Runder Tisch: Landkreis Bernkastel-Wittlich hat genug Mittel, um Armut zu bekämpfen

Bernkastel-Wittlich · Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat ausreichend Instrumente, um Bürgern zu helfen, die in sozialen oder finanziellen Notlagen stecken. Zu diesem Schluss kam der Runde Tisch Armut, der seine Ergebnisse in einem Bericht zusammengefasst hat.

 Als Ursache für die wachsende Altersarmut werden zwei Gründe gesehen: Die Zunahme von Unterbrechungen im Arbeitsleben und unsichere Beschäftigungsverhältnisse im Niedriglohnsektor. Foto: Stefan Sauer

Als Ursache für die wachsende Altersarmut werden zwei Gründe gesehen: Die Zunahme von Unterbrechungen im Arbeitsleben und unsichere Beschäftigungsverhältnisse im Niedriglohnsektor. Foto: Stefan Sauer

Von allen Fraktionen, die im Kreistag Bernkastel-Wittlich vertreten sind, gab es Lob für die Verfasser des Berichts "Armut im Landkreis Bernkastel-Wittlich", dem Runden Tisch Armut (siehe Info). Dieser präsentierte den Bericht in der zurückliegenden Sitzung des Kreistags. FDP-Mitglied Dirk Richter sprach von einem "historischen Tiefstand bei der Arbeitslosigkeit" und Jürgen Jakobs (CDU) hob die "große Mühe" hervor, die sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe gemacht haben. Und auch vonseiten der SPD, die eine Anfrage zur Einberufung des Runden Tischs 2012 im Kreistag stellte, kam Lob und Anerkennung.

Fraktionsmitglied Anja Bindges, die an dem Bericht beteiligt war: "Es waren sehr angenehme und konstruktive Sitzungen. Wir sind immer zu Ergebnissen gekommen." Gertrud Weydert (Grüne) brachte den Vorschlag ein, Studenten der Cusanus-Hochschule in das Projekt miteinzubeziehen.

Als Fazit wurde im Bericht genannt, dass der Kreis über genügend Instrumente, Projekte und Netzwerke verfügt, um finanzieller oder sozialer Armut frühzeitig entgegenzuwirken. Vorhandene Angebote wie das Projekt "zu Hause alt werden", das in seine sechste Auflage geht, sollten gestärkt werden. In den Fokus der Hilfen sollten Alleinerziehende, Senioren, Menschen mit Behinderung, Jugendliche und Menschen ohne Ausbildung rücken.
Basis für die Ergebnisse waren Grunddaten zur Armut im Kreis: Demnach bekamen zum Stichtag 31. Dezember 2015 3916 Menschen Hartz IV (Arbeitslosengeld II), davon waren 2595 erwerbsfähig, 764 erwerbstätig und 101 bekamen Hartz IV als Aufstockung zum Arbeitslosengeld I. Im Zehn-Jahres-Vergleich sank die Zahl der Bedürftigen dieser Mittel um fast 30 Prozent.

Arbeitslosengeld I wurde insgesamt an 1151 Menschen gezahlt. Die Arbeitslosenquote lag Ende 2015 im Landkreis bei 3,8 Prozent. Zum Vergleich: Im Dezember 2005 waren es 5,8 Prozent. Der Anteil von Menschen, die im unteren Entgeltbereich tätig sind, blieb hingegen im Zehn-Jahres-Vergleich gleich bei etwa 22 Prozent. Sozialhilfe bekamen 1114 Menschen. Sie wird gezahlt an Menschen, die nicht erwerbsfähig und nicht in der Lage sind, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen.

Der Kreistag beauftragte die Verwaltung, die Arbeit des Runden Tisches fortzuführen. Dieser soll künftig durch die Verwaltung einmal im Jahr zusammengerufen und neue Entwicklungen im Bericht fortgeschrieben werden. Zudem wird der Landrat beauftragt, mit Vertretern der Cusanus-Hochschule ein Gespräch zu führen, ob eine Bewertung der Ergebnisse von ihrer Seite möglich ist. Die Ortsbürgermeister werden über die im Bericht aufgeführten Hilfsmaßnahmen des Kreises informiert.Extra: Der Runde Tisch Armut im Landkreis

Der Kreistag beschloss im Dezember 2013 die Installierung eines Runden Tisches Armut. Ziel war es, die landkreisspezifischen Armutsrisiken zu analysieren. Mitglied des Runden Tisches waren die Spitzen- und Kreisverbände der freigemeinnützigen Wohlfahrtspflege, das Jobcenter Bernkastel-Wittlich und der Geschäftsbericht Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich als ständige Mitglieder. Zudem wurden anlassbezogen die Pflegestützpunkte des Landkreises sowie der Fachbereich Jugend und Familie der Kreisverwaltung einbezogen. Die Mitglieder trafen sich zu vier Sitzungen zwischen Oktober 2014 und März 2016. In der zurückliegenden Sitzung des Kreistags wurde der Bericht vorgelegt.

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