"Mutter Natur" für die Fische-Familie

Die Klosterfischerei Himmerod will nach dem Pächterwechsel (der TV berichtete) neue Wege gehen. Ziel der Zisterzienser und ihres Fischmeisters Marc Riesnert ist eine ökologische Zucht mit einheimischen Fischarten nach "Naturland"-Richtlinien.

Himmerod/Großlittgen. (red/sos) "Bete und arbeite" ist ein klösterlicher Leitspruch. Und zur Arbeit, das heißt auch dem wirtschaftlichen Sektor eines Zisterzienserklosters, zählt traditionell die Fischzucht, so auch in Himmerod. Zum einen galt der Fisch in der Urkirche, noch vor dem Kreuz, als Symbol christlichen Glaubens, zum anderen spielte der Fisch wegen des früheren Fleischverbots eine besondere Rolle auf dem Speiseplan der Mönche. Die Überschüsse aus der klösterlichen Fischzucht verkauften auch die Himmeroder Mönche auf Märkten oder an Küchen der Feudal- und Gasthäuser, denn ein Kloster als Wirtschaftsbetrieb muss auch Geld verdienen. In Himmerod züchteten die Mönche so über Jahrhunderte hinweg in ihren Teichen Hechte, Schleien, Forellen und Karpfen. Außerdem hatte der Orden in Salm, Lieser und Kyll Fischereirechte. Nach der Wiederbesiedlung von Himmerod 1919 nahm die Abtei diesen Wirtschaftszweig unter Pater Albert wieder auf. Fisch verkauft wurde vor allem an die Gastronomie an Mosel und in Eifel und Hunsrück. "Himmeroder Fisch" war über die Kreisgrenzen bekannt. Als Nachfolge-Mönche fehlten wurde die Klosterfischerei verpachtet. Die Zucht vor Ort trat in den Hintergrund: Fische wurden entweder als Setzlinge oder schon fangfertig nur noch zugekauft. Jetzt will die Klosterfischerei an die alte Tradition anknüpfen und wieder Fische züchten: vom Ei bis zum ausgewachsenen Speisefisch. Das Genehmigungsverfahren bei den Behörden und der Landesdenkmalpflege laufe bereits, informiert Hermann Barzen, der in der Betriebsleitung des Klosters arbeitet. Geplant sei eine ökologische Fischerei nach den Richtlinien von "Naturland". Das heißt unter anderem: deutlich geringere Besatzdichte, das Fischfutter ist gentechnikfrei und ohne synthetische Farbstoffe. Forellen werden mit entsprechend geprüftem Fischmehl, Karpfen mit einheimischen Bio-Getreide gefüttert. Da sie nicht gemästet würden, brauchten die Fische zwar mindestens sechs Monate länger bis zur Speisefischgröße, aber man erhalte wesentlich festeres und schmackhafteres Fleisch.Fischfutter ist gentechnikfrei

Als Aufzuchtbecken will man jetzt zehn neue achteckige Becken aus einheimischem Holz bauen, eine alte kanadische Form der Fischhaltung. Das Projekt soll auch optisch mit der Umgebung des Klosters harmonieren. "Damit ersetzen wir die verfallenen Erdteiche", sagt Fischmeister Marc Riesnert, "Wir hoffen, mit der Baumaßnahme bis Ende des Jahres fertig zu sein." Züchten will er ausschließlich einheimische Fischarten, in erster Linie die Eifeler Bachforelle, die wie die Äsche in der "Roten Liste" der gefährdeten Fische steht. Und auch der Wildkarpfen, der eigentliche Fisch der Klöster, soll in Himmerod "groß werden". Wegen der Gefahr der Übertragung von Fischseuchen muss der Publikumsverkehr in den Produktionsanlagen sowieso eingeschränkt werden, so der neue Fischmeister. Im Hinblick auf frühere Praktiken, weist Hermann Barzen, verantwortlich für die Projektsteuerung darauf hin, dass das Abfischen von Fischen, die erst wenige Tage vorher per LKW angeliefert wurden, sowieso tierschutzwidrig sei. Möglichkeiten für ein naturverträgliches und artgerechtes Fischen für Sportangler sind in der Region reichlich vorhanden, erklärt auch Marc Riesnert. Man wolle zurück zu alten Traditionen: mit moderner und ökologischer Fischzucht.

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