Optimismus auch ohne Nowitzki

Mit Begeisterung und viel jugendlichem Esprit gehen die Basketballer des Wittlicher Turrnvereins in die neue Saison. Insgesamt nehmen sieben Mannschaften am Spielbetrieb teil.

Wittlich. Zukunftssorgen plagen den deutschen Profi-Basketball in diesen Tagen. Der deutschen Basketball-Nationalmannschaft wurde bei der gerade beendeten Europameisterschaft wieder mal ihr zu hohes Durchschnittsalter von über 28 Jahren vorgehalten. Man fragt sich, wie es nach der Ära Dirk Nowitzki weitergehen soll. Sorgen, die sich die Basketballabteilung des Wittlicher Turnvereins (WTV) nicht machen muss. Die Herren starten mit einer sehr jungen Mannschaft in die Bezirksligasaison. Insgesamt 15 der 17 Spieler sind zwischen 17 und 23 Jahren alt. Für die nötige Erfahrung sorgen die Routiniers Daniel Beerbohm (39) und Uwe Lorenz (34). Und auch bei den Damen scheint die Zukunft kein Problem darzustellen. Eigentlich sollte die Mannschaft sogar als eine U-18-Mädchenmannschaft gemeldet werden. Doch weil zu wenige Vereine in der Region eine vergleichbare Mannschaft stellen, sollen die Spielerinnen, die alle zwischen 16 und 18 Jahren alt sind, diese Saison erste Erfahrungen im Erwachsenenbereich sammeln. Bei den Herren sind die Ziele etwas höher gesteckt, auch weil der Kader mit mehreren Spielern aus Bernkastel verstärkt wurde und nun auf vielen Positionen doppelt besetzt ist. So denkt auch Pressesprecher Simon Bauer, selbst aktiver Spieler in der Herrenmannschaft, dass der Abstieg kein Thema sein sollte. "Wieweit es nach oben gehen kann, hängt von der Entwicklung der Mannschaft ab, da das Team in seiner Konstellation erst wenige Wochen zusammen trainiert." Den Schlüssel zum Erfolg sieht Bauer, gerade aufgrund der jungen Mannschaft, im "schnellen Spiel". Das große Vorbild ist Deutschlands Ausnahmebasketballer Dirk Nowitzki. Zwar liegen zwischen dem Superstar und den Basketballern des WTV sportlich gesehen Welten, aber die Begeisterung, mit denen die Wittlicher den Sport ausüben , ist vergleichbar. Dafür sorgt ein gesunder Teamgeist, der auch durch gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Spielbetriebs gefördert wird. Vor allem im Jugendbereich sind Ausflüge wie ein Besuch bei einem Heimspiel der Trierer Bundesliga-Basketballer oder Wochenendcamps mit Übernachtung in Jugendherbergen und Sporthallen mit buntem Rahmenprogramm rund um den Basketball, feste Bestandteile. "Viele Spieler der Mannschaften sind auch außerhalb der Halle ein Team", lobt Bauer. Insgesamt sind 93 der 150 Mitglieder unter 18 Jahre alt. Jedes Jahr treten die Jugendmannschaften auf Bezirksebene an und erreichten im letzten Jahr sogar mit zwei Teams die Rheinlandmeisterschaften. Gerade die Auswahl der Trainer sei laut Simon Bauer von Bedeutung: "In den Jugendmannschaften setzen wir seit vielen Jahren darauf, dass erfahrene Spieler aus dem Seniorenbereich als Trainer für die Jugendlichen zur Verfügung stehen und so als Bindeglied zwischen Jugend und Erwachsenen funktionieren." Zunehmend wichtig wird auch die Zusammenarbeit mit den Ganztagsschulen der Region, um Jugendliche für den Basketball zu begeistern. Bauer meint: "Letztlich ist eine Frage der zeitlichen Konkurrenz. Wir haben jedes Jahr Probetraining mit Schülern von fünf bis zwölf Jahren, und Basketball macht den Kindern großen Spaß. Viele spielen jedoch schon eine andere Sportart und machen Musik, da wird die Freizeit schnell knapp. Wenn die Kinder und Jugendlichen mal vom Basketball überzeugt sind, bleiben sie uns aber meistens über viele Jahre treu." Im deutschen Profibasketball sehen die Perspektiven für junge deutsche Basketballer jedoch düster aus. Lediglich eine Quotenregelung garantiert den Verbleib von wenigstens drei deutschen Spielern im Kader eines Bundesligisten. Viele Vereine stellen den schnellen wirtschaftlichen Erfolg, den sie mit fertig ausgebildeten Spielern aus dem Ausland suchen, über ein langfristiges und kostspieligeres Engagement in der Nachwuchsarbeit. Die große Boomzeit im deutschen Basketball der 1990er Jahre ist dabei schon vorüber. Auch in Wittlich sind derzeit zirka 20 Prozent weniger Mitglieder als vor zehn Jahren zu vermelden. Die Zeiten des Oberliga- und Regionalligabasketballs sind vorerst vorbei.Höherklassiger Basketball wieder in Reichweite

Bauer ist jedoch nicht beunruhigt. "Das sind Wellen, die kommen und gehen, in zehn Jahren ist es vielleicht wieder andersrum", meint er und fügt hinzu: "Basketball hat eine große Zukunft, wenn Mittel und Kompetenz in die Ausbildung der nächsten zwei Generationen gesteckt werden." In Wittlich sind die Anfänge jedenfalls gemacht, und wenn sich die jetzigen Teams weiterentwickeln und zusammenbleiben, ist auch höherklassiger Basketball wieder in Reichweite. Und vielleicht werden dann auch wieder mehr als die im Schnitt 30 Zuschauer der vergangenen Saison in die Halle der Berufsbildenden Schule kommen. Denn Basketball ist und bleibt ein enorm schneller und interessanter Sport. Wer selber Lust hat es einmal zu versuchen, findet Trainingszeiten und Beiträge auf der WTV-Internetseite: www.wtv-basketball.de.

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