Rat beschließt Aus für die neue Schießanlage in Landscheid

Landscheid · Der Verbandsgemeinderat hat sich für den Abbruch der Planungen zum Bau der Target World Landscheid ausgesprochen. Nach langer Diskussion war das Votum eindeutig.

 Zahlreiche Zuhörer sind am Montagabend zur Sitzung des Verbandsgemeinderats Wittlich-Land in die Landscheider Eifellandhalle gekommen, um die Abstimmung über ein neues Schießsportzentrum im Ort zu verfolgen. TV-Foto: Petra Willems

Zahlreiche Zuhörer sind am Montagabend zur Sitzung des Verbandsgemeinderats Wittlich-Land in die Landscheider Eifellandhalle gekommen, um die Abstimmung über ein neues Schießsportzentrum im Ort zu verfolgen. TV-Foto: Petra Willems

Foto: (m_wil )

Unzählige Debatten, 5000 Unterschriften, mehr als 400 Einwände und sechs Jahre Planungszeit: Das alles war am Montagabend Geschichte, als sich die Mitglieder des Verbandsgemeinderats Wittlich-Land in ihrer Sitzung gegen ein neues Schießzentrum in Landscheid ausgesprochen haben.

Und das, obwohl der Investor die Planungen kurzfristig noch einmal korrigiert hatte: Planerin Christina Sondermann stellte den Ratsmitgliedern und zahlreichen Zuhörern in der Landscheider Eifellandhalle die geänderten Entwürfe, die sich vor allem auf den Natur- und Artenschutz und die von den Bürgern in der Vergangenheit beanstandete Lärmbelästigung (siehe Info) konzentrieren, vor.

Demnach sollte eine externe Ausgleichsfläche geschaffen werden, die sich südlich an das Gelände der Target World Landscheid (TWL) anschließt. Unter anderem sollte sie einen Wildkatzenkorridor zum Salmtal integrieren. Wesentlich wichtiger waren jedoch die Korrekturen, die in puncto Lärm vorgestellt wurden. Es sei "deutlich nachgebessert worden", so Ingenieurin Sondermann. Schalldämmung und Schussrichtung seien in der neuen Planung optimiert worden, die Stände seien verlegt worden, und es sollte geräuschärmere Munition verwendet werden.

Auch die Schießzeiten sind in der neuen Planung eingeschränkt worden. An Sonn- und Feiertagen sollte künftig nur noch von 9 bis 13 Uhr geschossen werden statt von 6 bis 9 und von 13 bis 22 Uhr; an Feiertagen wie Karfreitag, Ostersonntag, Pfingstsonntag und dem ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag sollte der Schießbetrieb komplett eingestellt werden. Die lärmintensive Schrotschießanlage sollte zudem an Werktagen zu reduzierten Zeiten genutzt werden: vom 1. April bis zum 15. September von 8 bis 20 statt von 6 bis 22 Uhr und in den Wintermonaten von 8 bis 18 statt von 6 bis 22 Uhr.

Geregelt werden sollten all diese freiwilligen Einschränkungen des Investors in einem städtebaulichen Vertrag zwischen der Gemeinde Landscheid und dem Investor. Die Kontrollfunktion hätte bei der SGD Nord gelegen.
Doch auch die neuen Pläne überzeugten die Ratsmitglieder nicht. So kritisierte Günther Theis von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die "Salamitaktik" des Investors: Vorher seien solche Änderungen abgelehnt worden, jetzt ginge es auf einmal, monierte er - und erntete vom größten Teil der rund 100 Zuhörer im Saal lauten Applaus. Die FDP-Fraktion forderte nach der Debatte die Vertagung der Entscheidung und ein Probeschießen, um die tatsächliche Lärmbelastung zu testen. Das lehnte der Rat ab, und es kam nach den Stellungnahmen von Bürgermeister Dennis Junk und den Fraktionssprechern (siehe Extra) wie geplant zur Abstimmung über die Zukunft der Landscheider Schießanlage.

Und das Votum der Ratsmitglieder fiel eindeutig aus: 25 stimmten für den Abbruch der Planungen, sieben Mitglieder für die Fortführung der Planungen, und ein Ratsmitglied enthielt sich. Damit folgte der Rat der Empfehlung von Haupt- und Finanz- sowie Bauausschuss. Diese hatten sich Ende vergangener Woche gegen die Planung in ihrer Gesamtheit ausgesprochen.KommentarMeinung

Fehlendes Vertrauen
Auch die kurzfristige Änderung der Pläne für das neue Schießsportzentrum in Landscheid hat die Mitglieder des Verbandsgemeinderats nicht überzeugt. Zu zerrüttet scheint das Verhältnis zwischen Kommunalpolitikern und Investor zu sein. Denn erst etliche Jahre, nachdem die ersten Pläne für das Großprojekt in Landscheid publik geworden sind, wurden die Pläne am vergangenen Wochenende - und damit kurz vor der entscheidenden Sitzung des VG-Rats und nachdem eine Beschlussvorlage aus den Ausschüssen gegen die Fortsetzung der Planungen vorlag - noch einmal entscheidend nachgebessert. Das war zu spät. Hätte man sich von Beginn an an einen Tisch gesetzt und das Projekt gemeinsam vorangetrieben, wäre vermutlich ein Weg gefunden worden, das Ganze zu realisieren. So aber wurde alles andere als Vertrauen aufgebaut. Und das war der Anfang vom Ende. p.willems@volksfreund.deExtra: DAS SAGEN BÜRGERMEISTER UND FRAKTIONEN


Dennis Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land: Die Entscheidung der Ortsgemeinde Landscheid für die Schießanlage ist wichtig gewesen, aber die umliegenden Gemeinden nehmen auch eine wichtige Stellung ein, und die haben dagegen gestimmt. (...) Ich hätte mir verschiedene vertrauenserweckende Maßnahmen gewünscht. (...) Ich kann dieser Planung unter keinen Umständen zustimmen, auch nicht nach der heutigen Sitzung.

Manuel Follmann, Sprecher der CDU-Fraktion: Es gibt Entscheidungen, die gehen einem leicht von der Hand, und es gibt welche wie diese, die einem besonders schwer fallen - auch, weil sie weitreichend sind. (...) Es war eine menschliche Entscheidung. (...) Wir stimmen der Fortschreibung der Planung nicht zu.

Ulrich Müller, Sprecher der FWG-Fraktion: Emotionen sind ein schlechter Ratgeber. Sachlichkeit und faktenorientiertes Denken sind gefragt, handeln wir also danach. (...) Wenn wir den Flächennutzungsplan ändern, geben wir circa 15 Hektar auf unbestimmte Zeit frei, auf denen ein Schießsportzentrum errichtet werden darf. (...) Nach sachlichem und intensivem Faktencheck wird die FWG-Fraktion die Änderung des Flächennutzungsplans ablehnen.

Angelika Brost, Sprecherin der SPD-Fraktion: Wir haben uns intensivst mit dem Thema beschäftigt. Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass alles gesagt ist. Wir lehnen die Planungen ab.

Günther Theis, Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen: Wir haben ein Problem mit der Schussmenge und nicht wirklich Vertrauen in die Planungen, man hat nicht mit uns zusammengearbeitet. Wir haben die Entscheidung der Ortsgemeinde Landscheid zu respektieren, aber was ist mit den Nachbargemeinden, die Nein gesagt haben? (...) Wir lehnen die Planung ab.

Rita Wagner, Sprecherin der FDP-Fraktion: So eine Sitzung habe ich noch nie erlebt. Wir haben den Pfad der Objektivität und Neutralität verlassen. Der Investor hat mit uns zusammen Marketinginstrumente für eine Schießanlage entwickelt, die in Europa einzigartig ist. Wir stimmen für die Fortschreibung des Flächennutzungsplans.Extra: DIE SCHIEßANLAGE IN LANDSCHEID


Seit 2011 gibt es Pläne, in Landscheid eine neue Schießanlage zu bauen. Das Gelände, auf dem die bestehende, mehr als 40 Jahre alte Anlage steht, ist mit Blei verseucht und muss erneuert werden. Anlieger fürchteten von Beginn an eine Zunahme des Lärms durch den Betrieb. Eine Bürgerinitiative sammelte 5000 Unterschriften gegen die geplante Anlage, zahlreiche Einwände gingen bei der Verwaltung ein: Geprüft wurden 462 Einwände, davon 429 von Privatpersonen und 33 von Behörden und Kommunen.

Das neue Schießsportzentrum sollte eine neue Wurfscheibenanlage mit Schussrichtung Norden haben, eine Bogenschießanlage, gedämpfte Kugelschießstände, dazu Outdoor-Shop, Gastronomie und ein Büchsenmachergeschäft. Ende August hatte sich der Gemeinderat Landscheid mit knapper Mehrheit für das Schießsportzentrum ausgesprochen (der TV berichtete).

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