Sägen durch die Grauzone

WITTLICH/DIERSCHEID. Seitdem für das Selbst-Einschneiden von Brennholz Motorsägen-Lehrgänge Pflicht sind, haben die Forstämter Schwierigkeiten, den Kursanfragen nachzukommen. Unklar ist außerdem, ob ähnlich ausgerichtete Schulungen von Feuerwehrmännern anerkannt werden können.

Dass eine Schulung für den Umgang mit der Motorsäge sinnvoll ist, dafür sprechen nicht nur Zwischenfälle mit tragischem Ausgang, wie beispielsweise der eines Mannes in Bruch, der vor zwei Monaten bei Waldarbeiten von einem Baum erschlagen wurde (der TV berichtete). Auch beim oft unterschätzten Einschneiden der bereits gefällten Bäume passieren Unfälle, weil private Brennholznutzer entweder keine ordentliche Schutzkleidung tragen, oder aber mit Baumarkt-Buschgeräten für wenig Geld und mit noch weniger Ahnung an die Arbeit gehen.Forstrevier bietet Lehrgänge an

Seit Kurzem bietet auch das Forstrevier Wittlich Lehrgänge an, in denen die Teilnehmer lernen, wie bereits gefällte oder umgefallene Bäume geschnitten werden. Das ist nicht nur ein Angebot, sondern eine vom Landesforsten Rheinland-Pfalz verordnete Voraussetzung für jeden, der in öffentlichen Wäldern als so genannter "Selbsteinschneider" tätig ist. "Wir haben eine riesige Nachfrage", sagt Ulrich Frömsdorf vom Forstamt Wittlich, "zwischen 100 und 300 Anmeldungen pro Revier". Doch da die eintägigen Kurse in der Regel nur samstags veranstaltet würden und daran auch nur maximal zwölf Personen teilnehmen könnten, werde es noch mindestens bis 2008 dauern, bis alle ausgebildet seien. Bis es soweit ist, erlaubt das Forstamt auch Menschen ohne Zertifikat das Schneiden von Brennholz - vorausgesetzt, der selbst ernannte Waldarbeiter ist nach Einschätzung des Forstamtes im Umgang mit der Motorsäge sicher und dabei auch entsprechend ausgerüstet. Gesägt wird zwischen den grünen Bäumen, also in einer juristischen Grauzone, in der außerdem noch nicht geklärt ist, inwieweit entsprechende Schulungen von Feuerwehrmännern anerkannt werden. "Die Feuerwehr bietet ja für ihre Einsatzkräfte selbst Ausbildungen zum Sägekettenführer an", sagt Helmut Lossbrand aus Dierscheid, stellvertretender Vorsitzender des Feuerwehr-Landesverbands. Und dieser Kurs dauere - im Gegensatz zum Angebot der Forstämter - insgesamt zwölf Stunden, erstrecke sich also über zwei Tage. Dass dabei ausgebildete Feuerwehrmänner, die zu dem auch noch auf einem speziellen Simulator das Schneiden von Holz unter Spannung lernten, jetzt auch noch an den Forstamtslehrgängen teilnehmen müssen, nur um Brennholz schneiden zu dürfen, sieht Lossbrand nicht ein und bemüht sich deshalb seit längerem um eine Anerkennung der Ausbildung seines Verbandes.Ministerium prüft verschiedene Varianten

Es gebe verschiedene Varianten, die derzeit vom Ministerium geprüft würden, sagt Frömsdorf. "Wir befinden uns hier in einer Entwicklung, die noch ein paar Jahre dauern kann", sagt der Förster. Er ist aber zuversichtlich, dass der Lehrgang anerkannt wird, und rät den Feuerwehrmännern deshalb, an dem kleinen Angebot mit hoher Nachfrage vorerst nicht teilzunehmen. Denn ein ausgebildeter Feuerwehrmann ist an der Motorsäge immer besser aufgehoben als ein unvorsichtiger Ahnungsloser.

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