Ruhe heißt, im Augenblick zu sein

Wittlich · Mit einem Thema, das viele Menschen in der heutigen Zeit bewegt, hat Pater Anselm Grün für einen erneuten Besucherrekord beim Eifel-Literatur-Festival gesorgt. Im ausverkauften Eventum Wittlich sprach er vor 1500 Gästen über Wege zur inneren Ruhe. Wie schon sein Auftritt zur Eröffnung des Festivals bewegte auch dieser mit seiner spirituellen Kraft.

 Ein Mensch, der in sich ruht und andere bewegt: Pater Anselm Grün. TV-Foto: Archiv/Daniel John

Ein Mensch, der in sich ruht und andere bewegt: Pater Anselm Grün. TV-Foto: Archiv/Daniel John

Wittlich. Es ist die vorletzte Veranstaltung des elften Eifel-Literatur-Festivals. Und wieder eine, die im Nu ausverkauft war. Rund 1500 Menschen sind aus Nordrhein -Westfalen, dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Belgien und Frankreich nach Wittlich gekommen, um Pater Anselm Grün zu hören. Ebenso viele waren es schon, als der Pater im April in Wittlich zu Gast war. "Damit hat er mehr Leute aktiviert, als BAP und die Höhner zusammen bei ihren Frühjahrsgastspielen in der Eifel", bilanziert Festivalleiter Dr. Josef Zierden. Dass nun ausgerechnet ein Mann solche Rekorde aufstellt, für den keine gigantische Marketing-Maschinerie anspringt, um das Image des Literatur-Superstars zu verkaufen, erklärt sich, wenn man ihm begegnet. Ganz schlicht in die schwarze Kutte des Benediktinerordens gehüllt, hat Pater Anselm Grün eine Aura von Güte, Spiritualität und Weisheit. Sie ist schon zu spüren, als er - bereits lange bevor alle Gäste in der Halle eingetroffen sind - am Signiertisch sitzt und jedem ein freundliches Wort und ein warmes Lächeln schenkt. Er vermittelt den Eindruck, dass er die Nähe der Menschen sucht und Interesse an ihnen hat. Das ist anziehend, vor allem aber eine entscheidende Grundlage dafür, dass er als spiritueller Begleiter und Autor stets den Kern dessen berührt, was Menschen elementar beschäftigt. Als er ans Rednerpult geht, ist sein Thema die Suche nach innerer Ruhe. Von der Wirtschaft vorgegebene Maximen wie Mobilität, ständige Erreichbarkeit und der Zwang, immer schneller alles neu zu machen, haben sich auf die Menschen ausgedehnt, das ist die Überzeugung des Paters. Die Menschen erlebten Zeit als etwas, das sie auffrisst. Viele hätten deshalb die Sehnsucht nach Ruhe. Doch diese Ruhe zu finden, falle oft schwer. "Ich höre oft, dass Menschen Panik bekommen, wenn sie allein sind oder schweigen müssen, dass sie Stille nicht aushalten können", erzählt Anselm Grün aus seinen Erfahrungen. Die Ursache dafür seien Ängste vor dem, was hochkommt. "Da ist jemand vielleicht nicht ausgesöhnt mit seinem Leben, hat das Gefühl, dass etwas darin nicht stimmt oder unerledigt ist", analysiert der Pater. Ein solcher Mensch sei immer auf der Flucht, habe oft den Drang, ständig etwas an sich ändern zu wollen. "Wer aber immer anders werden will und muss, wird immer zweite Wahl werden". Wichtig sei, sich frei von Bewertungen und überzogenen Ansprüchen an sich selbst zu machen, sich auch nicht mit anderen zu vergleichen. Ein Ritual praktiziert der Pater zum Schluss seines Vortrags mit den Zuhörern. Mit über der Brust gekreuzten Armen lässt er sie alle Gegensätze ihres Inneren umfassen und annehmen. Es gibt noch wenige Karten für die Lesung von Frank Schätzing am Freitag, 24. Oktober, 20 Uhr, im Eventum Wittlich. redeifel-literatur-festival.de

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