Rechtsextremismus? Nein Danke!

Das Thema "Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus? Wir tun was!" war Inhalt einer Info-Tagung im Jugendzentrum St. Bernhard in Wittlich, die sehr gut besucht war.

 Mit Interesse lauschten die Zuhörer der Veranstaltung zum Thema Rechtsextremismus. Foto: Peter Caspers

Mit Interesse lauschten die Zuhörer der Veranstaltung zum Thema Rechtsextremismus. Foto: Peter Caspers

Wittlich. (baw) Auf dem Werbeplakat der Info-Tagung sind Bilder der Demonstration gegen das NPD-Schulungszentrum in Gonzerath zu sehen. Bilder, die in Erinnerung rufen, dass das Problem Rechtsextremismus in der Region Trier und Wittlich vorhanden ist. Bilder, die aber auch zeigen, dass man gegen Rechtsextremismus vorgehen kann. So sieht auch der Organisator der Tagung, und Kreisjugendpfleger Peter Caspers, die Geschehnisse in Gonzerath als "Auslöser, die bestehenden Präventionsangebote zu verstärken und die bestehenden Angebote und Maßnahmen zu erweitern." Angebot für Lehrer, Jugendliche und Polizisten

Die Veranstaltung in Wittlich, an deren Konzept auch die Landeszentrale für politische Bildung beteiligt ist, gilt als erster Schritt. Bereits geplant sind zwei weitere Seminare, um das Thema zu vertiefen. Zudem bieten die Jugendpfleger der Region zusammen mit dem Musiksoziologen Lutz Neizert die Veranstaltung "Rechtsextreme Musik und Symbolik" an. Peter Caspers ist überzeugt, dass es wichtig ist, mit Jugendlichen über Rechtsextremismus zu reden. Die jetzige Veranstaltung mit über einhundert Teilnehmern richtete sich daher besonders an Menschen, die mit Jugendlichen zusammenarbeiten, das heißt Lehrer und Jugendarbeiter. Aber auch Jugendliche aus Schülervertretungen und Schülerzeitungen sowie Politiker und Polizisten waren dabei. "Ziel ist insbesondere der Informationsaustausch zum Thema Rechtsextremismus und das Kennen lernen von Methoden und Angeboten im Rahmen der Präventionsarbeit", sagt Caspers. So gab es Workshops zu den Themen Rechtsextremismus im Internet oder deren Musik. Gerade im Internet seien die Jugendlichen oft nicht ausreichend vor dem Kontakt mit rechtem Gedankengut geschützt. Und auch rechtsextreme Musik, die oftmals auf den ersten Blick nicht als solche zu identifizieren sei, wirke nachhaltiger auf Jugendliche, wie beispielsweise ein auf der Straße verteiltes Flugblatt, hieß es. Das funktioniere so: Zuerst gefalle die Musik, die vergleichbar mit Stücken aus dem normalen Hardrock ist, später werde erst auf den Text geachtet, der sich jedoch zunehmend verinnerliche. Um diesem entgegenzuwirken wurde ein Argumentationstraining gegen rechte Parolen angeboten, dessen Ergebnisse nun von den Teilnehmern im Alltag an Jugendliche weitergereicht werden sollen. Die Situation in Wittlich: Auch in Wittlich sieht man Jugendliche auf der Straße, deren Äußeres auf eine Zugehörigkeit zur rechten Szene schließen lässt. Doch Peter Caspers beruhigt: "Nicht jeder, der rechts aussieht ist auch rechts." Diese Erfahrung habe er in seiner Tätigkeit als Jugendpfleger schon häufiger gemacht. So seien viele der Jugendlichen, denen man vom Aussehen her Rechtsextremismus unterstellen könne, meist nur Mitläufer, "die oft da rauswachsen. Echte Nazis sind Erwachsene, und die sind gefährlich, da sie die Jugendlichen ködern wollen." Von offenen Rekrutierungsversuchen sei dabei in Wittlich nichts zu sehen. "Es gibt keine Aufmärsche und es wurden keine Schulhof-CD's verteilt", sagt Caspers. Das sei beispielsweise in ostdeutschen Bundesländern oftmals zu sehen. Die Stadt Wittlich sei generell wenig betroffen vom Rechtsextremismus, "aber es ist dennoch wichtig, das Thema mit Jugendlichen zu behandeln und Präventivarbeit zu betreiben, denn die Gefahr ist immer da", fügt er hinzu. Dabei sieht Caspers den Landkreis Bernkastel-Wittlich auf einem guten Weg. Das Engagement sei sehr hoch. So hat die Duale Oberschule Wittlich während eines ganzen Jahres das Thema mit den Schülern bearbeitet und der Landkreis bezuschusst beispielsweise Fahrten von Schulklassen zu Gedenkstätten des Nationalsozialismus. Zudem gibt es das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage. Und auch Peter Caspers selbst zieht nach der ersten erfolgreichen Veranstaltung das Fazit: "Wir machen weiter".

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