Reisende in Nöten

WITTLICH-WENGEROHR. Reisende mit dem Zielbahnhof Wittlich geraten mitunter in große Bedrängnis. Wer damit rechnet, dort auf eine öffentliche Toilette gehen zu können, wird im Stich gelassen. Glücklich dran sind Bahnkunden nur dann, wenn die Bahnhofsgaststätte geöffnet hat. Erfreulich dagegen ist, dass der jugendliche Vandalismus im Bahnhofsbereich an Brisanz verloren hat.

Wer mit dem Bus oder der Bahn am Hauptbahnhof Wittlich ankommt, sucht vergeblich nach einer Toilette. Das große Hinweisschild über dem Bahnhofskiosk listet auf, wo es Fahrkarten gibt, der Taxistand zu finden ist und Fahrräder abgestellt werden können. Das in aller Welt bekannte Symbol für die nächstgelegene Toilettenanlage fehlt jedoch. Nur die Bahnhofsgaststätte bietet sich als Ort der Erleichterung an. Dem Ruf der Natur gehorchen können aber nur diejenigen, die das Bedürfnis während der Öffnungszeiten der Gaststätte verspüren. Wer vor 6 Uhr morgens oder nach 20 Uhr den Hauptbahnhof benutzt und zur Toilette gehen will, gerät in eine Notlage. Weit und breit besteht dazu keine Möglichkeit. Einig sind sich Bahnhofsangestellten und Anrainer darüber, dass die fehlenden Toiletten für viele Reisende "ein ganz, ganz großes Problem" darstellen. Entsprechend häufen sich die Klagen. Leidtragende sind vor allem ältere Menschen, Behinderte und Eltern kleiner Kinder. In den Zügen versperren manchmal verschlossene Türen den Zugang zur Toilette, oft schreckt die Verschmutzung von einer Benutzung ab. Da warten lieber einige, die mit der Situation am Wittlicher Bahnhof nicht vertraut sind, bis sie dort ankommen. "Diese Armen werden hier vor den Kopf gestoßen und müssen dann noch in ihrer Not mit dem nächsten Bus weiterfahren."Nur in der Gaststätte gibt's eine Toilette

Gegen ein Entgelt von 30 Cent bietet die Bahnhofsgaststätte die Benutzung ihrer Toilette an. Das Lokal hat montags bis freitags von 6 bis 20 Uhr geöffnet sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18.30 Uhr. Samstags ist Ruhetag - das bedeutet für alle Bus- und Bahnkunden Einhalten bis zur nächsten, kilometerweiten Möglichkeit oder bis zum Eintreffen des Anschlusszuges. Da wunderte sich keiner der Betroffenen mehr, als am letzten Säubrenner-Sonntag morgens im Bereich des Bahnhofs ein Haufen menschlicher Hinterlassenschaften vorgefunden wurde. Ein Anrainer meint dazu lakonisch: "Für viel Geld wurde der neue Eingang mit dem großen Parkplatz gebaut, aber an Toiletten wurde gespart." Seit die Bänke und Pflanzen in der Bahnhofshalle entfernt wurden, kam es dort zu keinen Verwüstungen mehr. Nach 20 Uhr treffen sich hin und wieder einige Jugendliche und nehmen die Fahrkartenschalter als Sitzmöglichkeiten in Beschlag. "In den Sommermonaten halten die sich mehr draußen auf. Schlimmer ist es in der kalten Jahreszeit. Aber früher, als es die Bänke noch gab, waren sie jeden Abend hier!", sagt ein Anwohner. Die Außenanlagen sind mitunter noch das Ziel von Zerstörungswut. Da werden Scheiben von Fahrplankästen zerbrochen, Mauerpfeiler beschädigt und Ständer herausgerissen. Leidtragende sind die Reisenden: Zwar wird niemand von Jugendlichen belästigt, aber in der Bahnhofshalle fehlen vor allem bei schlechtem Wetter Sitzmöglichkeiten zur Überbrückung der Wartezeiten.

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