Pack' die Ohrenstöpsel ein…

2002 wurde es brenzlig unter der Aluminium-Lamellendecke über den Köpfen der Schwimmer im Wittlicher Hallenbad: Halterungen waren angerostet, die Decke musste zur Sicherheit abgebaut werden. Danach wurde es laut. Schallpegelmessungen ergaben Werte bis 90 Dezibel (dB). Damit es wieder leiser wird, müsste eine neue Decke für rund 77 000 Euro her. Wann sie kommt, ist ungewiss.

 Ruhige Bahnen schwimmen: Im Hallenbad ist das bei Betrieb nicht möglich. TV-Foto: Sonja Sünnen

Ruhige Bahnen schwimmen: Im Hallenbad ist das bei Betrieb nicht möglich. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Spaß und Sport im Wasser sind keine leise Angelegenheit. Im Wittlicher Hallenbad, Baujahr 1971, geht es besonders laut zu und das seit Jahren, da die schalldämmende Decke ausgebaut wurde. Da ihre Erneuerung ein Teil des Pakets "Generalsanierung Hallenbad" für rund 3,1 Millionen Euro ist, hofft die Stadt auf Geld vom Land (40 Prozent). Sie hofft zwar seit Jahren ergebnislos, aber in der neuen Wunschliste, die der Kreis ans Land weitergibt, steht die Hallenbadsanierung jetzt als einziges Projekt für den Fördertopf "Schwimmbad/Schuldendiensthilfe 2008". Dabei wird empfohlen, die Decke als ersten Bauabschnitt des Gesamtprojekts zu deklarieren. Ein Ja oder Nein für Euros aus Mainz ist im Herbst zu erwarten, was wiederum bedeutet, dass die Hallenbaddecke frühestens während der Freibadsaison 2009 installiert werden könnte, wenn denn Geld fließt. Eins ist klar: "Die Erneuerung der Hallendecke ist dringend erforderlich, um die derzeitige Lärmsituation, welche den Badebetrieb doch erheblich beeinträchtigt, zu entschärfen", stellt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, fest.Als "Absichtserklärung" standen schon einmal 72 000 Euro im Investitionsprogramm 2007 für einen Deckeneinbau im Haushaltsplan der Stadt. Bekanntlich blieb es bei der Absicht. Wenn also das Land dieses Jahr wieder kein Geld für das Vitelliusbad verspricht und man das Projekt daher "aus eigener Tasche" bezahlen wollte, müsste der Stadtrat aktiv werden. So informiert Ulrich Jacoby auf die Frage, was denn zu tun sei, wenn man schnell und ohne Förderzusage aus Mainz für mehr Ruhe im Hallenbad sorgen wolle, dann bedürfe es "eines Stadtratsbeschlusses mit gleichzeitiger Bereitstellung der benötigten Haushaltsmittel". Laut Jacoby gibt es für den Lärm in Bädern keine Grenzwerte. Man habe 2006 je nach Besucherzahl Spitzenwerte von bis zu 90 Dezibel gemessen. Die durchschnittliche Lärmbelastung betrage 81,5 Dezibel. Für Schulschwimmen waren einmal 85 Dezibel genannt worden. Über die Folgen von Lärm findet man verschiedene Aussagen. Unfallkasse empfiehlt raumakustische Maßnahmen

Für Kinder werden Werte ab 80 Dezibel kritisch gesehen, am Arbeitsplatz für Erwachsene findet man die 85-Dezibel-Marke. Für das Aufsichtspersonal im Hallenbad schließt Ulrich Jacoby eine Gesundheitsgefährdung aus, zumal der Lärm in der Aufsichtkabine erheblich geringer sei. Dennoch hat "die Unfallkasse Rheinland-Pfalz auch im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten raumakustische Maßnahmen zur Senkung des Reflexionsschalls empfohlen", wie in einer Unterlage zum Stadtrat vom Juni 2007 steht. Vorbeugend kann bis dahin jedermann neben der Badehose die Ohrenstöpsel einpacken. MeinungEine Frage des Willens Jede Eintrittskarte fürs Hallenbad, so zeigt eine alte Rechnung, wird mit sieben bis elf Euro (2002) bezuschusst. Das Hallenbad ist wichtig auch für Vereine und Schüler. Wegen letzteren hat man schon versucht, Schulträger wie den Kreis zum Zuzahlen zu bewegen. Wenn man das Hallenbad als wichtige Infrastruktur eines Mittelzentrums sieht, muss für einen erträglichen Zustand gesorgt werden. Dabei ist das Deckenthema nicht so alt wie die Generalsanierung, in der es bislang untergeht. 77 000 Euro sind kein Klacks, und bislang will der Stadtrat die nicht investieren ohne Landeszuschuss. Sonst hätte er das durchsetzen können. Ob eine Kreditgenehmigung durch die Kreisverwaltung erfolgt wäre, ist Spekulation. Ganz unwahrscheinlich wäre sie aber nicht gewesen. s.suennen@volksfreund.deExtra: Das Vitelliusbad bietet Hallen- und Freibad. Während es dem Freibad nach einer guten Sommersaison möglich sein kann, relativ kostendeckend zu arbeiten, ist das Hallenbad immer stark von Zuschüssen abhängig. Für den Gesamtbetrieb sind die Besucherzahlen des Freibades wichtig, die in guten Sommern Geld bringen. Im Jahr 2007 besuchten insgesamt 72 743 Gäste das Bad, davon 46 034 das Freibad, ein Rückgang von 40 Prozent zum Sommer 2006 mit 76 556 Schwimmern. Im Hallenbad stieg die Besucherzahl 2007 um fünf Prozent von 25 362 (2006) auf 26 709. Die Hallenbad-Besucherzahlen sind relativ stabil. Die Schwankung im Freibad sei mit einer Zahl aus 2003 gezeigt: Damals hatte es 120 189 Gäste. (sos)

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