Rechte Parolen

Verfassungsfeindliche Zeichen und nationalsozialistische Parolen sind in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf die Eingangstür und einen Türpfeiler der Alten Synagoge in Wittlich geschrieben worden. Die Kriminalpolizei sucht nun die Urheber.

Wittlich. Eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe droht den Urhebern der Zeichen und Parolen, die am Freitagmorgen auf der Eingangstür sowie einem steinernen Türpfeiler am Eingang der Alten Synagoge in Wittlich entdeckt wurden. Nach Mitteilung von Polizeisprecherin Monika Peters ermittelt das Fachkomissariat für extremistische Straftaten der Kriminaldirektion Trier. Es besteht der Verdacht des Verstoßes gegen Paragraph 86 a "Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen". Zwischen 22.30 Uhr am Donnerstagabend und 7.30 Uhr am Freitagmorgen sind die Parolen und Zeichen an der 1910 erbauten Synagoge in der Himmeroder Straße in Wittlich angebracht worden. Dem ersten Augenschein nach müssen mehrere Täter am Werk gewesen sein. Die Sprüche an der Holztür sowie am Pfeiler sind sehr unterschiedlich ausgeführt. Die Tatzeit lässt sich relativ genau eingrenzen, da in der Alten Synagoge am Donnerstagabend Wittlichs Stadtrat tagte und die Täter deshalb wohl erst später ihre Parolen anbringen konnten. Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt Wittlich, sagte dem TV, dass die Stadt umgehend Anzeige erstattet habe. Die Stadt bedauere den Vorfall. Es sei ein Maler beauftragt worden, nach Freigabe durch die Polizei die Schmierereien umgehend vom städtischem Kultur- und Tagungszentrum zu entfernen. Das Entfernen des Spruchs auf der hölzernen Tür war bereits am Freitagmittag erledigt. Die mit einem Permanentmarker auf den Sandstein gemalten Symbole und ein orthographisch fehlerhafter Spruch ließen sich hingegen nicht so leicht entfernen. Ob es eine Verbindung zwischen den Parolen an der Alten Synagoge und Vorkommnissen im Stadtpark gibt, ist unklar. Im Park sollen vor wenigen Tagen Sprüche mit rechtsradikalem Inhalt gegrölt worden sein, hatte eine Spaziergängerin dem TV berichtet.Hinweise auf die Täter nimmt die Polizei-Inspektion Wittlich, Telefon 06571/9260, sowie die Kriminalpolizei Trier, Telefon 0651/9779-2290, entgegen. Meinung Kein Dummer-Jungen-Streich Denn sie wissen nicht, was sie tun", hofft wohl die Mehrheit der Bürger, die von den Nazi-Schmierereien an der Alten Synagoge in Wittlich hört. Vermutlich haben die Urheber der Kritzeleien ganz genau gewusst, was sie taten. Denn eine (ehemalige) Synagoge ist kein x-beliebiges Buswartehäuschen, wo man mit einem Hakenkreuz mal eben die Leute provozieren kann. Die Parolen am Eingang zum ehemaligen jüdischen Gotteshaus sind kein Kavaliersdelikt oder Dummer-Jungen-Streich. Sie bringen unter Umständen eine ganze Stadt in Verruf und sind ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich um die Synagoge in den vergangenen Jahren bemüht haben. Das mag Absicht gewesen sein und zeigt um so deutlicher, dass die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und die Information über das sogenannte Dritte Reich auch heute noch Not tut. Glücklicherweise soll dies gerade in Wittlich mit Projektwochen in Schulen geschehen. Wer dieses Vorhaben 70 Jahre nach der Reichspogromnacht bisher für eine überflüssige Veranstaltung überbesorgter Altlinker gehalten hat, dürfte nun eines Besseren belehrt sein. h.jansen@volksfreund.de

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