Nachsitzen am Nachmittag

360 Ganztagsschulen gab es im Schuljahr 2006/2007 in Rheinland-Pfalz. 43 weitere kommen zu Beginn des neuen Schuljahrs hinzu. Eine davon ist die Georg-Meistermann-Grundschule am Jahnplatz in Wittlich. 70 Schüler werden künftig in den frisch renovierten Räumen nachsitzen - allerdings freiwillig.

Wittlich. Eine Schulleiterin auf Schnäppchenjagd - so oder so ähnlich könnte die Mission von Maria Maas in den vergangenen Monaten bezeichnet werden. Kein Werbeprospekt von Baumärkten, Spielzeug- und Möbelläden aus der Gegend war vor ihr sicher. Dabei "shoppte" sie nicht etwa zu ihrem eigenen Vergnügen, sondern zum Wohle der Georg-Meistermann-Grundschule in Wittlich, die sie leitet. Denn ab dem 22. August wird die Grundschule am Jahnplatz zur Offenen Ganztagsschule, in der Schüler bis 16 Uhr betreut werden können. Dazu bedarf es natürlich neuen Lern-, Lehr- und Beschäftigungsmaterials.Nur eine Aufgabe von vielen, der sich Maria Maas seit Anfang des vergangenen Jahres widmet. Da nämlich gab es die erste Abstimmung unter Lehrern und Eltern über die Einführung der Ganztagsschule. Der Stein kam allerdings schon früher ins Rollen, als die Wittlicher Grundschule an der Friedrichstraße Ganztagsschule wurde und damit eine Nachmittagsbetreuung anbot. "Da wurden bei mir prompt zehn Kinder abgemeldet", erinnert sich Maria Maas, "wir haben sehr viele junge Eltern, die beide arbeiten gehen." Also wandte sich die Georg-Meistermann-Grundschule an den Schulträger, die Stadt Wittlich. Sie war allerdings nicht die Einzige: Auch die Grundschule Bombogen bewarb sich um die Einrichtung der Ganztagsschule. Da es mit der Friedrichstraße bereits eine im Innenstadtbereich gab, entschied der Stadtrat im vergangenen Juni, die Einrichtung der Ganztagsschule in der Grundschule in Bombogen für das Schuljahr 2007/2008, in der Georg-Meistermann-Grundschule erst für das darauffolgende Schuljahr beim Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur zu beantragen.

Die Enttäuschung bei Schulleiterin Maria Maas, dem Lehrerkollegium und den Eltern währte nur kurz: Da in Bombogen nicht die erforderlichen Zustimmungen der schulischen Gremien vorlagen, entschied das Ministerium, zunächst die Georg-Meistermann-Grundschule zur Ganztagsschule umzuwandeln.

50 000 Euro Förderhilfe gab's Anfang des Jahres vom Land, mit denen insbesondere der nötige Umbau in den Klassen- und Betreuungsräumen finanziert wurde. Außerdem übernahm das Land 70 Prozent der Kosten der rund 127 400 Euro teuren Errichtung der Mensa, den Rest steuern der Kreis und die Stadt bei.

Die Kantine wird allerdings nicht rechtzeitig zum Schulstart fertig. Aus zwei ehemaligen Klassenräumen wird ein großer Raum mit einer kleinen abgetrennten Küche, in der eine von der Stadt eingestellte Haushaltskraft tätig sein wird. Noch sieht es dort allerdings sehr nach Rohbau aus. "Das macht mich schon nervös", gibt Schulleiterin Maas zu, "ich kann ja die Kinder nicht in der Klasse füttern." Vorübergehend wird deswegen die Aula zum Speisesaal, Tische und Stühle kommen aus der Synagoge, Geschirr gibt es von dem Catering-Unternehmen, das das Essen liefert.

Auch die Kosten für das zusätzlich einzustellende Personal werden vom Land getragen. Schließlich sind immerhin 70 der insgesamt 200 Schüler von ihren Eltern gleich zum Start angemeldet. 15 zusätzliche Kräfte hat Maria Maas engagiert, um einen reibunglosen und abwechslungsreichen Ablauf des Nachmittags zu gewährleisten: Angebote wie Leseförderung, Schach, Französisch, Volleyball, Kunst, Tier- und Umweltkunde sowie Gesellschaftsspiele stehen auf dem Programm. "Die Kinder werden in einem guten sozialen Umfeld spielen und Regeln lernen, mit den anderen auszukommen", sagt die von der Einführung der Ganztagsschule überzeugte Schulleiterin.

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