Nur wenig Plätze für kleine Kinder

Landkreisweit müssen bis 2010 rund 760 Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden. Bisher gibt es nur rund 150. Nun soll geplant werden, wo und wie Plätze für junge Kreisbewohner bis zum dritten Lebensjahr entstehen sollen.

Bernkastel-Wittlich. Wer im Landkreis Bernkastel-Wittlich wohnt und sein noch nicht drei Jahre altes Kind in einer Kinder-Tagesstätte betreuen lassen möchte, hat meist Pech gehabt. Derzeit gibt es für die rund 2800 Kinder in diesem Alter gerade einmal 190 Plätze. Darin enthalten sind Plätze in den privaten Kinderhäusern Morbach und Sonnenschein Wittlich sowie der Kinderkrippe in Plein. Im Landesvergleich liegt der Kreis damit auf einem der letzten Plätze. Der vom Sozialministerium Mainz ermittelte Versorgungsgrad von gerade einmal 6,7 Prozent muss sich nach Ansicht des Kreises ändern. Und das rasch. Denn in der Diskussion über die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird darüber geredet, dass im Jahr 2010 35 Prozent der noch nicht drei Jahre alten Kinder einen Platz in einer Einrichtung bekommen sollen. Das entspricht einer Steigerung der Platzzahl von bisher 160 auf 920.Zum Vergleich: Die Stadt Trier hatte nach einer Aufstellung des Ministeriums im August 2006 eine Quote von 14,6 Prozent aufzuweisen, der Landkreis Trier-Saarburg kommt auf 5,2 Prozent, der Eifelkreis Bitburg-Prüm auf 5,7 Prozent und der Vulkaneifelkreis Daun auf 3,9 Prozent und damit auf den letzten Platz im Land. Landesweit an der Spitze liegen die Stadt Andernach mit 20,8 Prozent und Kaiserslautern mit 19,7 Prozent. Wie die Ausweitung des Angebots in so kurzer Zeit zu schaffen ist, weiß im Kreis bisher noch niemand. Eine 8500 Euro teure Perspektivplanung soll diesem Mangel Abhilfe schaffen. Die Planung wird von der Bonner Projektgruppe "Bildung und Region" erarbeitet und soll differenzierte Antworten geben. Sie soll unter anderem den Bedarf fest zu stellen und sich darüber Gedanken machen, ob Unterschiede zwischen eher städtisch und eher ländlich geprägten Kommunen gemacht werden sollen. Auch ohne diese Feinheiten wird bei einem Blick auf die vorhandenen Zahlen und die für 2010 angestrebten Plätze schnell deutlich, in welchen Kommunen der größte Nachholbedarf besteht. Den höchsten Versorgungsgrad mit Betreuungsplätzen für unter drei Jahre alte Kinder gibt es in der Verbandsgemeinde Kröv-Bausendorf mit rund 16 Prozent, den niedrigsten mit rund vier Prozent in der VG Manderscheid. Die rund 5,3 Prozent in der Einheitsgemeinde Morbach sind derweil nur mit Vorsicht zu genießen. Die Zahl der Plätze für Kinder, die jünger als 24 Monate alt sind, liegt wie in den meisten Einrichtungen im Kreis bei 0. Die 15 in Morbach vorhandenen Plätze befinden sich alle im privaten Haus Mandala, das junge Menschen im Alter von zwei bis zehn Jahren aufnimmt. Wegen der unterschiedlichen Einwohnerzahlen in den Verbandsgemeinden, der Einheitsgemeinde Morbach und der Stadt Witttlich sind auch die aufgrund der Bevölkerungsprognosen neu zu schaffenden Betreuungsmöglichkeiten unterschiedlich. In der VG Kröv-Bausendorf müssen 32 Plätze neu geschaffen werden, ehe die 35-Prozent-Quote erfüllt ist. In der VG Wittlich-Land sind es 158, in der Stadt Wittlich 154, in der VG Bernkastel-Kues 136, in Morbach 93, in der VG Traben-Trarbach 64, in der VG Manderscheid 55, der VG Thalfang 37 und in der VG Neumagen-Dhron 33 Plätze. Um die vom Kreis für das Jahr 2010 vorgegebenen Zahlen erreichen zu können, werden sich die Träger - meist die Kommunen oder die Kirchen - mächtig ins Zeug legen müssen. "Seitens des Landes werden Aus- und Umbauten nicht bezuschusst", sagt Mike-D. Winter von der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Auf Antrag übernimmt der Landkreis bis zu 30 Prozent der Baukosten. "Die Restkosten entfallen komplett auf den Träger der Einrichtung", sagt Winter. Meinung Definitiv noch viel zu wenig Es ist sicher nicht der richtige Weg, im Gießkannenprinzip Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren einzurichten. Es ist mit Sicherheit ebenfalls nicht der richtige Weg, nur vereinzelt solche Plätze anzubieten. Wer für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist, muss dafür auch die Voraussetzungen schaffen. Und die gibt es definitiv flächendeckend im Kreis nicht. An der Hand leicht abzählbar sind die Plätze im Landkreis, die es vor allem den Frauen ermöglichen - wenn auch nur halbtags - beschäftigt zu sein. Nun kann man sagen, dass Frauen eh an den heimischen Herd gehören und zu Hause bleiben sollen, bis der Nachwuchs Abitur hat. Die Einstellung entspricht jedoch nicht mehr der Lebenswirklichkeit vieler Väter und Mütter. Und viele dieser Eltern haben auch nicht die Großeltern zur Hand, die gerade mal eben auf ihre Enkel aufpassen. Vor diesem Hintergrund ist es höchste Zeit, einen Plan zu erstellen, wie es mit der Kinderbetreuung im Kreis weitergehen soll. Das dürfte auch im Sinne der Einrichtungen sein. Angesichts der demografischen Entwicklung müssen deren Träger nämlich zusehen, wie die Plätze in den Kindergärten belegt werden. Die Existenz vieler Kindergärten ist schließlich aufgrund des Bevölkerungsrückgangs in Gefahr, wenn das Angebot nicht ausgedehnt wird. h.jansen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort