Modernes Kruzifix

Lüxem hat wieder sieben Schmerzenskreuze. Das siebte Wegekreuz an der Ecke Bombogener Straße/ B49 vom Steinmetzmeister Sebastian Langner aufgestellt. Lüxems Ortsvorsteher Peter van der Heyde berschreibt das Kreuz.

 Steinmetz Sebastian Langner (links) und Ortsvorsteher Peter van der Heyde zeigen das neue Wegekreuz. Foto: privat

Steinmetz Sebastian Langner (links) und Ortsvorsteher Peter van der Heyde zeigen das neue Wegekreuz. Foto: privat

Wittlich-Lüxem. (red) Das neue Wegekreuz in Lüxem ist nicht wie in früheren Zeiten in fünf Abschnitten aufgebaut, sagt Ortsvorsteher van der Heyde. Das heißt, dass es nicht in Sockel, Konsolstein, Schaft, Zwischenstück mit bildhafter Darstellung und darauf einem Kreuz mit Kruzifix und eventuellen Beistellfiguren aufgesteilt ist. Wie van der Heyde erklärt, ist es in drei Zonen gegliedert. Die oberen beiden Zonen bilden eine ineinander gewachsene Einheit. Die Herausbildung des Kruzifixus beginnt schon auf der Konsole, gekennzeichnet durch eine starke vertikale Kante, die in den Christuskörper hineinläuft, Teil des Körpers ist und ihn übermenschlich verlängert. Das Kreuz ist mit dem Schaft verwachsen und nur durch kleine angedeutete Profile, die als Reminiszens an die Tradition des Wegekreuzes zu verstehen sind, optisch getrennt.

Der Kruzifix ist nur im oberen Teil des Körpers naturnah ausgestaltet, hat die Arme in einem leichten Winkel nach unten abgewinkelt und trägt eine stilisierte Krone, die vollkommen mit dem nur angedeuteten Gesicht verwachsen scheint. Hinter dem Kruzifix schwingt die Grundform des Kreuzes als abgesetzte Kante nach und rahmt ihn ein.

Das siebte Schmerzenskreuz zeigt den Christkönig, beschreibt der Ortsvorsteher die Skulptur weiter. Dieser ist das Symbol für die Fortsetzung des Leids in die Auferstehung, vergleichbar mit einer 15. Station eines Kreuzwegs. Er zeigt sich noch am Kreuz, aber schon von Gott erhöht. Er ist deswegen nicht mehr naturalistisch menschlich dargestellt: Durch seine Stilisierung ist der Versuch unternommen, ihn in seiner Transzendenz zu zeigen.

Das Wegekreuz knüpft an die Zeit des ersten christlichen Jahrtausends an, die fast ausschließlich diese Form der Darstellung hatte. Erst das Mittelalter hat den Schwerpunkt auf das Leid gelegt, durch die schwierigen Bedingungen des Lebens in dieser Zeit mit Pest oder kleiner Eiszeit. Noch im Barock, als das ursprüngliche Kreuz an der Stelle der neuen Skulpturstand, schwang die Katastrophe des 30-jährigen Krieges nach.

Das neue Wegekreuz entsteht nicht aus rein denkmalpflegerischer Sicht, da keine Reste oder Bilder des ursprünglichen Kreuzes vorhanden waren, und eine Rekonstruktion so wenig sinnvoll wäre, wie der Wiederaufbau eines längst untergegangenen Schlosses. Es soll Anlass geben zum Verweilen, Nachdenken, Meditieren und im besten Fall zum Gebet.

Lüxem hat wieder seine sieben Kreuze, an denen im Sinne der Fußfälle, in Erinnerung an die sieben Schmerzen Mariä, auch schmerzhafte Rosenkränze gebetet wurden. Der erhöhte Christus steht einer solchen Tradition nicht im Wege, sondern bietet die Möglichkeit eigene Geheimnisse zu formulieren.

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