Mut zur Meinung

WITTLICH/MAINZ. (bec) Aufklärung ist alles: Damit Schüler die Methoden der Rechten besser verstehen und leichter erkennen, veranstaltet das Mainzer "Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC)" Projekttage an Schulen – so auch an der Dualen Oberschule (DOS) in Wittlich.

Tobias und Dominik, Mitarbeiter des NDC, sind mehr als überrascht. "Ganz ehrlich - so viele Kärtchen haben wir noch in keiner Klasse zurückbekommen." Auf diesen Kärtchen steht alles, was den Schülern der DOS zum Thema "Neonazis" eingefallen ist - eine ganze Menge offensichtlich. Da werden Begriffe wie Baseballschläger, ausländerfeindlich, Landser, Böhse Onkelz, Randale und Hitler an die Wand gepappt, eingeteilt in die Gruppen "Äußerlichkeiten", "Verhalten" und "Denken". Da stehen aber auch Orte rund um Wittlich auf den Karten. Orte, die unter den Schülern dafür bekannt sind, dass sich dort viele Rechtsradikale tummeln - und Gonzerath steht dort nicht. Orte, die die Schüler aber nicht öffentlich nennen wollen, weil sie Angst vor den Reaktionen der Rechtsradikalen haben. Die Mitarbeiter des Netzwerks zeigen einen Film über einen Ort im Osten Deutschlands, der viel über rassistische Denkweisen zu Tage bringt und zeigt, warum die NPD dort Wahlerfolge feiert. Da sitzen junge Menschen im Alter der DOS-Schüler in einem Klassenraum und vertreten die Meinung, dass sie sowieso keinen Arbeitsplatz bekommen werden, weil die Ausländer sie ihnen wegschnappen. Ob sie davon tatsächlich überzeugt sind, ist mehr als fraglich. Vielmehr scheint es ein Nachplappern dessen, was sie bei ihren Eltern oder anderen Erwachsenen gehört haben. Da rotten sich arbeitslose und vom Leben enttäuschte junge Menschen zusammen mit der festen Überzeugung, dass Ausländer in Deutschland nichts verloren haben, und dass eben diese Ausländer Schuld sind an ihrer eigenen persönlichen Misere. Zivilcourage und sich klar gegen rechtsradikale Meinungen zu stellen: Das sind nur einige Ziele, die das NDC mit seinen Schul-Projekttagen verfolgt. "Wir wollen euch Mut machen, eure Meinung frei zu äußern", sagen die NDC-Mitarbeiter. Damit sich die Schüler trauen, ihren Mund aufzumachen und sich offen gegen diskriminierende und rassistische Parolen zu wenden (siehe "Drei Fragen an...").

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