin starb im Alter von 18 Jahren 1942 im Konzentrationslager. Extra Veranstaltungsreihe: Die über 30 Erinnerungs- und Bildungs-Projekte hat das Kulturamt der Stadt Wittlich als Kooperationsprojekt konzipiert mit dem Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde Wittlich", den Beigeordneten der Stadt Wittlich, der Berufsbildenden Schule Wittlich, dem Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage e.V., dem Kreis Bernkastel-Wittlich, dem Cusanus-Gymnasium Wittlich, der Dualen Oberschule Wittlich, dem Dekanat Wittlich und der Kirche der Jugend Marienburg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Trier, der Eifel-Kulturtage, dem Emil-Frank-Institut, der Evangelischen Seelsorge in der Justizvollzugsanstalt und der Evangelischen Kirchengemeinde Wittlich, der Fachstelle Jugend Wittlich, der DPSG und anderen katholischen Jugendverbänden, der Kreisjugendpflege Kreis Bernkastel-Wittlich, der Katholischen Erwachsenenbildung e.V. Wittlich, dem Kintim-Kino Wittlich, der Kurfürst-Balduin-Realschule Wittlich, dem Ökumene-Ausschuss der evangelischen und katholischen Gemeinden in Wittlich, dem Peter-Wust-Gymnasium Wittlich, der Stadtbücherei Wittlich, der Stadtverwaltung Wittlich, der Volkshochschule Wittlich - Stadt und Land und der International School for Holocaust-Studies, Yad Vashem, Jerusalem. (sos)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort