Raum für letzte Ruhe

Für 24 000 Euro will die Stadt Wittlich eine zweite Urnenwand auf dem Friedhof Burgstraße bauen lassen. Grund dafür ist, dass die 24 Nischen für jeweils zwei Urnen bereits komplett belegt sind.

 Ein Platz zum Erinnern ist die Urnenwand auf dem Wittlicher Friedhof Burgstraße. TV-Foto: Harald Jansen

Ein Platz zum Erinnern ist die Urnenwand auf dem Wittlicher Friedhof Burgstraße. TV-Foto: Harald Jansen

Wittlich. 883 043. So heißt die so genannte Kontonummer im Wirtschaftsplan der Stadtwerke Wittlich. Hinter dieser unscheinbaren Zahlenkombination verbirgt sich das Ergebnis einer stillen Revolution: der Bau einer Urnenwand auf dem Wittlicher Friedhof Burgstraße. Die sterblichen Überreste von bis zu 144 Menschen sollen dort auf wenigen Quadrat-metern ihre letzte Ruhe finden. Es ist die insgesamt zweite Mauer dieser Art in der Stadt.Friedhofsschließung kein Thema

Noch vor einigen Jahren wären solche Urnenwände in Wittlich oder in anderen Kommunen der Region wohl undenkbar gewesen. Die waren in südeuropäischen Ländern schon lange Standard, als in hiesigen Gefilden noch normale Erdbestattungen an der Tagesordnung waren. Doch diese Einstellung der Menschen über ihre letzte Ruhestätte hat sich gewandelt. Wohl auch, um den wenn überhaupt vorhandenen Angehörigen nicht zur Last fallen zu wollen, wählen immer mehr Menschen die Feuerbestattung. Die Urnen mit der Asche benötigen nur wenig Raum auf den Friedhöfen. Nur kleine Gräber müssen dann gepflegt werden. Bei Urnenwänden gibt es allenfalls eine steinerne Platte in einer Wand mit Namen und Lebensdaten. Urnenbestattungen überwiegen

Mit ein Grund für den Trend zu Urnen sind wohl die Kosten. Das Nutzungsrecht für eine Einzelwahlgrabstätte liegt in Wittlich bei 928 Euro, bei der Urne sind es 556 Euro. Billiger sind auch die Bestattungsgebühren. 372 Euro werden bei einer herkömmlichen Erdbestattung fällig, 112 Euro bei der Urnenbestattung. Von 15 Prozent im Jahr 2000 ist der Anteil dieser Bestattungsform auf zwischenzeitlich 45 Prozent gestiegen. Aktuell ist laut Stadtverwaltung für das erste Halbjahr 2007 schon ein Anteil von 52 Prozent zu verzeichnen. Der Trend zur Urne führt auch dazu, dass immer größere Flächen auf den Friedhöfen ungenutzt bleiben. In Trier wird bereits darüber debattiert, Friedhöfe zu schließen. An solch einen Schritt wird nach Auskunft von Wittlichs Stadtsprecher Ulrich Jacoby nicht gedacht.Die heute bereits genutzte Urnenwand auf dem Friedhof Burgstraße bietet Platz für die Urnen von bis zu 144 Menschen. Nach Auskunft von Jacoby sind in der vorhandenen Urnenwand die 24 Nischen für je zwei Urnen auf der Vorderseite komplett belegt. Von den 24 Nischen mit vier Urnenplätzen auf der Rückseite der geschwungenen Sandsteinwand sind derweil sechs belegt. Auch wenn es sich um eine noch eher ungewohnte Form der letzten Ruhestätte handelt, so unterscheidet sich die Wand nur wenig von den gewohnten Grabstätten auf dem übrigen Friedhof. Auf einem eigens aufgestellten Ständer haben Angehörige Kerzen und Blumen abgestellt.Die Wand wird also angenommen. "Diese Belegung ist der Grund für den Bau des zweiten Segments", teilt Jacoby mit. 24 000 Euro wird der Bau kosten. Die zweite Urnenwand wird laut Stadtsprecher in der Nähe der bereits bestehenden Wand im hinteren Teil des Friedhofs errichtet werden. Außerdem vorgesehen im jüngst verabschiedeten Nachtragshaushalt der Stadtwerke Wittlich sind 9500 Euro für die Erneuerung der Toilettenanlage auf dem Friedhof.

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