Nachfolger für Plattens Ortschef gesucht

Platten · Es wird oft viel verlangt im Ehrenamt. Das weiß Alfons Kuhnen, der seit Juli 2004 Ortsbürgermeister von Platten ist. Mit seinem Vollzeitberuf bei der Kreisverwaltung bleibt ihm kaum Zeit für Familie oder gar Hobbys. Das will er ändern. Deshalb hat er um Entlassung aus dem Ehrenamt als Ortsbürgermeister gebeten.

Nachfolger für Plattens Ortschef gesucht
Foto: (m_wil )

Platten. Am 31. März 2016 ist Schluss. Das will Alfons Kuhnen (Foto) so. Seit 2004 ist er Plattens Ortsbürgermeister. Der 58-Jährige ist es mit Herzblut, aber er kann sich nicht zweiteilen: Entweder Ehrenamt oder Freizeit. Jahrelang ging ihm der Einsatz für seine Gemeinde vor. Jetzt ist er an einem Punkt, wo er das nicht mehr will. "Die häufig sehr starke zeitliche Belastung als Ortsbürgermeister, fast jeden Abend und regelmäßig an den Wochenenden neben den beruflichen Herausforderungen, die auch häufig über einen Acht-Stundentag hinausgehen. Da bleibt wenig Zeit für die Familie, so gut wie keine Zeit für sonstige Hobbys. Die Verantwortung für zwölf Beschäftigte in der Gemeinde, allein zehn in der Kita, das Kümmern-Wollen um die unterschiedlichsten Anliegen der Bürger, die Unterstützung der Vereine, die Umsetzung des Haushaltsplans, die Vertretung der gemeindlichen Interessen bei den verschiedensten Behördenverfahren, das Voranbringen unterschiedlichster Projekte und so weiter fordern irgendwann ihren Tribut. Wenn man dann nach Jahren sich wieder mehr anderen Hobbys und der Familie widmen möchte, geht das nur durch einen klaren Schnitt." Der ist gemacht. Neuwahltermin für 700 wahlberechtigte Plattener bei 870 Einwohnern wäre gleichzeitig mit der Landtagswahl 2016 am 13. März.
Dabei ist die Gemeinde gut aufgestellt. Kuhnen verweist auf einen seit zehn Jahren ausgeglichenen Haushalt, denn in seiner Amtszeit wurde die ehemals schwache Gewerbestruktur des Dorfes stark verbessert: "Insbesondere die Ansiedlung eines größeren Betriebes zur Erzeugung regenerativer Energien auf Flächen der Ortsgemeinde führte im Ergebnis dazu, dass Ende des Jahres 2015 die Gemeinde nicht nur über einen ausgeglichenen Haushalt , sondern noch über deutliche Guthaben verfügt." Auch die Breitbandversorgung kommt. Alfons Kuhnen: "Die neu verlegten Glasfaserleitungen sollen im Laufe des Januar 2016 online geschaltet werden."
Was ihn gefrustet hat? Dass "die Umsetzung von Projekten stets deutlich länger dauert als ursprünglich angedacht. Dies letztlich aufgrund der Regelungsdichte, die es jeweils bei der Umsetzung zu berücksichtigen gilt. Sehr frustrierend ist für mich auch mit anzusehen, wie seitens des Landes das Ehrenamt einerseits hochgelobt wird, letztlich den meisten Ortsgemeinderäten bei steigenden Ausgaben tatsächlich immer weniger finanzielle Mittel nach Abzug steigender Umlagen verbleiben." Trotzdem, in Platten hat man sich immer zu helfen gewusst. Das hat den Ortsbürgermeister stets motiviert. "Die Zusammenarbeit im Gemeinderat und mit den Vorständen der Vereine sowie die Unterstützung aus der Dorfbevölkerung insbesondere bei freiwilligen Helferaktionen war für mich der wichtigste Motor für mein Engagement. Ich hatte stets das Gefühl, das man ehrlich miteinander umgeht und bei Bedarf uneingeschränkt unterstützt wird. Ich investiere gerne Zeit in Projekte und habe auch Spaß an deren Umsetzung, wenn ich für mich erkenne, dass sie einen Mehrwert bringen und viele anpacken. Das war bisher eigentlich immer der Fall, beispielsweise bei der Sanierung des Gemeindehauses, Sanierung Sportlerhaus, Neubau Umkleidekabinen, Sanierung Bolzplatz und Spielplätze, Neubau eines Bouleplatzes oder Ausschilderung der touristischen Betriebe."
Bislang hat sich bei Alfons Kuhnen noch keiner gemeldet, der Interesse hat, sein Nachfolger zu werden. Das kann sich noch ändern. Was ein absehbares Großprojekt der Zukunft sein wird? Alfons Kuhnen: "Die Ausweisung eines Neubaugebietes."
Dabei gebe es noch 25 bebaubare Grundstücke in der Gemeinde, die jedoch nicht zum Verkauf angeboten würden. "In dem Zusammenhang bedaure ich, dass es für die Gemeindeverwaltung keine rechtlichen Möglichkeiten gibt, auf den Verkauf vorhandener privater Baugrundstücke Einfluss zu nehmen, damit sie insbesondere jungen Familien im Ort angeboten werden, damit diese nicht abwandern müssen". sos

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort