Säubrennerkirmes: Der neue Mattes ist eine Frau

Wittlich · Das Festschauspiel zur Säubrennerkirmes hat eine lange Tradition. In diesem Jahr hat Regisseur Albert Klein die Geschichte leicht modifiziert. Auch, weil zwei tragende Rollen fehlen.

 Zahlreiche Kinder spielen beim Festschauspiel im Wittlicher Stadtpark zur Kirmes die Schweine, von denen eines laut Sage das Unheil der Stadt einst besiegelte. TV-Fotos (3): Klaus Kimmling

Zahlreiche Kinder spielen beim Festschauspiel im Wittlicher Stadtpark zur Kirmes die Schweine, von denen eines laut Sage das Unheil der Stadt einst besiegelte. TV-Fotos (3): Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )

Wenn sich kleine Kinder in Schweinchen- oder historischen Kostümen, mit Handschuhen mitten im Sommer im Stadtpark tummeln, ein paar Meter weiter einige Männer Schwerter polieren und Albert Klein Kommandos, Kritik und Komplimente an Waschweiber verteilt ("Ihr sollt euch nicht allzu sehr in die Ecke stellen, dafür seid ihr zu schön."), ist klar: Es wird für das Festschauspiel zur Säubrennerkirmes geprobt.

Doch in diesem Jahr ist etwas anders als in den Jahren zuvor: Rita Neukirch und Adi Kaspari, die die Rollen von Maßens Dort und dem Stächermattes über Jahrzehnte innehatten, sind nicht dabei. Aber wie Adi Kaspari dem TV vor kurzem sagte ("Der Albert wird schon einen Plan haben,", TV vom 11. Juli), hatte Schauspielmacher Albert Klein auch einen und schrieb die Geschichte gemeinsam mit Chronist und Stadtschreiber Detlev Boor sowie mit Clara Boor etwas um. "Die Ideen dafür sind mir beim Laufen im Wald gekommen", erzählt Klein. "Das Schauspiel ist für mich nicht wie eine Messe, die nach strengen Regeln verläuft", sagt er. Immer wieder sei die Geschichte in den vergangenen Jahren etwas modifiziert worden.

In diesem Jahr fällt die Szene auf der Bank, auf der sich Mattes und die Dort stets auch über das aktuelle Geschehen in und um Wittlich unterhalten haben, weg. Dafür wurde eine neue Spielstätte in die Geschichte aufgenommen.
Und dort kommt dann auch die Nachfolgerin von Stächermattes Adi Kaspari ins Spiel, Clara Boor, die die Stächer-Walli spielt. Vielen von der Wittlicher Narrenzunft Rot-Weiß bekannt, durch deren Sitzungen sie führt, feiert sie heute Abend ihr Festschauspiel-Debüt im Stadtpark.

Nervös? "Ja, sehr", gibt sie nach der Generalprobe zu. Bewerben musste sie sich nicht für die Rolle der Walli. "Ich wurde gefragt", erzählt sie. "Man sagt aber, das stand schon vorher fest", sagt sie und lacht. Und: "Ich bin bekannt dafür, dass ich alles mache", sagt die Besitzerin einer Ziegenherde.

Die Tiere konnte sie allerdings nicht in die Schauspiel-Geschichte einbringen. "Ich hab's versucht, aber das war nicht durchzusetzen. Dafür sind wir in der falschen Stadt", erzählt sie lachend.

Ihr Vorgänger Adi Kaspari, der seit 1986 den Mattes spielte, ist nach der Generalprobe zufrieden mit der neuen Stäächer-Walli. "Das hat sie gut gemacht", sagt das Wittlicher Urgestein und nickt anerkennend.

Für die Kirmestage hat sich Kaspari außerdem noch eine Überraschung für seine Nachfolgerin ausgedacht. Was genau, bleibt ein Geheimnis. Nur so viel sei verraten: Nicht nur die Hose des alten Stäächer-Mattes-Kostüms wird Clara Boor dann tragen dürfen.Extra: DAS FESTSCHAUSPIEL MIT DER SÄUBRENNERSAGE

 Clara Boor, die neue Stäächer-Walli in Zivil bei der Generalprobe.

Clara Boor, die neue Stäächer-Walli in Zivil bei der Generalprobe.

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )
 Bei der Probe wird der Text noch abgelesen, bei der Aufführung des Festschauspiels heute Abend wird das anders sein.

Bei der Probe wird der Text noch abgelesen, bei der Aufführung des Festschauspiels heute Abend wird das anders sein.

Foto: Klaus Kimmling (m_wil )


Das Festschauspiel ist, nach der offiziellen Kirmeseröffnung auf dem Rummelplatz um 18 Uhr, heute der erste Höhepunkt der Säubrennerkirmes. Um 21.30 Uhr geht es im Stadtpark los. Am Schauspiel um die Eroberung der Stadt durch den Ritter von Ehrenberg anno 1397 sind zwei Musikzüge, der Reitverein, die Freiwillige Feuerwehr, die Jugendfeuerwehr und mehr als 100 Schauspieler beteiligt. Bürgermeister Joachim Rodenkirch spielt sich selbst und seinen Vorgänger von vor 620 Jahren auf der Bühne.

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