Projekt Bürgerhaus eint die Vereine

Ein eigenes Vereinshaus lehnt der Wittlicher Stadtrat nicht grundsätzlich ab und hat im aktuellen Haushalt 10 000 Euro Planungskosten eingestellt. Von den Bürgern fordert der Stadtrat für weitere Schritte einen Trägerverein. Den wollen die Wengerohrer demnächst gründen.

Wittlich. Kein Festsaal, kein Bürgerhaus - die Vereine in Wittlichs Stadtteil Wengerohr bedauern, dass sie keinen festen Ort haben zum Proben, Treffen oder für Veranstaltungen. "Zu unseren Konzerten kommen mittlerweile 300 Besucher. Platz haben wir für 150 in dem Gasthaus, in dem wir auftreten", sagt Daniel Hermann, zweiter Vorsitzender des Musikvereins Wengerohr. Nun haben sich alle 16 Wengerohrer Vereine zusammengetan und wollen einen Trägerverein gründen, damit das Projekt vorangetrieben wird. "Wir wollen ein gemeinsames Gremium, um mitwirken zu können", sagt Jochen Platz, Vorsitzender der Karnevalsgemeinschaft (KG) Wengerohr. Drei Treffen hat es gegeben, beim jüngsten ist ein Satzungsentwurf für eine Vereinsgründung erarbeitet worden. Momentan liege dieser beim Amtsgericht Wittlich und werde auf seine Stimmigkeit geprüft, sagt Michael Wagner von der KG Wengerohr. Einen Namen gibt es noch nicht. "Es ist noch nicht geklärt, ob wir es schaffen, ein eingetragener Verein zu werden", sagt Wagner. "Denn bei der Gemeinnützigkeit wird genau hingeschaut."Wunsch der Wengerohrer ist ein Jugend- und Bürgerhaus, in dem nicht nur Proben und Aufführungen stattfinden, sondern wo sich Jung und Alt auch einfach treffen. Als guten Standort erachten sie den des alten Feuerwehrhauses. Schließlich gebe es dort einen Festplatz und Parkmöglichkeiten, so Wagner. "Das alte Feuerwehrhaus eignet sich jedoch nicht als Vereinsheim", berichtet Hermann. "Es ist viel zu klein."Bedarfsmeldung liegt der Stadt vor

Zu einem möglichen Vereinshaus für den Stadtteil Wengerohr gebe es bisher nur eine Bedarfsmeldung aus dem Stadtteil, sagt Ulrich Jacoby, Sprecher der Stadt Wittlich: "Diese Wünsche sollen Grundlage für eine erste bauliche Konzeption sein, die hausintern in Auftrag gegeben wurde. Es gibt aktuell noch keine Entwurfs- und Finanzplanung für dieses Vorhaben." Im diesjährigen Wittlicher Haushaltsplan sind 10 000 Euro Planungskosten für den Neubau eines Vereinshauses in Wengerohr eingestellt (der TV berichtete).Mit der Gründung des Trägervereins wollen die Vereine nun gegenüber der Stadt zeigen: "Wir tun etwas in Wengerohr", erklärt Wagner. "Mit dem Trägerverein haben wir die Vorleistung getroffen, die der Stadtrat uns als Aufgabe gegeben hat." Beanstandet das Amtsgericht den Satzungsentwurf nicht und kommt er wie geplant zurück, dann wird am 18. April eine Versammlung einberufen, um den Verein zu gründen. Meinung Eine Art schlanke "Stadthalle" Die Wengerohrer sollten sich nicht zu früh freuen. Ein Blick über die Stadtteilgrenze reicht: Die Wittlicher wollten jahrzehntelang eine Stadthalle und habe keine. Die Neuerburger rufen seit Jahren nach einem Vereinshaus. Und genau deshalb soll nach dem Willen der Kommunalpolitiker und Einwohner Wengerohr "gleich behandelt" werden. Man zählt dort auch immerhin fast dreimal mehr Einwohner als in Neuerburg. Auch wenn man sich damit unbeliebt macht bei den Vereinen, die jetzt alle an einem Strick ziehen, um dem Projekt einen Ruck in Richtung Realität zu geben: Eine Mini-Stadthalle für jeden Stadtteil ist wahrer Luxus. Bis und ob der überhaupt Wirklichkeit wird, das kann dauern. Da kann man nur hoffen, dass den Vereinen bis dahin nicht die Luft und der Stadt das Geld ausgeht. Letztere braucht trotz möglicher Zuschusspolitik den längsten Atem, finanziell gesehen. Jedes neue Bürgerhaus kostet und zwar jährlich, jahrzehntelang. Manche Gemeinde wäre froh, sie hätte nie eins gebaut. s.suennen@volksfreund.de

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