Mit Hecken Licht ins Dunkel bringen

Der Landesarbeitskreis Denkmalschutz des BUND favorisiert nach einer Ortsbesichtigung nicht die Freilegung der römischen Villa Wittlich, sondern die Sicherung der vorhandenen Substanz.

Wittlich. (har/red) Verschüttete Bauteile der römischen Villa Wittlich sollen nicht zusätzlich freigelegt und im Gelände offen sichtbar präsentiert werden. Das fordert der Landesarbeitskreis Denkmalschutz des BUND nach einem Besuch der Ruine und der Ausstellung in der Wittlicher Synagoge. Das Ergebnis einer weiteren Ausgrabung sei laut einer Pressemitteilung des Arbeitskreises, dass Witterung und Vandalismus zu noch schnellerer Zerstörung des noch Erhaltenen führen. Ein in erster Linie auf schnelle Teilrekonstruktion ausgerichtetes Handeln beschleunige nicht nur den Verfall des durch das Erdreich weitgehend Geschützten, sondern würde damit im Grunde die eigenen hochgesteckten Ziele in Frage stellen.Die an Denkmalschutz Interessierten schlagen vor, das talseitige Villenvorfeld großflächig wissenschaftlich, zunächst etwa mit geophysikalischen und anderen Prospektionsmethoden, zu untersuchen. Auf diese Weise seien konkretere Anhaltspunkte über eine Bebauung und über den Verlauf der Lieser in römischer Zeit zu gewinnen. In die Erfassung sollte der Südflügel-Bereich einbezogen werden. Parallel dazu wären konstruktive Konsequenzen einer Lieserverlegung im Hinblick auf den oder die betroffenen Brückenpfeiler zu prüfen. Die Ausstellung über die Villa stehe laut Arbeitskreismitglied Professor Hartmut Hofrichter "in nahezu sprachlos machendem Kontrast zum heutigen, als kläglich zu bezeichnenden Bild der einst imponierenden Bauanlage oberhalb der Lieser". Trotz Reparatur- und Ergänzungsmaßnahmen am noch sichtbaren Bestand und einer Überdachung des mittleren Baukörpers, die in ihrem hangseitigen Abschnitt eher an ein Schwarzwaldhaus als an eine römische Konstruktion erinnere, sei der Verfall des noch Erhaltenen nur unmaßgeblich verzögert worden. "Die bauliche Situation wie das wenig respektvolle Umfeld luden stattdessen eher zum Vandalismus ein", schreibt Hofrichter. Viele der Arbeiten an der Villa ließen geringe Kenntnis von römischer Bautechnik erkennen. Auch der drückende Hang und die von dort auf die Mauern einwirkende Feuchte sorgten für zusätzliche Probleme.Erklärtes Ziel auch des Fördervereins sei es, die Bedeutung und die Abmessungen der Villa als eine der mit rund 140 Meter Längenausdehnung größten römischen Bauten ihres Typs und ihre Besonderheit optisch nachvollziehbar darzustellen. Im Bereich unter der Autobahnbrücke seien bereits die Eckpunkte eingemessen, so dass eine zunächst provisorische Markierung des dortigen Gebäudeumrisses erfolgen könnte, schreibt Hofrichter.Denkmalpflege soll sich stärker engagieren

Die Ausdehnung der ursprünglichen Anlage müsste nicht zwingend durch Mauerwerk markiert werden. Dies könnte auch durch flachwurzelnde Hecken geschehen. Der Arbeitskreis begrüße es laut Hofrichter, wenn sich vor allem die Einrichtungen verstärkt für die Erforschung, Erhaltung und angemessene Repräsentation der Anlage einsetzten, die in der Vergangenheit eine andere Haltung gezeigt hätten. Dies gelte insbesondere für die sich damals noch wenig kämpferisch zeigende Archäologische Denkmalpflege und die am Autobahnbau mitwirkenden Dienststellen, wobei der Straßenbau bereits vor Jahrzehnten bei anderen römischen Villenbauten wie in Winningen und Ahrweiler großes Verständnis für die Denkmäler gezeigt hätten.

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