Nur wenige kehren dem Gefängnis dauerhaft den Rücken

Die Sozialarbeiterin Beate Teusch-Martins kümmert sich seit 1992 in der JVA Wittlich um Gefangene. Es geht um deren Resozialisierung. Dabei trifft die Sozialarbeiterin immer wieder auf "alte Bekannte". Lesen Sie Teil 4 unserer Serie über das Wittlicher Gefängnis.

 Die Sozialarbeiterin Beate Teusch-Martins berät in ihrem Büro Gefangene. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Die Sozialarbeiterin Beate Teusch-Martins berät in ihrem Büro Gefangene. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Wittlich. (sys) Der Gefangene Herr P. ist ein häufiger Gast in der JVA Wittlich. Diesmal sitzt er, weil er seine 14-jährige Stieftochter sexuell missbraucht hat. Im Büro der Sozialarbeiterin Beate Teusch-Martins sucht er Hilfe, weil seine Frau sich weigert, ihn mit den beiden leiblichen, minderjährigen Kindern im Gefängnis zu besuchen.

Im B-Trakt der Haftanstalt ist Beate Teusch-Martins zuständig für 130 Häftlinge, die zu ihr kommen, wenn irgendwo der Schuh drückt. Wie im Fall von Herrn P. gehört es zu ihrer Arbeit, zwischen den Ehepartnern zu vermitteln. Dabei hält Beate Teusch-Martins ihrem Gegenüber deutlich vor Augen, dass er kein Unschuldslamm ist.

Der nächste Gefangene steht schon vor der Tür. Herr F., der seine Strafe wegen Drogendelikten verbüßt, wird im November entlassen und hat Fragen zu seiner Vollzugslockerung. Die 47-Jährige will ihn bald bei einem Ausgang begleiten. Ihr Ziel ist die Resozialisierung der Gefangenen. Doch der Erfolg ist mäßig. Die Sozialarbeiterin schätzt, dass es nur wenige schaffen, dauerhaft straffrei zu bleiben. Die meisten kehren wieder zurück. Manche gehören gar einer "Knastdynastie" an. Vom Großvater bis zum Enkel hat die ganze männliche Familie schon hinter schwedischen Gardinen gesessen. Gäbe es mehr Vollzugslockerungen und mehr Zeit für Resozialisierungsmaßnahmen, wäre ihre Arbeit erfolgreicher, glaubt Beate Teusch-Martins.

Sie und ihre Kollegen beraten, unterstützen und begleiten die Häftlinge, wenn sie versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Die meisten sind verschuldet oder wissen nicht, wie sie mit Behörden umgehen sollen. In sozialen Trainingsstunden lernen sie, gewaltfrei mit ihren Mitmenschen umzugehen und erhalten Tipps rund um die Themen Geld, Schulden und Arbeiten als Vorbereitung auf die Zeit nach der Haft.

Besonders gefragt ist die Drogenberatung. Wer sich anmeldet, muss in der Regel 15 Wochen auf einen Gesprächstermin warten. Maltherapie, Anti-Aggressionstraining und eine Literaturgruppe sollen ebenfalls bei der Wiedereingliederung helfen.

Beate Teusch-Martins ist gerne vom Erziehungsheim "Haus auf dem Wehrborn" in die JVA gewechselt. Kein Schichtdienst mehr und "so viele unterschiedliche Charaktere", die das Arbeiten so interessant machen, erklärt sie.

Dabei ist es nicht leicht, als Frau von den Gefangenen akzeptiert zu werden: Viele wollen sich aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit nichts von Frauen sagen lassen. Aber bedroht wurde Beate Teusch-Martins noch nie. "Die wissen, ich habe andere Bedienstete hinter mir", begründet sie, warum ihr das Arbeiten unter Sträflingen, die auch wegen Gewaltverbrechen einsitzen, dennoch keine Angst macht.

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