Rechte Szene kam aus ganz Deutschland

Die Besucher des Skinhead-Konzertes auf einer Grillhütte im Wittlicher Stadtteil Bombogen kamen aus ganz Deutschland (der TV berichtete). Mit einer Polizei-Razzia wurde die Veranstaltung gesprengt.

 Die „private Party“ an der Grillhütte war für die Polizei ein Treffen rechter Skinheads. TV-Foto: Marion Mayer

Die „private Party“ an der Grillhütte war für die Polizei ein Treffen rechter Skinheads. TV-Foto: Marion Mayer

Wittlich-Bombogen/Trier. Schon ein Blick auf die PKW-Kennzeichen habe ergeben, dass die Besucher aus mehreren Bundesländern nach Bombogen angereist seien, berichtet die Polizei, die in der Nacht zum Sonntag die Veranstaltung mit einem Großaufgebot auflöste. "Es gibt in unserem Beritt keine sich manifestierende Szene rechter Skinheads", sagt Reinhard Rothgerber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums in Trier. "Solche bundesweit stattfindenden Konzerte sind ein Mittel, rechtes Gedankengut zu verbreiten. Darin sehen wir eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Und wir wollen konsequent dagegen vorgehen. Das ist auch ein Signal, dass wir so etwas nicht dulden." An eine vergleichbare Polizeiaktion gegen Rechts in der Region kann sich der Polizeipressesprecher nicht erinnern. 300 Beamte hatten in der Nacht zum Sonntag das Skinhead-Konzert auf einer Grillhütte im Wittlicher Stadtteil Bombogen aufgelöst. Von sämtlichen 117 zum Teil erheblich betrunkenen Besuchern wurden die Personalien aufgenommen. Die Beamten stellten eine Reichkriegsflagge und eine Hakenkreuzfahne sicher. Vor Ort wurden Musik-CDs sowieT-Shirts mit szenetypischen Aufdrucken, die verkauft werden sollten, überprüft. Da keine strafrechtlich relevanten Hinweise vorlagen, gab die Polizei sie danach zurück.

Hütte für private Feier angemietet

Alle Besucher der Veranstaltung erhielten Platzverweise. Darunter waren auch eine 14-Jährige und zwei 15-jährige Jungen. "Die drei Jugendlichen waren alle aus dem Kreisgebiet und wurden von ihren Eltern bei der Polizeiinspektion Wittlich abgeholt", teilt Jürgen Riemann von der Polizeiinspektion Wittlich mit. Es wurden vier Strafanzeigen erstattet: zwei wegen Widerstands, eine wegen Propagandadelikten und eine wegen Sachbeschädigung. Eine Scheibe war zu Bruch gegangen. Die Hütte hatte der Ortsvorsteher an zwei Bewohner des Landkreises vermietet, ohne deren Hintergrund kennen zu können. "Es gibt meist keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass so eine Gruppe dahinter steckt, wenn Hütten für angeblich private Feiern gemietet werden. Da ist keinem ein Vorwurf zu machen", sagt Reinhard Rothgerber.

Der Jugendpfleger des Landkreises, Peter Caspers, sagt: "Die rechte Szene hier ist überschaubar. Es gibt kreisweit etwa eine Handvoll junger Erwachsener, die man dazu zählt und die der Polizei namentlich bekannt sind." Es sei typisch, dass solche kurzfristig terminiert und dann über SMS-Verteilerlisten bekannt gemacht werden. Der Landkreis arbeite mit einem Präventionskonzept zum Thema Rechtsextremismus. "Unser Ziel ist es, Vereine und Schulen einzubinden, Lehrer und Schüler zu informieren. Wir richten uns eher präventiv an die Multiplikatoren", so der Kreisjugendpfleger. Als nächste Projekte seien Workshops für Lehrer zu den Themen rechte Musik und Argumentationstraining geplant.

Mehr als eine „Party“ gesprengt

Von Sonja Sünnen

Meinung

Ist es normal, dass junge Menschen mit Band eine Riesen-Party feiern wollen? Ja. Inakzeptabel ist, dass dabei Reichkriegs- und Hakenkreuzflagge eine Rolle spielen. Das hat die Polizei mit ihrer Aktion deutlich gemacht. Zu Recht! Dass sie dabei von Betrunkenen unter anderem mit Flaschen beworfen wurde, sagt einiges über die „Gäste des Konzertes“, denen offensichtlich kein Weg zu weit ist, um unter sich zu sein. Sie sind nun alle polizeibekannt. Auch wenn „nur“ vier Anzeigen erstattet werden können, hat die deutliche Sprache der Polizei bei manchem hoffentlich mehr im Kopf hinterlassen als einen Brummschädel. Dafür kann aber die Polizei allein nicht sorgen. Flankierende Maßnahmen sind wichtig.

s.suennen@volksfreund.de

Extra Skinheads: Der Begriff steht allgemein für "Glatzköpfe" und als Gruppenbezeichnung für Jugendliche, die jedoch sowohl linke Antifaschisten als auch rechte rassistische "Nazi-Skins" sein können. Letzteren galt die Razzia. (sos)

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