Nur noch ein Werk für Trinkwasser und Kläranlagen

Wittlich/Bitburg/Prüm · Die Verbandsgemeinden Wittlich-Land, Traben-Trarbach, Bernkastel-Kues und Thalfang, die Einheitsgemeinde Morbach und die Stadt Wittlich - sie alle haben ihre eigenen Wasser- und Abwasserwerke. Das könnte sich bald ändern. Der VG-Chef von Wittlich-Land, Dennis Junk, schlägt vor, alle Werke innerhalb des Kreises zu einer einzigen Ver- und Entsorgungseinrichtung zusammenzufassen.

Wittlich/Bitburg/Prüm. Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung - das sind Kernaufgaben der Verbandsgemeinden und der Stadt Wittlich. Sie bauen und unterhalten zig Millionen Euro teure Kanalsysteme, Pumpstationen, sie bereiten Trinkwasser auf, speichern und verteilen es bis in die Haushalte. Schließlich legen die Kommunen die Gebühren fest.
Ist das noch zeitgemäß ? Nein, sagt Dennis Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. "Auf die Werke kommen immer größere Herausforderungen zu. Wir brauchen auch immer mehr Spezialisten - zum Beispiel Chemiker. Dass jede kleine VG einen Chemiker einstellt, macht sicherlich keinen Sinn."
Junk verspricht sich auch Kosteneinsparungen, unter anderem beim Einkauf von Betriebsmitteln und beim Personal. Weniger Verwaltungsleute, dafür mehr Fachleute seien notwendig.
Junk hat das Thema in den VG-Rat Wittlich-Land eingebracht. Beschluss: Einstimmig begrüßt der Rat die Initiative Junks.
Um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden, schlägt Junk die Bildung von Betriebseinheiten, geführt von fachspezifischem Personal, vor, unter anderem für die Bereiche Wassergewinnung, Wasserleitung, Abwasserreinigung, Abwassersammlung und Verwaltung.
Wichtig: Die neue Organisationseinheit, ob Zweckverband oder Anstalt öffentlichen Rechts - soll von den Kommunen und ohne Beteiligung privater Unternehmen gebildet werden. Junk hält den Termin 1. Januar 2019 für die Schaffung dieser neuen Einheit für realistisch. Junk: "Damit bleibt den betroffenen Werken genügend Zeit für eine Anpassung."
Junk hält es auch für möglich, in mehreren Stufen vorzugehen. In einer ersten Stufe könnte beispielsweise eine Einheit aus den Bereichen VG Wittlich-Land, VG-Traben-Trarbach, der Stadt Wittlich und dem Zweckverband Wasserversorgung Eifel Mosel (ZWEM) gebildet werden. Der ZWEM beliefert Städte und Gemeinden der Landkreise Bernkastel-Wittlich, Cochem-Zell und Bitburg-Prüm mit Trinkwasser.
Entscheidend für die Bürger ist die Frage der Gebühren. Und diese sind unterschiedlich. In Wittlich sind sie beispielsweise vergleichsweise niedrig. Das hängt auch damit zusammen, dass dort im Vergleich zu einer flächenmäßig großen Verbandsgemeinde kein großes Leitungsnetz unterhalten werden muss.
Eine Anpassung der Gebühren ist laut Junk nach einer Übergangsphase von zehn, vielleicht auch 20 Jahren denkbar. Diese müsste aber ausdrücklich gewünscht sein.
Das Thema Zusammenschluss der Werke auf Kreisebene ist nicht ganz neu. Bereits vor über zehn Jahren gab es solche Vorschläge, allerdings hatten die Bürgermeister Otto Maria Bastgen (Kröv-Bausendorf) und Wolfgang Schmitz (Manderscheid) Bedenken. Seinerzeit wurde bereits über die Kommunal- und Verwaltungsreform diskutiert und die genannten VG-Chefs wollten, dass die Werke unangetastet bleiben. Heute sieht die Situation anders aus. Die VG-Chefs stehen einer Zentralisierung nicht mehr ablehnend gegenüber. Bereits im März dieses Jahres wurde in einer Sitzung der hauptamtlichen Bürgermeister im Kreis darüber gesprochen.
Am vergangenen Donnerstag trafen sich Werkleiter der betroffenen Kommunen. Sie sollen jetzt einen Fahrplan für Umsetzung entwickeln. Auf jeden Fall soll eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt werden, die die Vor- und Nachteile bewertet. Auch sind die zukünftigen Verwaltungsstandorte zu klären.
Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues, sagt: "Wir stehen einer Neuorganisation aufgeschlossen gegenüber. Entscheidend ist, dass auf die Bürger keine zusätzlichen finanziellen Belastungen zukommen. Auch die Nähe zum Bürger und ein guter Service müssen gewährleistet sein."
Ähnlich äußert sich Markus Heintel, Bürgermeister der VG Traben-Trarbach. Man gehe ergebnisoffen in die Gespräche. Er sieht Vorteile in einer fachlichen Spezialisierung der Mitarbeiter. Etwas reservierter äußert sich Joachim Rodenkirch, Bürgermeister der Stadt Wittlich: "Grundsätzlich sollten bestehende Organisationsstrukturen laufend hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit überprüft werden. Um zu einer Entscheidung zu gelangen, bedarf es eingehender Untersuchungen. Letztlich muss für die Bürger ein Vorteil entstehen."
Landrat Gregor Eibes begrüßt, eine interkommunale Zusammenarbeit im Bereich der Werke zu prüfen. Die Kooperation der Gebietskörperschaften könnte nicht nur Synergieeffekte bringen, sondern auch eine Stärkung der Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der kommunalen Ver- und Entsorgungseinrichtungen bewirken. Eibes: "Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Prüfung."

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