Nahezu unbekannt

BRUCH. Selbst vielen Bruchern ist nicht bekannt, dass in dem Dorf an der Salm ein Widerstandskämpfer gegen Hitler lebte: Ludwig Freiherr von Leonrod wurde nach dem missglückten Hitler-Attenat 1944 als Mitwisser hingerichtet.

In seinem Heimatort ist zumindest der Name des ehemaligen Bewohners der Burg Bruch bekannt. Dass Ludwig Freiherr von Leonrod (1906 bis 1944) als Mitwisser des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 in Fach-Lexika als Widerstandskämpfer geführt wird, das ist vielen Bruchern neu. Ein aktiver Widerstandskämpfer war er allerdings nicht, nicht einmal ein überzeugter Oppositioneller. Eher einer, der durch seine Freundschaft mit der Hauptperson des Attentats, Claus Graf von Stauffenberg, bereits Ende 1943 in die Putschpläne gegen Hitler eingeweiht war. Leonrod vertraute und glaubte Stauffenberg. Er gab seine Unterstützung zu erkennen, obwohl er mit dem Attentat nicht wirklich einverstanden war. Der Berufsoffizier Leonrod rang mit sich und seinem Gewissen. Er sah die Attentatspläne nicht vereinbar mit seinem Eid auf Adolf Hitler, an den er sich als gläubiger Katholik besonders gebunden fühlte. Aber immerhin - er hielt dicht und verriet die Pläne nicht. Stattdessen vertraute er sich seinem Beichtvater im damaligen bayerischen Kriegs-Wohnort Bogenhausen an, der ihn beruhigte: Eine Mitwisserschaft sei keine Sünde. Der Eidbruch gegenüber dem "Führer" bereitete ihm dennoch Probleme, wie von Leonrod später vor der Gestapo schilderte. Für die Gestapo war aber selbst Mitwisserschaft gleichbedeutend mit der Teilnahme am Attentat. Zudem war Leonrod tatsächlich anwesend beim Umsturz, allerdings ohne in die Details eingeweiht zu sein. Nach dem Gespräch vom Dezember 1943 hörte Leonrod zunächst nichts mehr von Stauffenberg. Erst im Juni 1944 wurde er nach Berlin beordert. Stauffenberg wünschte ihn in seiner unmittelbaren Nähe und meldete ihn für einen Adjutantur-Lehrgang südlich von Berlin an. In Zeitplan und Ablauf des Attentats und der folgenden "Operation Walküre" zur Übernahme der Macht war Leonrod nicht eingeweiht. Als er sich am 20. Juli auf Befehl Stauffenbergs im Allgemeinen Heeresamt einfand, war er völlig überrascht von den Vorgängen, die dort inzwischen von den Verschwörern in Gang gesetzt worden waren. Leonrod wurde als Wachposten eingesetzt.Eine Gedenktafel für den Bruder

Nach stundenlangem Warten und Hoffen stellte sich am Abend das Scheitern des Attentates heraus. Leonrod verließ Berlin und fuhr zurück zu seinem Lehrgang. Dort wurde er am nächsten Tag verhaftet. Dem Volksgerichtshof gegenüber sagte Leonrod, es sei ein "sehr großer Fehler" gewesen, dass er sich von Stauffenberg habe "überreden" lassen. Ob diese Beteuerung ernst gemeint war oder nur als Versuch, dem Todesurteil zu entgehen, ist bisher nicht erforscht worden. Leonrod wurde am 26. August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Burg Bruch war 1933 durch Erbschaft in den Besitz seiner Mutter, der Freifrau von Leonrod gelangt. Während des Krieges war Bogenhausen in Bayern Wohnort des hingerichteten Freiherrn. Da Leonrods Bruder Maximilian an der Ostfront starb, waren seine Eltern ohne Erben und adoptierten den Baron von Satzenhoven-Widersperg, der 1953 die Burg erbte. Dieser verkaufte sie 1960. Für Leonrods Bruder Maximilian brachte die Freifrau von Leonrod eine Gedenktafel in der Brucher Pfarrkirche an, nicht jedoch für ihren hingerichteten Sohn. Über das Leben des Freiherrn von Leonrod ist wenig bekannt. Leser, die Details zum Leben des Freiherrn kennen, können dies der TV-Lokalredaktion in Wittlich mitteilen per Telefon (06571/972034, oder per E-Mail: marion.maier@volksfreund.de.

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