Oh Tannenbaum! Oje Fichte!

WITTLICH. "Das ist der schönste Baum seit langem", sagen die Wittlicher zur "ihrer" 15-Meter-Tanne auf dem Markt. "Das ist ein Baum von trauriger Gestalt. Man nennt ihn den schiefen Baum von Neuerburg", heißt es dagegen zum Exemplar im Stadtteil. "Weihnachtsbaumprofi" Joachim Rodenkirch kennt die Schwierigkeit der alljährlichen Suche nach Stücken mit "Modell-Maßen" und sagt: "Man kann sie nicht malen".

Ein vernichtender Schicksalsschlag ist ihr wohl erspart geblieben, glaubt man der "sprechenden" Fichte in Neuerburg. Denn ein Schild am offiziellen Stadtteil-Weihnachtsbaum verkündet: "Ich bin stolz darauf, dass ich ein Weihnachtsbaum wurde. Eigentlich war ich bei meiner Figur eher für das Martinsfeuer bestimmt." Letzterem entkommen, wurde sie dennoch geschlagen. So erging es auch der stolzen Tanne, die Wittlichs Marktplatz schmückt. Sie aber ist ein kleiner Star des Weihnachtsmarktes. Schon vor dessen Eröffnung nahmen Wittlicher kritisch Augenmaß, ob das diesjährige Modell auch standesgemäß sei. Sie waren sehr zufrieden "Das ist der schönste Baum seit langem. Vielleicht der schönste, den Wittlich je hatte", lautete ein Kommentar. Allerdings trägt die "Kernstadt-Tanne" kein Schild: "Ich bin die Schönste der ganzen Stadt und mache eine Top-Figur." Die tolle Tanne wuchs einst rein privat vor sich hin. "Sie ist aus einem Vorgarten aus Diefenbach", sagt der "Chef" über Wittlichs Laub- und Nadelbäume, Joachim Rodenkirch vom Forstrevier der Stadt. Die Fichte "von trauriger Gestalt" dagegen wuchs einst unbekümmert "wild" im Stadtteilwald. "So ein Baum ist halt ein Naturprodukt und wird nicht industriell gefertigt. Wir bemühen uns jedoch immer, ein passendes Stück zu finden. Manchmal ist das wie die Quadratur des Kreises", erklärt Joachim Rodenkirch zu seinem Einsatz in Weihnachtsbaum-Mission. Und alle Jahre wieder macht sich also die "Forstrevier-Jury" auf Kandidatinnensuche. Die Bäume stiftet die Stadt. Da kann nicht jeder Ideal-Maße bekommen. Ortsvorsteher Reinhold Westhöfer sagt: "Ich habe ihn jedenfalls nicht ausgesucht. Ich biete aber an, das im nächsten Jahr zu tun." Die Lichterketten-Deko hat übrigens eine Elektrofachfirma erledigt. Begeistert ist der Ortsvorsteher nicht vom Neuerburger Modell: "Es gibt sicherlich schönere." Zum Beispiel der Tannen-Traum auf dem Marktplatz. Er komme dieses Jahr auch besonders gut zur Geltung, weil er als Solitär glänzen könne und nicht mehr mit Buden zugestellt sei, meint Joachim Rodenkirch. Städtische Weihnachtsbäume erhielten alle Stadtteile. Wer unzufrieden sei, solle sich direkt an ihn wenden, sagt Joachim Rodenkirch, der gern persönlich mit dem anonymen "Baum-Plakatierer" in Neuerburg gesprochen hätte. "Man kann sie sich nicht malen", sagt er und kommentiert die Kritik, "Es geht doch nur um einen Weihnachtsbaum. Das ist doch eine Luxusdiskussion." Der ideale Weihnachtsbaum: Wurde der auch für Sie schon einmal zum kleinen Problem? Erzählen Sie von Ihren Tannenbaum-Erfahrungen und schreiben Sie uns! Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis Samstag vorliegen. Fax: 06571/972039; E-Mail: mosel@volksfreund.de

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