Problem erkannt, Plan gesucht

Der Stadtrat hat der Erarbeitung eines Masterplans Innenstadt zugestimmt. Den soll ein noch zu beauftragender Externer erstellen. Alle Fraktionen wünschen, dass auch die Bürger an der Entscheidungsbildung beteiligt werden. Ende 2007 soll der Masterplan dann vorliegen.

 Schauen wir mal, wie es hier weiter geht: Maximilian und Alexander an der alten Wittlicher Stadtmauer, die einst das umringte, was heute als Kernstadt gilt, deren Zukunft Thema im Stadtrat ist. TV-Foto: Sonja Sünnen

Schauen wir mal, wie es hier weiter geht: Maximilian und Alexander an der alten Wittlicher Stadtmauer, die einst das umringte, was heute als Kernstadt gilt, deren Zukunft Thema im Stadtrat ist. TV-Foto: Sonja Sünnen

Die "Entwicklung eines nachhaltigen und zukunftsorientierten Stadtentwicklungskonzeptes für die Kernstadt" hat die Stadtratsfraktion der Grünen gefordert. Die Antragsteller wollten auch, dass "unter besonderer Berücksichtigung des Wohnaspekts und einer ausgewogenen Bevölkerungs- und Altersstruktur" eine Grundsatzdebatte geführt wird. Das Thema wurde in den Ausschuss verwiesen. Zurück im Stadtrat, sollte entschieden werden, ob man einen "Masterplan Innenstadt" wünsche. Rund 40 Zuhörer wollten sich darüber informieren. Eine Grundsatzdebatte wurde ihnen nicht geboten.Maßnahmenkatalog und "Cima" verfeinern

Peter van der Heyde, CDU, informierte was im Ausschuss für die Empfehlung "Masterplan" maßgeblich gewesen sei: Eine wie von den Grünen geforderte Arbeitsgruppe (mit Stadtmarketingmitgliedern, Bewohnern, Eigentümern, Fachleuten aus dem Bereich Bauen/Soziales) brauche man nicht. Im Ausschuss seien aber alle Fraktionen einig gewesen, dass die Bürger am Entscheidungsprozess beteiligt werde, so referierte der Berichterstatter, jedoch: "Der Maßnahmenkatalog nach der Cima-Studie aus dem Jahr 2002, der unter Einbeziehung der Bevölkerung und der städtischen Gremien aufgestellt wurde, bildet die Grundlage der städtebaulichen Entwicklung." Deshalb empfehle der Ausschuss: "Zur Verfeinerung dieser Studie und insbesondere zur städtebaulichen Vertiefung, die Erarbeitung eines Masterplans Innenstadt in Auftrag zu geben." Für die SPD sagte Joachim Gerke: "Ich glaube nicht, dass die Problemstellung, in einem halben Jahr abgearbeitet ist, weil es auch Vorbehalte gibt. Wir wissen eigentlich alles und haben Ideen. Wir brauchen Geld und, dass wir tatsächlich aufeinander zugehen. Wir reden zwar viel, aber zu wenig miteinander." Er forderte eine Moderation, auch um "in der Kommunikation auf eine neue Ebene und zu Ergebnissen zu kommen." Der Antrag wurde abgelehnt. Zu Beginn hatte Bürgermeister Ralf Bußmer betont: "Wir fangen nicht bei Null an." So sagte auch Theodor Brock, CDU, dass seine Fraktion bereits Anträge zur Innenstadtgestaltung gestellt habe und schon immer für "Wohnen-Arbeiten-Leben" in der Innenstadt gewesen sei. Michael Wagner, Grüne, betonte nochmals, man brauche ein Gesamtkonzept, um mehr Menschen in die Stadt zu bekommen, jeder sei gefragt. Joachim Gerke, SPD, erklärte, man sei bisher nicht so erfolgreich, wie man sein wolle und müsse die Kommunikation verbessern. Karsten Mathar, FDP, betonte ebenfalls, es gehe nur mit allen, Stefan Melcher, FWG, wollte "heilige Kühe" (Neustraße) schlachten. Der Stadtrat stimmte mit 22 Stimmen (CDU, FDP,Grüne, FWG) zu. Acht Enthaltungen kamen von der SPD und Karsten Mathar, FDP. Meinung Gestörter Dialog, Sonntagsreden Der Stadtrat ist nicht zu beneiden: Er will ja nur das Beste. Schön. Vieles ist wünschenswert, aber nicht durchführbar. Man ist dennoch überzeugt, schon viel Gutes getan zu haben, auch Cima sei Dank. Nur: Was fehlt, ist der Erfolg, die erhoffte breite Akzeptanz, positive Wirkung. Das ist wohl erkannt. Und, dass es "Kommunikationsstörungen" gibt: zwischen Stadtrat, Verwaltung, Bürgern. So war die für Wittlicher Verhältnisse enorme Zuhörerschaft eine Chance, Tacheles zu reden. Leider wurde nicht diskutiert, sondern zum Teil "Sonntagsreden" gehalten. Die hatten ein Gutes: Jeder betonte, dass Rat und Verwaltung nicht im Elfenbeinturm voran kommen: Das Thema gehe alle an, man brauche dringend den Einsatz der Bürger. Das hatten wir schon: Beim hoffnungsvollen Start des Stadtmarketing-Prozesses. Mittlerweile wurde viel Kraft verschleißt, Frustrationen erzeugt, weil die Realität auch heißt: Bürokratie, Abwägungsprozesse, Spezialwissen, Geduld. Hoffentlich ist der Geduldsfaden noch nicht gerissen und noch Vertrauen da. s.suennen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort