Nach Neujahr wird Neustraße "ausgepackt"

Alle Fraktionen haben die Öffnung der Neustraße "für den Zielverkehr in den Stadtkern" im September beantragt. Die Ausschüsse haben sich nicht öffentlich damit beschäftigt, und im Stadtrat sollen jetzt die Details beschlossen werden. Dann soll laut Beschlussvorschlag die Umsetzung des Projekts bis kommendes Jahr ruhen.

Wittlich. Eine langjährige Pro- und Contra-Debatte mit offenem Ausgang soll der Stadtrat nun zu einem Ende führen: Ein letzter Beschluss zur Öffnung der Wittlicher Neustraße "allenfalls für den Zielverkehr in den Stadtkern" steht an. Hintergrund ist der gemeinsame Antrag von FWG, FDP, Grünen, SPD und CDU (der TV berichtete). Er hat nun Bau- und Verkehr sowie Wirtschafts- und Marketingausschuss durchlaufen und ist nach der Vorberatung "beschlussreif". 5000 Euro soll es kosten, die Neustraße von der Schlossstraße in Richtung Marktplatz befahrbar zu machen.

Diesen Betrag nennt die Stadtverwaltung in der Vorlage für den Stadtrat als Investition für "die geänderte Beschilderung und sonstigen Aufwand". Zu Letzterem zählt eine Markierung künftiger Parkplätze - 15 sind derzeit skizziert - mit Bodennägeln und eine "Absperrvorrichtung".

Die soll hinter der Querung der Burgstraße (zwischen Deutscher Bank und Bäckerei) errichtet werden. Von sechs Uhr morgens bis 20 Uhr abends soll die Absperrvorrichtung offen, ansonsten geschlossen sein. Die Anwohner sollen nach 20 Uhr wie bisher vom Marktplatz aus die Neustraße befahren dürfen. Und sie sollen dieselbe dann in umgekehrter Richtung wieder verlassen.

Einher geht mit dieser Lösung die Aufhebung des Fußgängerzonen-Status für die Neustraße, die zum "Verkehrsberuhigten Bereich" werden soll. Der Verkehr, der tagsüber "von oben nach unten" über den Markt rollt, soll über die Einbahnstraße entlang des Platzes an der Lieser zur Feldstraße weitergeleitet werden.

Der künftige Status der jetzigen Fußgängerzone soll auf verkaufsoffene Sonntage, Fastnacht oder Säubrennerkirmes keine Auswirkungen haben: Zu größeren Veranstaltungen bleibt die Neustraße wie bisher gesperrt. Der Wochenmarkt soll weiter vor dem Alten Rathaus stattfinden genauso wie Wittlichs Weihnachtsbaum bleiben kann. Der Monatsmarkt hingegen werde auf den Schloßplatz verlegt, steht in den Unterlagen zum Stadtrat, und beim Weihnachtsmarkt biete sich zukünftig eine Verlagerung auf den Platz an der Lieser an.

Dieses Jahr ist der Weihnachtsmarkt sowieso nicht betroffen, denn im Beschlussvorschlag steht auch: "Die Umwandlung der Neustraße erfolgt Anfang 2009." Ein Jahr später sollen beispielsweise Verkehrszählungen und sonstige Erfahrungen thematisiert werden. "Technisch und gestalterisch" überprüft werden soll die Öffnung der Neustraße für den KFZ-Verkehr nach zwei Jahren.

Eine Vorab-Einschätzung Betroffener gibt es auch: Eine Telefonumfrage von Leo Kappes, Stadtverwaltung, bei 13 Geschäftsleuten aus der Neustraße habe "mit einer Ausnahme nur zustimmende Reaktionen" erbracht, heißt es.

Der Stadtrat tagt am Donnerstag, 13. November, ab 18 Uhr in der ehemaligen Synagoge.

Meinung

Von Harald Jansen

Die nächste halbe Sache

Wenigstens die Geschäftsleute in der Fußgängerzone werden vorerst mit der Öffnung der Neustraße zufrieden sein. Vorerst nur, da der langfristige Erfolg der Freigabe zweifelhaft ist. Die 15 geplanten Parkplätze werden es jedenfalls nicht rausreißen. Und auch der Einbau einer Schranke ist wohl eher ein Herumdoktern an Symptomen. Wer zudem glaubt, dass Autoverkehr vor der Haustür den Umsatz steigert, der sollte sich beispielsweise in Bitburg bei Geschäftsleuten in der Trierer Straße umhören. Dort schmälert angeblich zu viel Autoverkehr das Geschäft. Die sehr nach Aktionismus aussehende geplante Neustraßen-Öffnung ist wieder einmal nur eine halbe Sache. Ein tragfähiges Konzept zur Attraktivierung und gegen den Leerstand gibt es nicht. Und das, obwohl Wittlich doch angeblich ein Mittelzentrum ist. Städte, die solch einen Titel zu Recht verdienen, leisten sich einen hauptamtlichen City-Manager. Wieder ein Gebiet, wo es in Wittlich nicht ganz gereicht hat. h.jansen@volksfreund.de

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