Neues Wirtschaftsgebäude der Justizvollzugsanstalt wird im Sommer fertig

Wittlich · Der Spatenstich liegt mehr als vier Jahre zurück. Doch da das neue Wirtschaftsgebäude der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich hinter Mauern gebaut wird, hat der Außenstehende von dem Fortschritt des Millionen-Projekts kaum etwas mitbekommen. Mehr als eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant nehmen Wäscherei, Küche, Metzgerei und Bäckerei der JVA zum 1.?August dort ihren Betrieb auf.

Neues Wirtschaftsgebäude der Justizvollzugsanstalt wird im Sommer fertig
Foto: Klaus Kimmling

Bis zu 2000 Essen, fünf bis sieben Tonnen Wäsche, mindestens 800 Brote pro Tag. Zahlen, die die Dimensionen des Wirtschaftsgebäudes, das derzeit an zentraler Stelle der Justizvollzugsanstalt Wittlich gebaut wird, zumindest erahnen lassen. Im Frühjahr 2011 war der Spatenstich für den zweigeschossigen Zweckbau, der unter einem Dach Küche, Metzgerei, Bäckerei und Wäscherei der JVA beherbergen wird. Insgesamt 65 Unternehmen - davon 20 Firmen aus der Region - sind an der Planung sowie dem Bau des neuen Gebäudes beteiligt.

Los geht's am 1. August

Ein mehr als 24 Millionen Euro teures Projekt, das eigentlich schon bis Ende 2013 umgesetzt sein sollte, aber aufgrund diverser Verzögerunge nun zum 1. August endgültig fertiggestellt sein soll. Und ein Bau, der von vielen in der JVA sehnlichst erwartet wird: Bislang befindet sich die Wäscherei in einem Flachbau auf dem Gelände des Gefängnisses, in dem im Sommer unter ohnehin schon beengten Verhältnissen gut und gerne auch mal bei Temperaturen von jenseits der 40 Grad gearbeitet werden muss. Küche, Metzgerei und Bäckerei sind derzeit noch im Gebäude der Jugendstrafanstalt (JSA) untergebracht. Räume, die nicht mehr auf dem neuesten Stand sind und an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, seitdem JVA und JSA in den Jahren 2006 bis 2009 auf rund 1000 Haftplätze erweitert wurden.

"Zentral gelegen, moderner, größer" - so beschreibt Jost Albertz vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), der die Immobilien des Landes Rheinland-Pfalz betreut und damit auch für das neue Wirtschaftsgebäude der JVA zuständig ist, die Vorteile des Neubaus: Auf einer Nutzfläche von gut 3955 Quadratmetern wird die Bäckerei im Obergeschoss, die Metzgerei im Keller untergebracht. Küche und Wäscherei kommen im Erdgeschoss unter. Ganz bewusst wurde der Neubau in direkter Nähe zur Heizzentrale errichtet.

Denn das Wirtschaftsgebäude erhält eine sogenannte "geothermische Kälte- und Wärmeverbundanlage": Abwärme aus Kälteprozessen, etwa aus der Küche, soll im Sommer die Erde erwärmen, im Winter wird der Erde dann Wärme zu Heizzwecken entzogen.

Moderne Technik wird auch im Inneren des Gebäudes eingesetzt: Küche, Bäckerei und Metzgerei werden komplett neu ausgestattet, lediglich die in der Wäscherei eingesetzten Geräte ziehen mit um. In der neuen, für täglich 2000 Essen ausgelegten Küche wird das Essen im sogenannten "Cook-and-Chill"-Verfahren zubereitet: Die einzelnen Bestandteile der Speisen werden nach dem Kochen auf Kühlschranktemperatur heruntergekühlt, dann wird das Essen an seinen Bestimmungsort gebracht und dort erwärmt. Neun verschiedene Gerichte werden am Tag zubereitet - etwa für die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, für Vegetarier, Veganer oder auch für Menschen, die sich nach Diätvorschriften oder laktosefrei ernähren müssen.

Mit den 2000 Essen kann nicht nur der Bedarf der JVA, der JSA und der Justizvollzugsschule gedeckt werden. "Wir hätten auch die Möglichkeit, Schulen und Kindergärten zu beliefern", betont Hans-Peter Weber, Leiter der Wirtschaftsverwaltung in der JVA. Externe Aufträge übernehmen Wäscherei und Bäckerei des Gefängnisses bereits seit Längerem. Die Wäscherei ist Dienstleister für mehrere Seniorenheime, für das Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich und für die Rechtsakademie in Trier. Die Bäckerei versorgt nicht nur die JVA in Wittlich, sondern alle Vollzugsanstalten in Rheinland-Pfalz und verarbeitet für Brot, Teilchen und Kuchen im Monat gut 64 Tonnen Teig.
Rund 120 Gefangene werden ab August in dem neuen Wirtschaftsgebäude arbeiten. Ein Gebäude, das dann auf neuestem Stand sein wird. "Wenn man baut, baut man nun mal nicht alt und dreckig", sagt Jörn Patzak, Leiter der JVA, und Reinhard Simon, Leiter der LBB-Niederlassung in Trier, ergänzt: "Alt und dreckig kommt dann ja von selbst."

Extra Verzögerungen
Zwei Unternehmen, die mit Schlüsselgewerken beauftragt waren, gingen während der Bauphase in die Insolvenz. "Wir mussten neue Partner im Vergabeverfahren finden, dazu waren EU-weite Ausschreibungen erforderlich", erklärt Reinhard Simon, Leiter der LBB-Niederlassung Trier. Folgearbeiten mussten verschoben werden, bis die Schlüsselgewerke neu vergeben werden konnten. Doch damit nicht genug: "Wir wären 2014 fertig geworden", betont Simon. Dann allerdings gab es Ärger mit einer weiteren beauftragten Firma, der letztlich wegen Nichterfüllung von Vertragsleistungen gekündigt wurde. Es musste erneut ein Unternehmen gefunden werden, das einsprang. Aufgrund dieser Verzögerungen rechnet der LBB damit, dass sich die ursprünglich auf 23,4 Millionen Euro veranschlagten Baukosten um circa fünf Prozent auf insgesamt 24,57 Millionen Euro erhöhen werden. Die Eigenleistungen der JVA-Werkstätten liegen bei rund einer Millionen Euro. neb

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