Prozess: "Ohne Alkohol bin ich normal" - Vulkaneifeler soll seiner Frau mit dem Tod gedroht haben

Wittlich · Was Alkohol und Drogen mit einem Menschen anrichten können, zeigt ein Prozess vor dem Schöffengericht Wittlich. Ein 35-jähriger Mann, der seiner Ex-Frau und deren Familie mit dem Tod gedroht haben soll, beschreibt sich so: "Ohne Alkohol bin ich ein normaler Mensch."

Wittlich. Er könnte ein glücklicher Familienvater sein. Doch wenn er trinkt, wird er aggressiv und bedroht Menschen, auch Menschen, die er nach eigener Aussage liebt. Beim vierten Verhandlungstag am Schöffengericht Wittlich im Prozess gegen einen 35-jährigen Mann ging es unter anderem um die Sucht und das wiederholt aggressive Verhalten des Angeklagten.
Die Staatsanwaltschaft Trier wirft dem 35-Jährigen aus der Vulkaneifel zahlreiche Taten vor. Unter anderem soll er seine Ex-Frau mit ihrem Tod und dem Tod ihres Kindes sowie ihrer Familie gedroht haben. Später soll er mit Messern aus dem Essbesteck auf die Frau und ihre Umzugshelfer losgegangen sein. Erst als ein Polizist seine Waffe gezückt hat, habe er davon abgelassen. Polizeibeamte hat er mehrfach in übelster Weise beleidigt (der TV berichtete).

Was ist das für ein Mensch? Wie verlief sein Leben? Richter Weber ließ dem Angeklagten viel Zeit, seinen Lebensweg zu erzählen. In der Türkei mit elf weiteren Geschwistern aufgewachsen, habe er eine glückliche Kindheit gehabt. Sein Vater eröffnete in der Touristenstadt Antalya ein Restaurant, wo er half. Als Heranwachsender habe er dann selbst an Touristen Teppiche und Schmuck verkauft. Als er 17 war, bekam eine Norwegerin ein Kind von ihm. Er wollte nicht heiraten und er wollte auch das Kind nicht. Doch sein Vater zwang ihn dazu. Er begann Drogen zu nehmen, zunächst Cannabis, später, als er im Jahr 2008 nach Deutschland kam, auch Heroin. In der Türkei saß er mehrere Monate im Gefängnis. Als seine zweite Frau, eine Deutsche, ein Kind von ihm erwartete, habe er mit dem Heroin aufgehört, aber er begann zu trinken - zunächst viel Bier, dann auch harte Sachen.

In seinem Heimatort in der Eifel war er schnell polizeibekannt - ein Dutzend Mal griffen die Beamten ihn auf, weil er als Betrunkener am helllichten Tag auffiel. Und er beging Straftaten: Die Liste, die Richter Weber verlas, ist lang: Beleidigungen, Autofahren unter Alkoholeinfluss, Nötigung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch. Zuletzt verurteilte ihn ein Gericht zu einer achtmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung.
Der Prozess wird am Freitag, 2. September, fortgesetzt. Ein weiterer Termin ist für Donnerstag, 8. September, angesetzt. Dann könnte auch das Urteil fallen. sim

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