Mundartabend in Bengel - Et woar richtig schie

Bengel · Peter Friesenhahn und Yvonne Treis erzählen in der Klostermühle in Bengel private Geschichten aus ihrem Alltag mit den Moselanern.

Mundartabend in Bengel - Et woar richtig schie
Foto: Winfried Simon

Peter Friesenhahn, der Musiker, Komponist, Kabarettist, Autor und Filmemacher aus Pünderich - kurzum ein Allroundtalent, der auf unzählige Auftritte zurückblicken kann - und Yvonne Treis, die Sprachwissenschaftlerin, Mundartexpertin und Buchautorin aus St. Aldegund stehen gemeinsam auf der Bühne. Diese Mischung garantiert kurzweilige und witzige Unterhaltung. Erstmals sind sie gemeinsam im Kreis Bernkastel-Wittlich aufgetreten. Alle Plätze im Café der Klostermühle/Straußenfarm in Bengel waren besetzt, das Interesse an Geschichten in moselländischen Dialekt scheint ungebrochen.

Am Klavier: Peter Friesenhahn. Er begrüßt im beschaulichen Bengel, die Alftalgemeinde von der man vom Bahnhof aus jede europäische Metropole erreichen kann, "en ganz Heerd Mensche". Einst war der Schlacks Peter ein kleines, rosiges Wutzchen im Kinderwagen, und groß geworden ist er wie alle seine Altersgenossen in den 50er und 60er Jahren dennoch - trotz Bazillen. Die Mosel war noch nicht geklärt, die Fische tummelten sich an den Abwässerrohren und ließen sich mit der primitivsten Angel leicht fangen.

Yvonne Treis - ihr Vorname war in den 70ern, als die Mädchen Gisela, Ursula und Renate hießen - manchen ein Rätsel, weshalb das Kommunionkind Yvonne im Mitteilungsblatt Iwon hieß.
Die weit gereiste Sprachwissenschaftlerin kennt ihre Wurzeln, vor allem den moselfränkischen Dialekt. Dass er viele liebenswerte Eigenarten hat, demonstrierte sie an zahlreichen Beispielen. Das Wort geben scheinen die Moselfranken besonders zu mögen. Es "gänn" (geben) Tische gedeckt, die Wertstofftonne "get" (gibt) alle drei Wochen geleert und unliebsame Gäste "gänn" (geben) auf die Straße gesetzt.

Unterdessen besingt Peter Friesenhahn das letzte Klassentreffen, was Yvonne Treis bemerken lässt: "Ihr wart ja spundevoll. Und es wurden sicherlich so manche Flaschen aufgestülpt." Dass am nächsten Morgen die Rummel (Kopf) dröhnt, verwundert nicht.

Seine Erfahrungen mit lauten und trunkenen Touristen hat Friesenhahn in einem weiteren Stück verarbeitet. Tagsüber klauen sie die Nüsse, "knüppeln" sie manchmal sogar von den Bäumen und fungieren ihre am Moselufer abgestellten Wohnmobile zu Trocknungsräume um.

Wenn's um die Liebe geht, sind die Moselaner etwas mundfauler. "Ich liebe dich", sagt niemand auf Platt. Vielmehr kommt ihm, wenn er der Angebeteten irgendwie eine Liebeserklärung machen will, leise und schüchtern über die Lippen: "Äich säin fruh met dir" oder "Äich hon däich ger" oder "Äich honn ebbes fir däich iwwerich."
Peter Friesenhahn, dessen Texte zumeist ironisch und leicht bissig menschliche Charakterschwächen thematisieren, kann auch romantisch. Ein moselländisches Liebeslied hat er komponiert: "Loos mich net allaan. Äich brouch dich su."
Der Name Peter muss im Moselfränkischen übrigens für eine Reihe von Schimpfwörtern herhalten, verriet Yvonne Treis. Jemand, der viel nörgelt (knäatelt), ist ein Knäatelpitter, ein "Hampelpitter" kann nicht ruhig sitzen und ein "Mengpitter" matscht gerne rum. Die St. Aldegunderin stellte mit Blick auf ihren Bühnenpartner aber ausdrücklich fest: "Die meisten Peter, die ich kenne, sind ganz patente Kerle."

Der kurzweilige und unterhaltsame Abend war richtig schieh (schön), und die Gäste, alle des Moselfränkischen mächtig, können stolz von sich behaupten, ein Kulturerbe zu pflegen und weiterzugeben.

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