Provisorium oder Dauerlösung - Wie geht es weiter mit der Altricher Kita?

Altrich · Die Kindertagesstätte in Altrich platzt aus allen Nähten. Die Gemeinde würde gerne einen Container für einen befristeten Zeitraum aufstellen, da sie der Meinung ist, dass der Zuwachs zeitlich begrenzt ist. Das Landesjugendamt sieht das allerdings anders.

 Der Altricher Kindergarten Sternschnuppe wurde vergrößert. Jetzt kann es aber trotzdem eng werden. TV-Foto: Christina Bents

Der Altricher Kindergarten Sternschnuppe wurde vergrößert. Jetzt kann es aber trotzdem eng werden. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Die Gemeinde Altrich hat bisher nicht an finanzieller Unterstützung für die Kindertagesstätte Sternschnuppe gespart. Bis zum Jahr 2010 wurden das Gebäude für 860 000 Euro vergrößert, Heizung und Sanitäranlagen renoviert sowie eine Wärmedämmfassade und Dacheindeckung umgesetzt (siehe Info).

Jetzt, sieben Jahre später, steht der Kindergarten wieder auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Eigentlich hat es einen erfreulichen Grund, denn im Neubaugebiet "Im Großfeld" sind 80 Bauplätze geschaffen worden, die zügig verkauft und bebaut wurden. Jetzt hat eine Bedarfsanalyse der Gemeinde ergeben, dass die 75 Plätze, die der Kindergarten anbietet, nicht mehr ausreichen.

Ortsbürgermeisterin Heike Knop sagt: "Wir gehen von einem Zeitraum von drei Jahren aus, in denen es Hochzahlen bei der Belegung des Kindergartens geben wird. Danach rechnen wir damit, dass die Zahl der zur Verfügung stehenden Plätze ausreichen wird." In den vergangenen zehn Jahren waren im Durchschnitt 56 Plätze im Kindergarten belegt, "und da war das Baugebiet Borsch rech mit 30 Baustellen mit dabei", führt die Ortsbürgermeisterin aus. "Dass 20 Kinder unerwartet dazu kommen, ist aus unserer Sicht möglich, aber keine 40 oder 45", so Knop weiter. Deshalb hatte die Ortsgemeinde mit Unterstützung der Verbandsgemeinde eine Containerlösung ausgearbeitet.

Bei einem Gespräch mit dem Landesjugendamt konnte man nicht überzeugen, denn das Amt hält Altrich für einen aufstrebenden Ort. In der Behörde ist man nicht der Meinung, dass es nur darum gehe, eine Spitze abzufangen. Die Verantwortlichen fordern von der Gemeinde, sich zum Thema Krippenplätze zu positionieren und eine dauerhafte vierte Gruppe einzurichten.

Für die Gemeinde bedeutet das, dass sie auf Dauer mehr Plätze schaffen muss. Ein Anbau an das bestehende Gebäude sei aufgrund der Grundstücksgrenzen allerdings kaum möglich, eine Aufstockung aufwendig und teuer, da beispielsweise ein Aufzug integriert werden müsste. An einem zweiten Standort ein Gebäude für eine Gruppe zu bauen, hätte ebenfalls weitreichende finanzielle Konsequenzen wie beispielsweise einen Grundstückserwerb. Heike Knop schätzt, dass für diesen Fall eine Summe von 1,8 Millionen Euro nötig werden würde.

Knop: "Wir sind eine Gemeinde mit 1700 Einwohnern, haben kaum Gewerbe, die Folgekosten sind nicht absehbar, der Umbau von vor sieben Jahren ist noch nicht ganz bezahlt, da fehlen noch 300 000 Euro, und die Gemeinde hat noch weitere Verpflichtungen. Wir hätten schon mit der Tilgung Schwierigkeiten."

Jetzt empfiehlt der Gemeinderat, eine Waldgruppe einzurichten, bei der 20 Kinder jeden Tag und das ganze Jahr über im Wald sind sowie eine bauliche Erweiterung von einem Planer prüfen zu lassen. Eine weitere Empfehlung des Rats: den Neubau einer Kita in den Blick zu nehmen und eine auf zwei Jahre befristete Betriebserlaubnis für einen Container zu beantragen.

Im Rat wurde zudem angeregt, eine Rechtsberatung zu prüfen. Ein Planer für eine eventuelle Erweiterung wurde beauftragt. Daniel Steffens, Elternbeiratsvorsitzender, berichtet: "Momentan ist von Elternseite die Nachfrage für eine Waldgruppe eher verhalten. Wichtig wäre vielen, Plätze für Einjährige zu installieren, die auch das Landesjugendamt begrüßen würde."KommentarDer richtige Weg

Eine Gemeinde soll gegen den eigenen Willen und vielleicht sogar gegen den künftigen Bedarf einen Kindergarten bauen oder erweitern, den sie vermutlich in naher Zukunft nicht bezahlen kann. Das ist völliger Irrsinn. Die kreative Alternative einer Waldgruppe oder die befristete Containerlösung sind daher der derzeit richtige Weg. Denn ein Kindergarten, für den noch jahrzehntelang Zinsen und Tilgung gezahlt werden müssen und der vielleicht mittelfristig zum größten Teil leer steht, hilft kommenden Generationen auch nicht weiter. p.willems@volksfreund.deExtra

Zahlen und Fakten zur Kita Alrich

Der Kindergarten Altrich wurde 1957 gebaut. Es ist Platz für 75 Kinder in drei Gruppen. Im Jahr 2008 beschloss der Gemeinderat eine Vergrößerung um einen dritten Gruppenraum, einen Mehrzweckraum und Personalräume. Heizung und Sanitäranlagen wurden renoviert, das Dach gedämmt und eine Wärmedämmfassade errichtet. 570 000 Euro musste die Gemeinde Altrich von den 890 000 Euro Gesamtkosten zahlen. 2010 waren die Arbeiten abgeschlossen.

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