Ratschläge geben, Ängste nehmen

Ein Dutzend ehrenamtlicher Berater steht in der Stadt Wittlich und in der Verbandsgemeinde Wittlich-Land als Ansprechpartner für Senioren in Sachen Sicherheit bereit. Ihr Wirken gleicht häufig einer Gratwanderung: Sie sollen nicht nur ältere Menschen über kriminelle Gefahren informieren und Tipps zur Prävention geben, sondern auch übertriebenen Ängsten mit sachlicher Information entgegentreten. Denn gerade bei älteren Menschen klaffen das persönliche Bedrohungsgefühl und die tatsächliche Gefährdungslage oft weit auseinander.

 Gibt Senioren Tipps in Sachen Sicherheit: der Wittlicher Klemens Werland, einer von elf Sicherheitsberatern in Wittlich und der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. TV-Foto: Christian Kraus

Gibt Senioren Tipps in Sachen Sicherheit: der Wittlicher Klemens Werland, einer von elf Sicherheitsberatern in Wittlich und der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. TV-Foto: Christian Kraus

Wittlich. Montagmorgen, kurz vor elf, irgendwo in Wittlich. Am Haus von Klemens Werland fährt ein fliederfarbener Opel Corsa vor. Mit unbekanntem Nummernschild. Ein junger Mann steigt aus. Auch unbekannt. Er schaut sich um. Dann greift er in seinen Wagen und holt eine schwarze Umhängetasche hervor. Und schaut sich noch mal um. Mit schnellen Schritten geht er auf Klemens Werlands Haustür zu. Kommt näher. Klingelt. Der Rentner ahnt nichts Böses und öffnet die Tür. Derweil hat sich der junge Mann schon bewaffnet. Und zwar mit Kugelschreiber und Notizblock. Er sagt: "Guten Morgen, ich bin vom TV. Schön, dass sie sich die Zeit nehmen."Aktenzeichen XY...gelöst. Noch mal grade so mit dem Leben davongekommen. Etwas anderes hätte Klemens Werland aber sowieso nicht passieren können. Denn einem Unbekannten gewährt er ohnehin keinen Einlass. Und die Haustür öffnet er zunächst nur so weit, wie die eingehängte Sperrkette es zulässt.

Die hielt neben Spion und Sicherheitsschlössern an Fenstern und Türen im Jahr 2000 Einzug in Werlands Haus. Denn da meldete er sich auf eine Zeitungsannonce, mit der die Polizei interessierte ältere Menschen suchte, um sie zu "Sicherheitsberatern für Seniorinnen und Senioren" auszubilden. Noch ehe er sein Zertifikat entgegennahm, hatte Klemens Werland einige der empfohlenen Maßnahmen schon bei sich zu Hause umgesetzt.

Seit sieben Jahren lädt er nun in Wittlich und dem näheren Umland zu Nachmittagscafes ein, auf denen er sich mit seinen Sicherheitstipps an die Senioren richtet. "Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen der Polizei und den älteren Mitbürgern", erläutert Klemens den Anspruch der Sicherheitsberater. Sie informieren vor allem über solche Kriminaldelikte, deren Opfer überdurchschnittlich häufig ältere Menschen sind. "Senioren müssen sich vor allem vor Trickdieben an der Haustür und vor Straßenräubern in Acht nehmen", sagt Werland.

Für die Aus- und Fortbildung der Sicherheitsberater ist Kriminalhauptkommissar Elmar Esseln vom Polizeipräsidium Trier zuständig. Er betrachtet es nicht als ausschließliche Aufgabe der Sicherheitsberater, Senioren über tatsächlich lauernde Gefahren zu informieren. Sie sollen auch das persönliche Sicherheitsgefühl stärken und durch objektive Information übertriebene Ängste nehmen. "Gerade bei älteren Leuten gibt es oftmals einen großen Unterschied zwischen dem subjektiven Sicherheitsgefühl und der tatsächlichen Bedrohung", sagt Esseln.

Und in der Tat: Laut Polizeilicher Kriminalstatistik für das Jahr 2006 sind Senioren im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen deutlich weniger von Kriminalität bedroht. Zwei Beispiele: Von den etwa 61 000 Menschen, die im vergangenen Jahr in Deutschland Opfer eines versuchten beziehungsweise vollendeten Raubdeliktes wurden, waren lediglich 10,1 Prozent 60 Jahre und älter. Noch seltener wurden Senioren Opfer einer versuchten beziehungsweise vollendeten Körperverletzung: Nur 4,3 Prozent der 597 000 Opfer dieser Straftat hatten das sechzigste Lebensjahr schon vollendet.

Tipps für den Straßenverkehr

Grundsätzlich gilt: Von den Straftatbeständen "Mord" und "Totschlag" einmal abgesehen, sind Jugendliche und Heranwachsende einem wesentlich höheren Risiko ausgesetzt, Opfer einer Straftat zu werden.

Die ehrenamtlich tätigen Berater vertreten in ihrer Arbeit einen weit gefassten Sicherheitsbegriff: Sie befassen sich nicht nur mit Kriminalität, sondern geben auch Tipps für das richtige Verhalten älterer Menschen im Straßenverkehr.

Besonders am Herzen liegt Klemens Werland und Kollegen auch der Brandschutz in den eigenen vier Wänden. "Einen Brandmelder sollte jeder ältere Mensch in seiner Wohnung haben", sagt Werland. "Der kostet nur ein paar Euro und kann gegebenenfalls Leben retten."

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